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Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Titel: Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Plötzlich fiel ihm etwas ein. »He, warte mal! Ich habe doch ein Foto von diesem Jungen!«
    »Veras Bruder?«
    Jan sprang auf, lief in die Diele und kam wenige Augenblicke später mit der Digitalkamera wieder zurück. Katrin runzelte die Stirn, als sie das Gerät sah – vielleicht fiel ihr beim Anblick der Kamera wieder ein, wie wenig er ihr erstes Geschenkgewürdigt hatte –, sagte aber nichts, sondern trat neugierig hinter ihn und beugte sich vor, als er den Apparat einschaltete.
    Jan gab einen enttäuschten Laut von sich. Er hatte damit gerechnet, daß die Aufnahmen nicht besonders gut waren, aber sie waren alles andere als das. Sie waren unbrauchbar. Auf dem briefmarkengroßen LCD-Monitor waren im Grunde nicht mehr als Farbkleckse zu erkennen.
    »Schade«, sagte Katrin.
    »Nicht so schnell.« Jan schaltete die Kamera aus. »Vielleicht kann ich noch ein bißchen zaubern … falls Graf Dracula meinen PC verschont hat, heißt das.«
    Er drehte sich auf dem Absatz um, stürmte ins Arbeitszimmer und schaltete das Licht ein. Sie waren noch nicht dazu gekommen, hier aufzuräumen, aber die Verwüstung hielt sich in diesem Zimmer in Grenzen. Jans Herz machte allerdings einen erschrockenen Sprung, als er sah, daß sein Computer umgestürzt und der Monitor vom Tisch gestoßen worden war. Hastig stellte er das Gerät auf, wuchtete mit Katrins Hilfe den klobigen Monitor auf den Tisch und brauchte ungefähr fünf Minuten, um die herausgerissenen Kabel und Steckverbindungen wieder herzustellen. Sein Herz klopfte vor Aufregung, als er den Stecker in die Steckdose schob und den Computer einschaltete.
    Das Wunder geschah. Der Computer explodierte nicht, sondern erwachte nach einer quälenden, endlos erscheinenden Sekunde summend zum Leben.
    Der Monitor blieb schwarz.
    »O verdammt!« murmelte Jan. »Das wäre ja auch zu schön gewesen.«
    »Vielleicht ist ja nur ein Draht locker oder so was«, sagte Katrin. »Kannst du das nicht reparieren?«
    »Kein Problem«, antwortete Jan. »Wenn ich vorher fünf Semester Elektrotechnik studiere.«
    Katrin sah ihn stirnrunzelnd an, streckte den Arm aus und schlug mit der flachen Hand auf den Monitor. Ein helles Flackern huschte über den Bildschirm, und der Monitor erwachte zum Leben. Das Bild war ein wenig verzerrt, aber stabil.
    »Fünf Semester Elektrotechnik, wie?«
    Jan zog es vor, diese Bemerkung zu überhören, und schloß mit schnellen, aber präzisen Bewegungen die Kamera an. Er wartete jeden Moment darauf, daß der Computer wieder den Geist aufgab und der Monitor schwarz wurde, aber statt dessen erschien nach wenigen Augenblicken das Startmenü des Bildbearbeitungs-Programms, mit dem die Kamera gekoppelt war.
    Die wenigen Sekunden, die vergingen, bis die acht Aufnahmen in den Computer geladen waren, schienen kein Ende zu nehmen. Und das Ergebnis war – gelinde gesagt – enttäuschend.
    Die beiden Bilder, die er von dem Jungen gemacht hatte, waren jetzt größer, aber keinen Deut besser. Die Gestalt des Jungen bestand im Grunde nur aus einer Ansammlung rechteckiger grober Klötzchen in unterschiedlichen Braun- und Schwarztönen.
    Katrin machte ein enttäuschtes Geräusch. »Damit wird Krieger nicht besonders viel anfangen können«, sagte sie. »Wieso hast du eigentlich von all den unzähligen Kameras im Haus ausgerechnet diese mitgenommen?«
    »Weil mir in letzter Zeit andauernd irgendwelche Negative abhanden kommen oder ich ständig Leute treffe, die sich nicht fotografieren lassen«, murmelte Jan. Katrin sah ihn nur verständnislos an, und Jan fügte nach einer oder zwei Sekunden hinzu: »Ich wollte die Bilder sofort sehen und nicht erst entwickeln müssen.«
    »Das war vielleicht keine so gute Idee«, murmelte Katrin niedergeschlagen. »Hiermit können wir jedenfalls nichts anfangen.«
    »Abwarten«, sagte Jan. »Ich habe noch ein paar Tricks auf Lager.« Er speicherte die Fotos ab, beendete das Programm und lud eine andere Bildbearbeitungs-Software.
    »Was tust du da?«
    »Keine Ahnung, ob es funktioniert«, gestand Jan, während seine Finger bereits eifrig über die Tastatur huschten. Er versuchte, sich an die richtigen Befehle zu erinnern. Er hatte das Programm seit mindestens einem halben Jahr nicht mehr benutzt und auch vorher im Grunde nur damit herumgespielt. Vielleicht gehörte der digitalen Fotografie ja die Zukunft, aber er selbst hielt nicht viel davon. »Dieses Programm interpoliert ein mögliches Endergebnis aus einer vorgegebenen Datenmenge.«
    »Aha«, sagte

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