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Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Titel: Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schauderhaft, wie er erwartet hatte. Zwar hatte auch sein Gesicht ein paar Blessuren abbekommen, aber die meisten waren wirklich nur Schrammen und kaum der Rede wert.
    Am meisten aber erstaunte ihn der Anblick seines Auges. Es war so gut wie verheilt. Die Verletzung war kaum noch sichtbar. Dabei hatte es am Anfang so ausgesehen, als würde es Wochen dauern, bis er sich wieder unter Menschen wagen konnte.
    Jan sah auf die Uhr. Katrin und Vera waren jetzt seit gut zwei Stunden weg. Am Anfang war er sogar froh gewesen, daß Vera ohne weitere Erklärung gegangen war. Auch wenn ihn ihre Eröffnung strenggenommen nicht mehr hätte überraschen dürfen, hatte sie es doch getan. Es gab ein gewisses Maß anschlechten Neuigkeiten, das er verkraften konnte, und darüber hinaus nichts mehr.
    Vampire!
    Das war so idiotisch, daß er am liebsten laut gelacht hätte.
    Und tief in sich drin, auf einer anderen Ebene seines Bewußtseins, die sich seinem direkten Zugriff bisher fast angstvoll entzogen hatte, hatte er es die ganze Zeit über gewußt. Er hatte ja sogar den Beweis vor Augen gehabt.
    Er verließ das Bad, ging ins Arbeitszimmer und schaltete den Computer ein. Das Gerät hatte sich automatisch abgeschaltet, nachdem es seine Aufgabe erfüllt hatte, aber die extrapolierten Bilder befanden sich als Sicherheitskopie auf seiner Festplatte.
    Jan klickte die entsprechende Datei an und wartete ungeduldig, bis der Rechner das Bild vollständig aufgebaut hatte. Der Zeit nach zu schließen, die er dazu brauchte, mußte die Datenmenge gewaltig sein.
    Das Ergebnis ließ sich allerdings sehen. In den auseinanderfallenden Spiegelscherben war gleich mehrfach das Gesicht des unheimlichen Wesens zu erkennen, dem er vor zwei Stunden im Keller gegenübergestanden hatte. Der Computer hatte in dem einen oder anderen Detail danebengegriffen, aber im großen und ganzen entsprach die Darstellung durchaus der Realität. Falls es so etwas wie Realität noch gab.
    Das Ding, das ihm in leicht verschwommenen Farben vom Monitor entgegengrinste, ähnelte zwar noch immer einem Menschen, hatte aber zugleich auch etwas Insektenhaftes. Es wirkte unendlich fremd und auf eine schwer in Worte zu fassende Weise feindselig .
    »Es kommt ihm ziemlich nahe«, sagte eine Stimme hinter ihm, »aber es trifft ihn nicht genau. Trotzdem: Diese … Rechenmaschinen sind erstaunlich. Manchmal erschrecken mich eure Erfindungen.«
    Jan starrte eine Sekunde lang die verzerrte Spiegelung auf dem Monitor an, ehe er sich umdrehte und zu Vera aufsah. Er wußte nicht, wie lange sie schon hinter ihm stand und ihm zusah. Er hatte nicht einmal gehört, daß sie hereingekommen war.
    »Computer«, sagte er, mit sonderbar flacher, müde klingender Stimme. »Man nennt sie Computer.«
    »Computer.« Vera nickte, streckte den Arm aus und legte die flache Hand auf den Monitor. Das Bild begann zu flackern und erlosch nach ein paar Sekunden ganz, und aus dem Gehäuse des Computers drang plötzlich ein unangenehmer, schnarrender Laut. Es roch verbrannt.
    »Es ist besser, wenn niemand diese Bilder sieht«, sagte sie. »Trotzdem: Es ist erstaunlich. Diese Maschinen könnten sich in Zukunft wirklich als Problem erweisen. Wir werden etwas dagegen unternehmen müssen.«
    Jan machte eine Kopfbewegung zu dem erloschenen Monitor hin. Er mußte sich nicht überzeugen, um zu wissen, daß die Bilddateien von seiner Festplatte verschwunden waren; mit ziemlicher Sicherheit zusammen mit allem anderen, was sich darauf befunden hatte. »Wieso? Habt ihr Angst, daß sie euer schmutziges kleines Geheimnis aufdecken könnten?«
    »Wieso bist du der Meinung, daß es schmutzig ist?« fragte Vera. »Es ist ein Geheimnis, und wir existieren, aber weder das eine noch das andere ist unsere Schuld. Wir haben uns ebensowenig selbst erschaffen wie ihr euch!«
    »Versteckt ihr euch deshalb vor uns?«
    »Verstecken?« Vera nahm die Brille ab und sah einen Moment lang auf den erloschenen Schirm. »Würdet ihr uns denn in eurer Mitte dulden?«
    »Euch?« So wie Vera deutete Jan auf den dunklen Bildschirm, und so wie sie sprach er nicht von der Schwärze, die jetzt darauf sichtbar war, sondern von dem, was er noch vor wenigen Augenblicken gezeigt hatte. »Du meinst … das da?
    Dieses … Ding.
    Erst, nachdem er die Worte ausgesprochen hatte, wurde ihm selbst klar, wie sie auf Vera wirken mußten. Wenn das, was er vermutete, zutraf, dann war auch sie ein solches »das da«, ein Ding, das zwar mit einigem Erfolg versuchte, wie ein

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