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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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wir durch das Schloß gehen“, sagte sie, „müßt ihr mir alles beschreiben, was ihr seht.“
    Das taten sie, obwohl es dort so viele Dinge gab, daß sie müde wurden, alles aufzuzählen. Schließlich sagte sie: „Es ist fast genauso, wie ich es in Erinnerung hatte. Aber hier und da fehlt doch einiges. Und offensichtlich sind die Sklaven auch nicht mehr da. Vermutlich sind sie geflohen und haben einige Schätze mitgenommen.“
    „Was bedeuten würde“, fuhr Sloosh fort, „daß sie ihnen die Freiheit wiedergegeben und erlaubt hat, daß sie die Schätze mitnahmen. Oder sie war nicht in der Lage, sie daran zu hindern. Ich würde letzterer Theorie eigentlich den Vorzug geben.“
    „Ich auch“, ließ sich wieder Feersh vernehmen. „Die Sklaven brauchte sie ja im Grunde nur für eins: für ihre Gesellschaft. Sie brauchte Leute, mit denen sie reden konnte. Sie hat sogar Maschinen, die alle die Arbeiten ausführen können, für die eigentlich die Sklaven da sind, aber sie hat alle in einen Raum gesperrt und nur selten hervorgeholt.“
    „Ja, aber“, begann Sloosh, „was ist denn aus der Shemibob geworden?“
    Sie entdeckten im Erdgeschoß eine riesengroße Küche und daneben eine Speisekammer, deren Inhalt mühelos ausgereicht hätte, Deyvs ganzes Dorf während unzähliger Feste zu versorgen. Auch schien genug Alkohol vorhanden zu sein, um seinen ganzen Stamm für immer betrunken zu machen. Und es waren genug Drogen vorrätig, um ihn für noch länger in Rauschzustände zu versetzen. Die Speisen waren noch so frisch, wie sie gewesen waren, als man sie eingelagert hatte. Wie die Hexe sagte, blieben sie unabhängig von der Zeit so lange frisch, bis sie wieder aus der Speisekammer herausgeholt wurden. Dann erst wurden sie allmählich schlecht.
    „Wenn man einmal von unserer Sterblichkeit absieht,“ meinte Deyv, „sieht dieser Ort demjenigen ziemlich ähnlich, den uns der Schamane für die Zeit nach dem Tode verheißen hat. Warum bleiben wir nicht einfach hier und freuen uns des Lebens, wenn doch die Shemibob verschwunden ist? Natürlich müßten unsere Stämme auch herkommen. Und wer weiß, vielleicht finden wir der Shemibobs Geheimnis des ewigen Lebens!“
    „Aber die Vorräte würden uns mit der Zeit ausgehen“, wandte Sloosh ein. „Ihr würdet Kinder haben, und dieser Ort wäre vollkommen überfüllt. Obwohl angesichts eures Hangs zum Streit und von daher zu Gewalttätigkeiten das Bevölkerungsproblem vielleicht nicht ganz so schlimm wäre. Aber der Speicher wäre bestimmt bald leer. Und was würdet ihr dann tun? Die Fähigkeit zu jagen und den Acker zu bestellen hättet ihr bis dahin verlernt – ihr würdet alle zugrunde gehen.“
    Deyv erwiderte ärgerlich: „Das weiß ich. Ich hatte es mir ja auch nur vorgestellt.“
    „Das kommt daher, weil du heute nicht mehr der vor Furcht zitternde Jüngling bist, der einst auszog, bei einem feindlichen Stamm eine Frau zu suchen. Du hast viel erlebt, bist weit herumgekommen, hast viel gesehen, was du nicht gesehen hättest, wenn dir der Yawtl nicht dein Seelenei gestohlen hätte. Du bist reifer geworden, und zwar reifer, als du je geworden wärst, wenn du ein einfaches Stammesmitglied geblieben wärest. Aber trotzdem mußt du noch viel lernen.“
    „Du auch“, sagte Deyv.
    „Zum Glück, ja. Wofür lohnte es sich sonst zu leben?“
    Als er sich im rückwärtigen Teil des ersten Stocks befand, erlebte Deyv etwas Schreckliches. Er betrat einen gewaltigen Raum, in dem die Beleuchtung fast so schwach war wie sonst das Tageslicht, wenn das Schwarze Tier den Himmel bedeckte. Viele undeutliche Formen schwammen in der Luft herum. Sie glänzten matt, und dieses Glänzen machte den größten Teil des Lichts aus. Sie schimmerten in vielen Farben und waren wie Kaulquappen geformt. Sie drehten sich um sich selbst oder bäumten sich plötzlich auf.
    Er überlegte noch, ob er, um eine Fackel zu holen, zurückgehen oder, besser noch, ob er sich ganz von dem Raum fernhalten sollte. Da kam Vana hinzu, und durch ihre Gesellschaft ermutigt, beschloß er, sich die Geschöpfe näher anzusehen. Er hatte kaum die Schwelle überschritten, als eine der scharlachroten Gestalten auf ihn zuschnellte, sich drehte, kurz bevor sie ihn berührte, und den Schwanz herumwarf. Deyv schrie vor Schmerz auf und griff sich ans Gesicht.
    Da rannte Vana in den Raum hinein und schrie: „Was ist los?“ Eine zweite Gestalt in Türkisblau wand sich auf sie zu und berührte flüchtig ihren Kopf. Stöhnend

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