Dunkel ist die Sonne
Nähe zu kochen. Sie blieben stehen und starrten auf das Wasser, ohne die Hexe zu beachten. Da schoß ein furchterregend großes Tier e m por, das purpurn und grau war, mit Flossen ausgestattet war, dazu einem gewaltigen Maul und dickfleischigen, rankenartigen Auswüchsen, die von der Wölbung oben auf seinem Kopf herabhingen. Es stieg höher und höher, während das Wasser hoch- und von ihm wegspritzte und sich unter ihm eine Wolke aus Schaum bildete.
Als es fiel, verursachte es ein ohrenbetäubendes G e räusch, und Wellen überspülten die Decks der Thar a korm und hätten beinahe eine Frau von Bord g e schwemmt. Die Sklaven und Feershs Kinder rannten schreiend auf den Mast hinter der rückwärtigen Kajüte zu, wobei sie Feersh zu Boden warfen. Der Strudel, der sich beim Eintauchen des Ungeheuers gebildet hatte, schien die Tharakorm in sich einsaugen zu wollen.
Plötzlich war das schwimmende Ungeheuer hinter i h nen und stieg abermals und scheinbar ohne Ende auf. Als es sich krümmte und tauchte, schlug der gewaltige runde Kopf aufs Wasser, und der Schaum bespritzte alle, die sich auf den Tharakorm befanden, und wurde sogar von noch größeren Wellen als beim ersten Mal gefolgt. Deyv hatte eines der Augen gesehen; es war klein im Vergleich zum Körper, aber größer als sein eigener Kopf. Es hatte kalt und gelb und hungrig geblickt.
Dann sah er, daß das Segelschiff nochmals an den Tharakorm vorbeifuhr. Es war nur noch drei Meter en t fernt. Die Blüten am Rumpf hatten tatsächlich Augen; sie waren grün, mit schwarzer Iris. Auch sie sahen kalt zu ihm herüber, bevor sie sich neigten, um wieder ins Wa s ser zu blicken.
Die Blütenaugen an den Masten beobachteten die Menge an Bord der Tharakorm ebenfalls.
Einige der Schnecken schienen sich der Anwesenheit der Fremden bewußt zu sein. Andere ignorierten sie. Sie waren wie Würste geformt und von blaßweißer Durc h sichtigkeit. Dunkle, bogenförmige Gebilde, die vermu t lich zum Skelett gehörten, waren unter der feuchten, schleimig wirkenden Haut sichtbar. Unzählige winzige, dunkle Punkte waren genau unterhalb der Haut. Kleine, stempelartige Flossen, mindestens zwanzig an der Zahl, saßen an den Seiten des Körpers. Der Schwanz war leicht gegabelt. An der Vorderfront des plumpen Kopfes waren große grüne Augen mit Schwarz in der Mitte. Sie schi e nen nicht Teil des Kopfes zu sein; man hatte den Ei n druck, daß sie nur aufgesetzt waren. Vielleicht, dachte Deyv, waren das Blütenaugen, die aus der Haut herau s wuchsen. Und die Wurzeln gingen durch Haut und Fleisch hindurch bis zum Nervensystem im Schädel. Wenn sie einen Schädel besaßen. Es gab weder eine Nase noch Luftlöcher. Im Maul waren Reihen winziger, dre i eckiger Zähne zu sehen. Eine Zunge konnte er nicht e r kennen.
Das Deck, auf dem die Schnecken herumkrochen, war schwarz und wirkte lederartig. Es war ganz eben und glatt bis auf drei Öffnungen, von denen eine drei Meter vom Heck entfernt, eine andere in der Mitte und eine weitere drei Meter vom Bug entfernt war. Es gab keine Reling, und der Wasserstand reichte bis auf knapp einen Meter unter das Deck. Der Rumpf bestand aus einem glatten, glänzenden, dunkelgrünen Material, vielleicht aus einer Art Knochen.
Als das riesige Geschöpf vorbeisegelte, ließ es den Hauch eines Duftes hinter sich zurück, der mehr als an alles andere an einen nassen, struppigen Hund erinnerte.
Zum dritten Mal tauchte das Seeungeheuer auf. O b wohl es jetzt weiter weg war, war es doch noch nahe g e nug, um seine Beobachter zu erschrecken. Das segelnde Schiffswesen lenkte plötzlich darauf zu, und als das Se e ungeheuer abermals hochkam, war es fast unter dem Bug. Das Segelschiff erwischte das Biest quer, als es e r neut zu tauchen versuchte. Obwohl Deyv nicht sehen konnte, was das Segelschiff tat, schien es den Fisch g e fangen zu haben.
„Womit?“ dachte er. Kurz darauf wußte er es. Das S e gelschiff drehte sich und gewährte ihm einen Blick auf den oberen Teil eines Mauls, der sich quer über das za p pelnde Ungeheuer gelegt hatte.
„Der Bug hat ja Lippen!“ rief Vana aus.
„Das Maul hat ja Zähne!“ schrie Deyv. Er war beei n druckt. Außerdem war er zu Tode erschrocken. Was war, wenn der Fisch nicht gereicht hatte und das Geschöpf, das einem Segelschiff so ähnlich sah, beschloß, die Th a rakorm zum Nachtisch zu verspeisen?
Wie ein Hund mit einem Knochen zwischen den Zä h nen, der sich einen Platz sucht, um ihn zu vergraben, sege l te das
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