Dunkel ist die Sonne

Deyv war in den Dschungel gelaufen, um es sich aus der Nähe anz u sehen.
    „Es sind keine Menschen darin“, meldete er. „Sie s e hen sogar noch seltsamer aus als du, Hoozisst.“
    „Ich sehe nicht seltsam aus“, brummte Hoozisst. „Ihr Menschen seid es, die so komisch aussehen.“
    Sloosh hörte sich Deyvs Beschreibung an.
    „Das sind Tsimmanbul“, sagte Sloosh. „Ich habe schon Stämme kennengelernt, die freundlich waren; a n dere wiederum waren ausgesprochen feindselig. Wir m a chen besser einen Bogen um sie. Wir gehen lieber kein Risiko ein.“
    Die nächste bewohnte Gegend war ein Dorf aus Ba m bushütten, rund und mit kegelförmigen, grasgedeckten Dächern, die von einer hölzernen Einfriedung umgeben waren. Wie die vorherigen Tsimmanbul schienen sie hauptsächlich mit dem Fischfang beschäftigt. Das konnte nur günstig sein, denn es bedeutete, daß die Gefahr, im Dschungel auf Jäger zu stoßen, geringer war. Als sie j e doch gerade das vierte Dorf umgingen, wären sie fast von vier Kriegern überrascht worden, die an zwei Stangen ein Reh trugen. Sie stürzten in den Busch und warteten, bis die Jäger verschwunden waren.
    Der kleinste von den Tsimmanbul war mindestens zwei Meter groß. Die Haut war unbehaart und von dun k lem Schiefergrau; von den Achselhöhlen liefen weiße Streifen bis zum Knie. Die Körper sahen recht mensc h lich aus, wenn auch die langen Zehen mit Schwimmhä u ten versehen waren. Die Köpfe waren etwa um ein Drittel größer als von einem Menschen gleicher Größe, und sie hatten etwas Tierähnliches an sich. Deyv fand, daß ihre Köpfe sowohl mit Hunden als auch mit Fischen Ähnlic h keit hatten, aber die Gesichter waren intelligent und au s drucksvoll. Die Stirn sah aus, als verdeckte sie ein sehr großes Hirn. Die Münder waren sehr breit, so daß sie fast bis zu den recht menschenähnlichen Ohren reichten. Di e se wirkten klein, aber nur, weil die sehr großen Köpfe sie so erscheinen ließen.
    Sie sahen sicher ausgesprochen exotisch aus. Was Deyv so etwas wie eine Gänsehaut verschaffte, obwohl er schon Tsimmanbul gesehen hatte, waren ihre glatten, glänzenden, grauen Köpfe. Ganz oben hatten sich A n häufungen von Fett und Muskeln gebildet, und an den Spitzen waren Öffnungen. Diese bewegten sich wie Li p pen, als ob sie durch sie atmeten. Sloosh hatte ihm g e sagt, daß es sich dabei um Luftlöcher handelte.
    Sie sprachen jedoch mit dem Mund, indem sie eine Reihe modulierter Pfiffe von sich gaben. Spitze Zähne blitzten weiß in den dunklen Gesichter; Zahnfleisch und Zunge waren weiß wie ein Fischbauch.
    „Auch sie hatten einst eine große Kultur, obwohl sie hauptsächlich auf das Meer beschränkt war“, sagte Sloosh. „Ihre Städte erhoben sich auf Pfählen aus dem Meer oder schwammen auf dem Wasser. Damals lebten sie noch in Frieden mit dem Menschen. Aber nach einem großen Unglück fielen sie in die Barbarei zurück.“
    Das schwarze Tier zog unermüdlich seine Runden um die Erde. Diejenigen, die unter ihm an der Küste en t langwanderten, waren nicht ganz so unermüdlich. Sie hielten wiederholt an, um zu rasten. Manchmal mußten sie über weite Strecken hinweg fliehen oder sich vor Menschen, Yawtl, Tsimmanbul, Käfer- und Ameisenho r den verstecken, an einem Fluß sogar vor einer Horde Giftschlangen, die aus dem Nichts aufgetaucht war.
    Erdbeben unterschiedlicher Stärke rüttelten und schü t telten sie. Die Erde tat sich vor und hinter ihnen auf, und zweimal fast genau unter ihren Füßen.
    Stürme warfen riesige Bäume um, die tausende von Ruhezeiten überdauert hatten; Regengüsse prallten auf sie nieder, bevor sie sich in das entfaltete Fahrzeug retten konnten; Blitze schlugen so nahe ein, daß der Yawtl ei n mal das Bewußtsein verlor. Deyv behauptete allerdings, daß dieser Zustand bei Hoozisst nicht neu sei.
    Einmal kam ein sehr kalter Wind auf, der erste dieser Art, den Deyv erlebte, obgleich es hieß, daß es, kurz b e vor er geboren wurde, schon einmal einen solchen Wind gegeben habe. Mit ihm zusammen tauchte ein weiteres Phänomen auf, das neu war, nämlich Hagel. Die großen, harten Bälle aus Eis schlugen sie grün und blau, nachdem sie durch das Blätterdach über ihren Köpfen geprasselt waren, und hätten sie erschlagen, wenn sie nicht in dem Fahrzeug Zuflucht gefunden hätten.
    Auch kam es häufig vor, daß der Sand- oder Fel s strand aufhörte und sie auf die ans Meer angrenzenden Klippen steigen mußten. Feershs Familienangehörige und die