Dunkel ist die Sonne
Ruhezeit kam Deyvs Großmutter aus den dunklen Nebeln seiner Träume zu ihm.
Deyv sagte: „Welch ein Vergnügen, dich wiederzus e hen, Großmutter. Du hast mich lange nicht besucht.“
„Für mich ist es kein Vergnügen“, erwiderte sie. „Für die Toten gibt es das nicht. Ich bin gekommen, um dir zu helfen, dein Problem zu lösen. Du willst, daß Vana als deine Frau mit zu deinem Stamme geht, und sie will, daß du als ihr Mann zu dem ihren gehst. Ihr seid beide sehr halsstarrig. Keiner von euch will nachgeben. Und du willst nicht einmal den vernünftigen Vorschlag des Pflanzenmenschen annehmen, einen gespitzten Stock zu werfen und durch ihn entscheiden zu lassen, welchen Weg du gehst.
Darum bin ich gekommen, um dir zu sagen, was du tun sollst. Die Toten kennen kein Vergnügen, aber sie sind weise. Du mußt mir gehorchen.“
„Ich will tun, was du sagst, Großmutter“, antwortete Deyv. „Nur … Ich hoffe, du erinnerst dich, daß ich von deinem Fleisch und Blut bin, von deinem Stamm, und daß du mich daher begünstigst.“
„Vana hat ein Kind von meinem Fleische zur Welt g e bracht, und bald wird ein zweites da sein. Ich kann dich nicht mehr begünstigen als sie. Höre nun, was du tun mußt, um sowohl dir selbst als auch ihr zu genügen. Und um dein und ihr Volk zu retten.“
Er weckte Vana auf, nachdem die Großmutter zurück in den Nebel geschwebt war. Er bestand darauf, daß sie in einen anderen Raum des Fahrzeugs gingen, wo sie mit ihrer Unterhaltung niemanden stören würden. Dort e r zählte er ihr von seinem Traum.
„Wie du siehst, hat sie die Lösung gefunden. Wir we r den unseren Stämmen sagen, daß es einen Ausweg aus dem Verderben gibt, das mit jedem Durchgang des Schwarzen Tieres näherkommt. Wir werden ihnen sagen, daß unsere beiden Stämme sich vereinigen müssen. Auf diese Weise haben wir auch keinen Streit mehr, und wir retten unser Volk und unsere Kinder auf Generationen hin. Wir werden sie hierherbringen und in eine bessere Welt hinüberführen.“
„Du bist verrückt!“ sagte Vana. „Sie würden niemals auf uns hören!“
Sloosh, der während des Frühstücks davon erfuhr, re a gierte ähnlich. Nachdem er jedoch eine Weile darüber nachgedacht hatte, fand er die Idee doch nicht so schlecht.
„Ihr beide allein könnt eure Völker natürlich nicht überzeugen. Aber wenn die Shemibob und ich euch b e gleiten würden, dann könntet ihr es schaffen. Wir würden eurer Aussage das nötige Gewicht verleihen. Durch uns würden sie eingeschüchtert werden, und während man eurer Behauptung, daß die Welt bald für alles Leben zu gefährlich sein wird, nicht viel Bedeutung beimessen wird, wird es bei uns anders sein.“
„Warum solltet ihr so etwas tun? Es ist ein langer, a n strengender und gefährlicher Weg.“
„Ich habe nichts zu tun, außer auf mein Volk zu wa r ten. Ja, im Grunde nicht einmal das, denn sie kommen auch ohne meine Hilfe durch das Tor. Aber ich habe vor, auch die hier Ansässigen dazu zu bewegen, mitzugehen.“
„Ich verstehe immer noch nicht ganz“, sagte Vana. „Warum bist du eigentlich so versessen darauf, die Me n schen zu retten? Sie bilden schon hier für dich eine G e fahr, und wenn sie in die andere Welt mitgehen, werden sie dir dort wieder gefährlich werden. Es könnte sogar sein, daß sie versuchen würden, die Archkerri auszuro t ten.“
„Das ist wahr, aber mein Handeln ist von einer Max i me bestimmt, die du nicht verstehst, weil du ein Sta m meswesen bist. Meine Haltung ist viel offener, humaner. Die Menschen sind vernunftbegabte Wesen. Folglich sind sie, wie tief sie auch unter uns Archkerri stehen m ö gen, immer noch unsere Brüder. Ich will sogar vers u chen, das Volk der Yawtl zu retten, wenn ich dazu die Gelegenheit habe.
Auch könnte man sagen, daß ich einfach eine Schuld begleiche. Schließlich waren es die Menschen, die uns, die vernunftbegabten Wesen des Pflanzenreiches, sch u fen. Dies geschah, als die Menschen noch eine große Kultur besaßen und in mancher Hinsicht ebenso weise und human wie wir waren. Wenn sie nicht gewesen w ä ren, hätte es auch uns nie gegeben. Darum … handle ich also lediglich aus einem Gefühl der Dankbarkeit heraus. Könnt ihr das verstehen?“
„Nein“, sagte Deyv. „Aber ich freue mich, daß du so denkst.“
„Ich werde euch schon lehren, ebenso zu denken.“
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Die erste Handlung am nächsten Morgen war nicht das Packen. Sloosh sagte, daß er zuerst den Aufenthaltsort der beiden
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