Dunkel ist die Sonne
Stämme ausfindig machen müsse. Nach den Auskünften, die er bei seinem Pflanzenvolk eingeholt hatte, wollte er sich eine einfache Karte machen, und zwar wollte er diese in den Boden zeichnen, da er keinen Papyrus zur Verfügung hatte. Aber der Archkerri brauc h te nur einen Blick darauf zu werfen, um sie genau im Kopf zu haben.
Der Vorgang würde mindestens fünf Ruhezeiten in Anspruch nehmen, möglicherweise sogar bis zu acht. Er machte sich sofort an die Arbeit. In der Zwischenzeit brachen Deyv, die Shemibob und die beiden Tiere auf, um in der Nähe des in der Gegend ansässigen Stamms zu kundschaften. Das Schwarze Tier bedeckte wieder ei n mal den ganzen Himmel, wodurch sich die Gefahr aufz u fallen, erheblich verringerte. Während der Ruhezeit k a men sie ziemlich nahe an das Dorf heran. Als sie sich auf halber Höhe des Hügels befanden, wurden sie von einem Wächter mit sehr scharfen Augen entdeckt. Auf seine Warnung hin kamen die Krieger durch das Tor gehetzt, aber die anderen hatten sich bereits im Sumpf in Siche r heit gebracht.
Deyv, die Shemibob und die Tiere kehrten viel später wieder zurück. Dieses Mal wurden sie Zeugen, wie sechs erwachsene und sechs junge Nagetiere von der riesigen, rotohrigen Art über die Schotengewächse herfielen. Die aufgewachten Krieger stürmten auf die Eindringlinge zu, aber dieses Mal setzten sich die Tiere zur Wehr. Zwei wurden durch in die Augen gestoßene Speere getötet, und der Rest zog schwerfällig von dannen . Der Preis für den Sieg des Stammes war hoch: Vier Männer wurden getötet, sechs schwer verletzt.
Als die Toten und Verletzten den Berg hinaufgetragen wurden, setzte ein schweres Erdbeben ein. Deyv konnte nicht sehen, was dann geschah. Er war zu sehr damit b e schäftigt, sich vor einem stürzenden Baum in Sicherheit zu bringen. Schlamm und Wasser wogten unter seinen Füßen, und er fiel ein paar Mal der Länge nach hin. Es hätte nicht viel gefehlt, und er wäre von dem fallenden Giganten erschlagen worden. Die Shemibob hob ihn auf und trug ihn ein Stück. Die beiden halb ertrunkenen und vollkommen verschreckten Tiere stießen später wieder zu ihm.
Als sie zum Lager zurückkamen, standen sie vor e i nem heillosen Durcheinander. Auch hier waren Bäume entwurzelt oder umgekippt worden. Der Aufzug und die Brücke aus Bambus waren beide zerstört. Ein Haufen Schlamm hatte den vorderen Teil des Fahrzeugs unter sich begraben, war aber nicht ganz bis zur Tür geko m men.
Nachdem Deyv sich davon überzeugt hatte, daß Vana und dem Kind nichts geschehen war, nahm Sloosh ihn beiseite.
„Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten für euch. Ich kann keinen von euren Stämmen finden.“
Deyvs Schrecken war ohnehin schon groß genug. Er verstand nicht, wovon der Pflanzenmensch redete.
„Meinst du, daß dich deine Pflanzen im Stich gelassen haben? Hat das Erdbeben sie so durcheinander g e bracht?“
„Nein“, sagte Sloosh. Es klang ärgerlich. Da wußte Deyv, daß Sloosh das, was er zu berichten hatte, nur u n gern berichtete. Ihn konnte so leicht nichts umwerfen.
„Ich meine, daß dein Volk und das Vanas aus irgen d einem Grund ihre Gebiete verlassen haben. Und nicht nur das. Auch die anderen Stämme sind verschwunden.“
Deyv wurde schlecht. Langsam und zögernd fragte er dann: „Bist du sicher?“
„Wie du weißt, ist es nicht so einfach, Auskünfte von den Pflanzen zu bekommen. Bei der Befragung und I n terpretation ist Zeit, Geduld und einiges Geschick vonn ö ten. Die geistlosen Pflanzen konnten nur weitergeben, was sie aufgezeichnet haben. Aber ich bin mir ziemlich sicher. Ich habe ein großes Gebiet untersucht, weshalb mich das Ganze auch mehr Zeit gekostet hat, als ich e r wartet hatte.
Den Grund für das Verschwinden kann ich nicht s a gen. Die Erdbeben waren dort allerdings noch stärker als in irgendeinem der Gebiete, durch das wir durchgeko m men sind. Vielleicht sind sie deswegen weggezogen; vie l leicht wollten sie sichereres Gelände aufsuchen. Aber sie werden es nicht finden. Nicht für lange jedenfalls.“
„Könntest du sie aufspüren?“
„Nicht ohne den ungefähren Aufenthaltsort zu kennen. Die Pflanzen registrieren ja nur das, was sie sehen oder hören. Aber sie besitzen keine Augen und Ohren im e i gentlichen Sinne. Auch würde nicht eine einzige Info r mation, die dazu beitragen könnte, einzelne Stamme s mitglieder zu identifizieren, den Pflanzen etwas sagen. Diese Information würde nämlich unweigerlich mit allen
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