Dunkel ist die Sonne
dem Berg vorbei, und bald fl o gen sie über einer weiten Ebene dahin. Jenseits dieser Ebene waren noch mehr Gipfel zu sehen, aber sie schi e nen weniger hoch zu sein. Die Schreie der rundherum fliegenden Tiere klangen jetzt klagend, daran konnte gar kein Zweifel bestehen. Dann steuerte einer von ihnen, vermutlich der Anführer, zum Paß zurück, und die and e ren folgten.
„Bei Tirsh, was ist geschehen?“ fragte Vana. Sie sah genauso erleichtert, aber auch genauso überrascht aus wie Deyv.
„Ich weiß es nicht“, sagte Deyv.
„Für mich ist es eine regelrechte Offenbarung“, meinte Sloosh. „Aber ihr könnt mich nicht dafür tadeln, daß ich nicht wußte, was geschehen würde. Der Kristall hat ni e mals irgend etwas dieser Art angezeigt. Und anscheinend gilt für die Kristalle meiner Vorfahren und Zeitgenossen das gleiche. Aber ich glaube, ich weiß, warum wir – und der Yawtl auch – überlebt haben.“
Es folgte eine lange Pause, während der Sloosh mit geschlossenen Augen dastand. Schließlich fragte Deyv gereizt: „Also warum?“
Der Archkerri öffnete seine grünen Augen. „Das hat uns einen Weg zu einer wichtigen Erkenntnis hin eröf f net. Ja. Was wir sahen, ist das, was geschieht, wenn die Khratikl mit einer neuen Erfahrung konfrontiert werden. Sie scheinen einigermaßen intelligent zu sein, obgleich sie nicht erkenntnisfähig sind. Obwohl es natürlich sein kann, daß es eine Form der Intelligenz gibt, die der me i nen ebenbürtig und gleichzeitig der Erkenntnis nicht f ä hig ist.“
Sloosh schloß abermals die Augen.
Nach einer Weile sagte Deyv laut: „Sloosh! Wo bist du?“
„Ich bin hier, wo ich immer war. Ich war schon hier, als du mich das letzte Mal ansprachst. Ach so! Jetzt weiß ich, was du meinst. Diese Symbionten des Schiffswesens werden, obwohl sie eine gewisse Intelligenz haben, in der Hauptsache vom Instinkt geleitet. Sie rechnen, geleitet von ihren durch die Evolution programmierten Genen, damit, ein unbesetztes Tharakorm zu besteigen. Als sie also auf ein Tharakorm stießen, das von dem Yawtl, und dann auf noch eines, das von uns besetzt war, befanden sie sich in einer ganz neuen Situation. Sie wußten nicht, wie sie damit fertig werden sollten. Statt uns anzugreifen, wie es echte, fühlende Wesen getan hätten, lehnten sie die Situation als außerhalb ihrer instinktmäßigen Erfa h rung liegend ab. Und sie kehrten zum Gebirgsvorsprung zurück, um es beim nächsten Tharakorm zu versuchen.
Nichtsdestoweniger müssen ihre Pläne ziemlich durcheinandergebracht worden sein. Was wird mit denen geschehen, die zurückkommen, aber eigentlich bequem untergebracht sein sollten? Werden sie gegen die käm p fen müssen, die damit rechnen, das dritte zu besteigen? Gibt es eine Ordnung, die bestimmt, wer als erster an der Reihe ist? Oder wird diese einzig und allein durch das Alter der Khratikl bestimmt? Oder …?“
Manchmal fand Deyv die Spekulationen des Archkerri ja wirklich interessant. Im Augenblick aber wollte er e i gentlich nur wissen, wie sie überleben würden. Jeder an Bord hatte großen Hunger, und bald würde der Durst noch hinzukommen.
15
Ohne seine Symbionten, die den Stoff für die Gaserze u gung bereitstellten, würde das Tharakorm allmählich sinken. So lautete jedenfalls Slooshens Theorie. Falls die Zellwände jedoch wirklich Gas durchließen, so taten sie dies der gegenwärtigen Mannschaft nicht schnell genug. Ihre Mitglieder würden längst tot sein, wenn es auf dem Boden aufkam. Auf Slooshens Anweisung hin durc h bohrten sie eine Stelle in der Wand mit dem Schwert und hämmerten mit den Tomahawks dagegen. Die Wand war, obgleich dünner als Vanas Fingernagel , erstaunlich stark. Es kostete sie die ganze Zeit zwischen zwei Ruhezeiten, um durchzubrechen. Der Mangel an Wasser und Brot ließ ihnen die Arbeit jedoch länger erscheinen. Auch wurden sie dadurch noch hungriger und durstiger, als sie während des Ruhens geworden wären. Am Schluß waren sie restlos erschöpft.
Ein starker Wind kam auf und trieb sie mindestens hundert Meilen vor sich her. Dabei verlor der Archkerri die rote Spur des Yawtl.
„Jetzt finden wir ihn vielleicht nie wieder“, meinte er. „Erstens einmal ist er allein. Es kann zwar sein, daß er es nicht schafft, ein Loch in die Zelle seines Tharakorm zu bohren. Aber selbst wenn er es schafft, dann bestimmt nicht so schnell wie wir. Das heißt also, daß sein Thar a korm viel weiter segeln wird als unseres. Und es kann gar kein
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