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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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der Blitze unter Deck. Deyv hatte überlegt, daß man Feersh genausogut jetzt verhören konnte, war aber zu dem Schluß gekommen, daß es praktisch unmö g lich war, denn es war viel zu laut. Jedes Mal, wenn in der Nähe ein Blitz einschlug, fuhr er zusammen. Er würde sich während des Gewitters nicht genügend auf die Ve r nehmung konzentrieren können.
    Trotzdem bedauerte er sehr, Feersh nicht dazu bringen zu können, ihm den Aufenthaltsort seines Seeleneies zu verraten. Es jetzt in der Hand zu spüren, es zu streicheln, an die Brust zu drücken und zu küssen wäre so wohlt u end gewesen. Es hatte etwas Tröstliches an sich, und wenn er alle seine Gedanken auf das Ei konzentrierte, würden ihm Donner und Blitz weit entfernt und ung e fährlich vorkommen. In diesem Moment haßte er die H e xe mehr als je zuvor. Wenn das Unwetter vorüber war, würde er sie zwingen, ihm das Versteck zu verraten, selbst wenn er sie dafür auseinandernehmen müßte.
    Er kauerte sich in einem der inneren Räume hin, wo die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz getroffen zu werden, laut Sloosh geringer war. Den Arm hatte er um den Hund gelegt, der sich eng an ihn anschmiegte. Vana drückte die Katze an sich. Sloosh stand mit geschlossenen Augen in einer Ecke. Es war möglich, daß er schlief; genausogut konnte es aber auch sein, daß er gerade über etwas nac h dachte, was den Angelegenheiten der Menschen oder selbst seinen eigenen sehr fern lag. Der Yawtl war ne r vös, aber er hatte niemanden, an den er sich hätte kla m mern können. Daher hatte er sich wie ein Embryo hing e setzt. Die Knie hatte er an die Brust gedrückt, die Arme um die Knie gelegt und den Kopf auf sie hinunterg e beugt. Jedes Mal, wenn ein Blitz die Luft zerriß, fuhr er zusammen, als sei er eben im Mutterleib erwacht und müsse sich für die Geburt bereithalten.
    Ab und zu gelang es Deyv sogar einzuschlafen, alle r dings nur, um nach jeder weiteren ohrenbetäubenden und die Nacht schlagartig erhellenden Entladung zitternd wieder aufzuwachen. Er aß auch ab und zu, und wenn er seine Notdurft zu verrichten hatte, ging er gewöhnlich in den Raum, in dem die Hexe eingesperrt war. Die anderen taten das gleiche, um sie moralisch zu erniedrigen. Ke i ner der Gefangenen bekam etwas zu essen, wohl aber Wasser. Wenn sie vom Hunger geschwächt wurden, um so besser – dann würden sie der Untersuchung weniger Widerstand entgegensetzen. Und wenn sie im eigenen Kot liegen mußten, würden sie sich dadurch nur noch elender fühlen.
    Nachdem eine fast unerträgliche lange Zeitspanne ve r strichen war, ging der schwarze Donner mit seinen we i ßen Schwestern wieder von dannen. Ein Blick vom ob e ren Deck bewies, daß der Wind noch genauso stark wie vorher blies. Außerdem waren sie gerade über einer b e sonders gebirgigen Gegend, und das Tharakorm sackte immer, wenn es in einen Fallstrom geriet, plötzlich ab oder schoß ebenso plötzlich nach oben, so daß sie für einen Augenblick das Gefühl hatten, in der Luft zu hä n gen. Dann mußten sie wieder in ihren Raum zurückgehen und sich hinlegen.
    Sloosh, der es eigentlich besser hätte wissen müssen, bestand darauf, den anderen mitzuteilen, was ihnen alles zustoßen konnte.
    „Die Fallwinde könnten uns auf die Erde nach unten reißen. Die Aufwinde könnten uns so stark nach oben reißen, daß wir das Bewußtsein verlieren oder an Saue r stoffmangel sterben. Und wir könnten gegen einen Berg stoßen.“
    Er konnte gar nicht verstehen, wieso die anderen ihn baten, den Mund zu halten.
    „Die Fakten nicht zu kennen oder so zu tun, als ob man sie nicht kennt, ist unrealistisch. Aber wie ihr wollt … Darum werde ich euch auch nicht ärgern, indem ich euch etwas über dieses Gebirge erzähle.“
    „Gut“, sagte Deyv. Nach einer Weile aber fragte er: „Was ist mit diesem Gebirge?“
    „Aha, die Neugier ist also doch stärker als die Angst. Das Gebirge ist Teil einer gewaltigen Kette, die sich von einer Meeresküste zur anderen erstreckt. Durch sie wird die Landmasse in zwei Teile geteilt. Es wird für uns sehr schwierig werden, zu Fuß zurückzukehren. Aber wir können die Gebirgskette umgehen, indem wir uns ein Boot bauen und an der Küste entlangfahren. Auch das ist natürlich nicht ganz ungefährlich. Da gibt es Tsunamis und riesige fleischfressende Fische und Meeressäugetiere und feindliche Sapienten. Möglicherweise wäre es sogar besser, den Landweg zu nehmen. Das aber erfordert mehr Zeit. Auch kann die Gebirgskette wegen der

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