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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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versunken, die Stirn in Falten. Fast glaubte Iome, der Kräutersammler werde nicht antworten, doch dann begann er zu murmeln: »Holz und Stein, Holz und Stein, sind nur mein Fleisch, meine Knochen.
    Metall, Blut, Holz und Stein, dem bin ich versprochen.«
    »Was?« fragte Raj Ahten, der die Worte sicher gehört haben mußte.
    »Ich diene niemandem. Aber es wird ein König kommen, Euer Lordschaft, ein König, den die Erde anerkennt. Vor vierzehn Tagen hat er den Boden Heredons betreten. Ich weiß dies nur, weil ich nachts, als ich auf den Feldern schlief, die Steine habe flüstern hören. Eine Stimme rief nach mir, so klar wie eine Lerche: ›Der neue König der Erde kommt. Er ist bereits im Land!‹«
    »Tötet ihn!« begannen die Flammenweber allesamt auf diese überraschende Enthüllung hin zu schreien. »Er dient Eurem Feind!«
    Raj Ahten versuchte, ihr Gejammere mit erhobener Hand zum Verstummen zu bringen, und fragte: »Wer ist dieser König?« Seine Augen glühten. Die Flammenweber forderten weiter lautstark Binnesmans Tod. Tome befürchtete, Raj Ahten könnte ihrem Ersuchen nachkommen. Das Licht in den Augen der Flammenweberin wurde strahlender, und sie hob die Faust und ließ sie auflodern. Noch ein Augenblick und Raj Ahtens Wünsche spielten keine Rolle mehr. Die Flammenweber würden Binnesman töten.
    Iome versuchte den Kräutersammler zu retten und schrie: »Es ist Orden, König Orden hat unsere Grenze vor zwei Wochen überschritten!«
    Genau in diesem Augenblick fielen die Ketten, die Binnesman gehalten hatten, von ihm ab, sowohl an den Händen als auch an den Füßen, und Binnesman öffnete seine Fäuste, warf etwas in die Luft…
    Gelbe Blumenblüten, welke Wurzeln und trockene Blätter, die im grünen Licht flirrten.
    Die Flammenweber schrien entsetzt auf und wichen zurück.
    Die Kohlenpfanne erlosch. Tatsächlich gingen augenblicklich sämtliche Laternen im Saal aus, und nur der Schein der Sterne, der durch die Erkerfenster hereinfiel, erhellte den Raum.
    Als ihre Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah Iome sich verblüfft um. Die Flammenweber waren allesamt wie vom Blitz getroffen von Binnesman fortgeschleudert worden. Wie benommen lagen sie da, blickten um sich, ohne etwas zu sehen, und wimmerten vor Schmerzen.
    Plötzlich füllte sich der Raum mit einem frischen, prickelnden Geruch, als hätte der Wind den Duft einer fernen Wiese hereingetragen. Binnesman stand erhobenen Hauptes und aufrecht da und blickte Raj Ahten unter buschigen Brauen hervor zornig an. Die Fuß- und Handschellen, die er getragen hatte, lagen jetzt zu seinen Füßen, noch immer fest geschlossen. Es war, als wären seine Glieder einfach durch sie hindurchgedrungen.
    Die Flammenweber lagen zwar benommen und verletzt zu Binnesmans Füßen, Iome dagegen hatte während des Angriffs nichts gespürt. Eine Blüte hatte ihr Gesicht gestreift, war dann zu Boden gefallen, weiter nichts.
    Raj Ahten starrte den Kräutersammler leicht erbost an und umklammerte die Lehnen des Throns. »Was habt Ihr getan?«
    fragte er sanft und gleichmütig im Schein der Sterne.
    »Ich werde nicht hinnehmen, daß Eure Flammenweber mich töten«, sagte Binnesman. »Ich habe sie vorübergehend geschwächt, mehr nicht. Wenn Ihr mich nun entschuldigen wollt, Euer Lordschaft, ich bin sehr beschäftigt. Ihr wolltet doch Kräuter für Eure Armeen?« Der Zauberer drehte sich um und wollte gehen.
    »Stimmt es, daß Ihr König Orden unterstützt? Werdet Ihr an seiner Seite kämpfen?«
    Binnesman warf dem Wolflord einen Blick über seine Schulter zu und schüttelte in gespieltem Entsetzen den Kopf.
    »Ich will nicht gegen Euch kämpfen«, betonte er. »Ich habe noch nie einem Mann das Leben genommen. Ihr seid den Kräften der Erde gegenüber gleichgültig, Raj Ahten. Der große Baum des Lebens breitet seine Äste über Euch aus, und die Blätter raunen Euch zu, aber Ihr hört das Rascheln nicht. Statt dessen schlaft Ihr einfach zwischen seinen Wurzeln und träumt von Eroberungen. Richtet Euer Augenmerk auf das Bewahren. Euer Volk braucht Euch. Ich hege noch Hoffnung für Euch, Raj Ahten. Eines Tages könnte ich Euch vielleicht als meinen Freund betrachten.«
    Raj Ahten musterte den alten Zauberer eine Weile. »Was müßte geschehen, damit Ihr und ich Freunde werden?«
    Binnesman sagte: »Schwört einen Eid auf die Erde, daß Ihr ihr keinen Schaden zufügen werdet. Schwört, daß Ihr Euch bemühen werdet, ein Samenkorn der Menschlichkeit zu bewahren.«
    »Und

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