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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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erwähnt? Nein, mit keinem Wort.
    Er blickte zur Seite. Feykaald war seit vielen Jahren bei Raj Ahten. Jureem vertraute dem Mann. Was die Flammenweber anbetraf, so scherten sie sich nicht um Raj Ahten. Sie dienten den Flammen der Urgewalt und würden dem Wolflord nur so lange folgen, wie er ihnen Krieg versprach, ihnen versprach, ihren Meister zu nähren.
    Diese Männer waren also gewiß keine Spione. Natürlich konnte einer der Kommandanten ein Verräter sein. Aber wie?
    Wie hätte selbst ein Spion Orden so schnell von der Gelegenheit auf Longmot in Kenntnis setzen können?
    Nein, es war der Days, der große Mann mit dem ergrauenden Haar und dem wie gemeißelten, herrischen Gesichtsausdruck, der Jureem die größten Sorgen bereitete. Er hätte Orden in dieser Schlacht helfen können.
    Nur er.
    Jureem hatte diesen Augenblick schon seit langem befürchtet. Die Days behaupteten von sich, sie seien unparteiisch und würden nie einem Lord gegen einen anderen helfen. Dies hätte eine Einmischung in die Angelegenheiten der Menschen bedeutet, ein Verhalten, das, so die Days, die Lords der Zeit nicht hinnehmen würden. Daher beschränkten sie sich auf die Aufzeichnung der Ereignisse – aber Jureem halte zu viele Gerüchte gehört, zu viele Anspielungen auf skrupellose Machenschaften in der Vergangenheit. Jahrelang hatte Raj Ahten an Macht gewonnen, bis er den Punkt erreicht hatte, wo die Days, wie Jureem argwöhnte, sich gegen ihn verschworen.
    Seiner Ansicht nach stellten die Days auf ihre Art eine viel größere Gefahr dar als die nicht bezwingbaren Unabhängigen Ritter.
    Der Days war natürlich über Raj Ahtens Tun informiert. Er hatte lange vorher gewußt, daß Raj Ahten plante, Longmot anzugreifen, hatte gewußt, daß er die Burg ohne ausreichende Truppen zurückgelassen hatte. Der Zwilling des Days’, der Mann oder die Frau, der seinen Geist in dem Kloster oben im Norden teilte, wußte natürlich ebenfalls, was geschehen war.
    Und was ein Days erfahren hatte, konnte schnell an andere weitergegeben werden.
    Jureem konnte sich gerade noch zurückhalten, nicht herumzuwirbeln
    und
    dem
    Days
    die
    Eingeweide
    herauszureißen.
    »Ich glaube, wir werden verraten, mein Lord«, sagte Jureem mit einem flüchtigen Blick auf den Days. »Wenn ich auch nicht weiß, wie.«
    Sein Herr hatte die verdeckte Anschuldigung bemerkt. Doch was konnte sein Herr tun? Wenn Jureem den Days fälschlicherweise beschuldigte und ihn erschlug, konnte das die Sache noch verschlimmern. Sämtliche Days würden sich ganz offen gegen Raj Ahten stellen und jedem seine Geheimnisse verraten.
    Andererseits, wenn Jureem den Days nicht erschlug, blieb der Spion im Lager.
    Raj Ahten hielt im Gehen inne.
    »Was werden wir jetzt tun?« frage Feykaald und rang die Hände. Sie ragten unter seinem türkisfarbenen Seidengewand hervor wie knorrige Äste eines Baumes.
    »Was meint Ihr, was wir tun sollen?« fragte Raj Ahten. »Ihr seid mein Berater, Feykaald. Also beratet mich.«
    »Wir sollten General Suh eine Nachricht schicken«, schlug Feykaald leise vor, »und seine Armeen als Verstärkung zu uns umlenken, statt ihn Orwynne angreifen zu lassen.«
    Feykaald war alt und besaß viel Erfahrung. Dank seiner Vorsicht hatte er lange überlebt. Aber Jureem wußte, wie oft sich Raj Ahten weniger vorsichtige Ratschläge wünschte. Der Wolflord hatte an Macht gewonnen, weil er auf Jureem gehört hatte.
    Er beugte sein Ohr zu ihm hinüber. »Und was würdet Ihr tun?«
    Jureem senkte den Kopf. Er sprach, als dächte er laut nach.
    »Verzeiht mir, Gesegnetes Licht, wenn ich in dieser Angelegenheit nicht ganz so beunruhigt scheine.« Er warf Feykaald einen argwöhnischen Blick zu. »Mag sein, König Orden hat tatsächlich Eure Zwingeisen erbeutet, aber bei wem will er sie einsetzen? Ihr habt auf Longmot bereits jedem, der es wert war, seine Gaben abgenommen. Von der dortigen Bevölkerung hat Orden nichts zu erwarten. Demnach kann er nur von seinen Kriegern Gaben übernehmen: eine unglückliche Geschichte – denn mit jeder Gabe, die er erhält, schwächt er seine eigene Armee.«
    »Was schlagt Ihr also vor?«
    »Geht nach Longmot und holt Euch Eure Zwingeisen zurück!« Das war natürlich die einzig mögliche Antwort. Raj Ahten konnte es sich schlecht leisten, auf Verstärkung zu warten. Das würde Orden bloß Zeit geben, sich entweder mit dem Schatz aus dem Staub zu machen oder selbst Verstärkung herbeizurufen.
    Die Antwort brachte Raj Ahten zum Schmunzeln. Es war riskant,

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