Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
Vom Netzwerk:
Affen. Nomen vielleicht – Geschöpfe, die man nur aus alten Erzählungen kannte. Oder vielleicht ein neuer Schrecken aus dem Innern der Erde. Der zu Tausenden aus dem Wald gekommen war, eine dunkle Flut aus Leibern.
    Frowth-Riesen wateten mitten unter ihnen, und Raj Ahtens Unbesiegbare ritten hinter ihnen in ihren blitzenden Rüstungen.
    Weit unten im Westen heulten und knurrten Kampfhunde, die seiner Blutspur folgten. Im Schein der Sterne auf dem Pfad erblickte Gaborn flüchtig einen Hund – einen riesigen Mastiff mit einem Eisenhalsband und einer Ledermaske, die sein Gesicht und seine Augen schützte. Der Anführer der Meute.
    Er war sicher mit Runen der Macht gezeichnet, damit er schneller und weiter als seine Brüder rennen, Gaborn leichter wittern und mit der übernatürlichen Gerissenheit seiner Art angreifen konnte.
    Der Meute würde er nicht entkommen, nicht, solange dieser Hund lebte.
    Gaborn legte einen Pfeil auf, den letzten in seinem Köcher.
    Der zottige Mastiff kam mit unglaublicher Geschwindigkeit den Pfad heraufgerast, gelegentlich sah man seinen Rücken und seinen Kopf auftauchen, wenn er durch niedrigen Farn sprang. Mit Gaben der Muskelkraft und des Stoffwechsels konnten solche Hunde in einer kurzen Weile Meilen zurücklegen.
    Gaborn verfolgte seinen Lauf, schätzte ab, wo er aus dem Farn unter ihm herauskommen würde. Zweihundert Schritt weiter unten tauchte der Mastiff mit wütendem Geknurre auf.
    Seine Maske verlieh ihm im Licht der Sterne etwas Skelettartiges.
    Das Tier war nur noch hundert Schritt entfernt, als Gaborn seinen Pfeil abschoß. Der traf sein Ziel, streifte die Ledermaske des Hundes, flog dann schwirrend über den Kopf des Hundes hinweg.
    Der Mastiff stürmte weiter.
    Gaborn blieb keine Zeit, den Degen aus seiner Scheide zu ziehen.
    Der Mastiff sprang. Gaborn sah sein klaffendes Maul, die riesige Schramme auf seiner Stirn, wo der Pfeil das Leder durchdrungen und das Fleisch fortgerissen hatte.
    Er warf sich im Sattel nach hinten. Der Mastiff sprang und streifte Gaborns Brust, die Dornen an seinem Halsband schlitzten Gaborns Gewand auf und zerrissen blutig seine Haut.
    Der Hengst wieherte erschrocken und setzte über den Hügelkamm hinweg, raste zwischen den Fichten hindurch, während Gaborn versuchte, niedrigen Ästen auszuweichen und sich im Sattel zu halten.
    Dann raste sein Roß einen steilen, felsenübersäten Hang hinab. Gaborn schaffte es, seinen Degen zu ziehen, sein Bogen allerdings blieb im Geäst hängen.
    Den brauche ich nicht, machte er sich Mut. Ich befinde mich jetzt vor Raj Ahtens Truppen. Ich muß ihnen bloß entkommen.
    Er grub die Fersen in die Muskeln des Pferdes, zwang das Tier, sich die Lungen aus dem Leib zu rennen, und hob den Degen, der in der Nacht aufblitzte.
    Hier in den Bergen war der Baumbestand lichter geworden, so daß er es zum ersten Mal in vollstem Galopp laufen lassen konnte.
    Es sprang über ein Stück Fels hinweg, und Gaborn vernahm ein Knurren an seiner linken Seite.
    Der Mastiff hatte ihn erneut eingeholt, rannte zwischen den Hufen des Pferdes.
    »Hau ab!« schrie Gaborn. Sein Hengst sprang und trat aus – ein Manöver, das alle Jagdpferde seines Vaters lernen mußten.
    Es war dafür gedacht, Wölfe oder angreifende Eber zwischen den Hufen des Pferdes zu verscheuchen.
    Jetzt bekam der Hund einen eisernen Huf genau auf die Schnauze und jaulte einmal kläffend auf, als sein Genick brach.
    Aber auf dem Kamm über ihm hörte Gaborn das Geheul und Geknurre eines weiteren Dutzends Hunde. Er sah hinauf.
    Reiter in dunklen Überwürfen ritten donnernd hinter den Hunden heran, und ein Mann setzte ein Horn an die Lippen, stieß hinein und rief seine Kameraden zur Jagd.
    Zu nah, ich bin zu nah an der Armee, erkannte er.
    Doch Raj Ahten ritt nur am Rand des Dunnwaldes entlang, aus Angst, zu nah an die älteren Bäume zu gelangen. Aus gutem Grund.
    Letzten Herbst, als Gaborn hier mit seinem Vater und König Sylvarresta gejagt hatte, hatten einhundert Mann sich mit einem Ring aus Lagerfeuern umgeben, sich an einem Festmahl aus gerösteten Kastanien, frischem Wildbret, Pilzen und Glühwein gelabt.
    Sir Borenson und Kommandant Derrow hatten ihren Schwertkampf vorgeführt, und die beiden hatten die Menge mit ihrem taktischem Geschick in den Bann gezogen. Borenson war ein Meister der Kampftechnik der Tanzenden Arme, konnte ein Schwert oder eine Axt so schnell in verwirrenden Bewegungsfolgen schwingen, daß man selten mitbekam, wann er zu seinem tödlichen

Weitere Kostenlose Bücher