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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Schlag ansetzte. Kommandant Derrow war eher ein besonnener Kämpfer, der den richtigen Augenblick abwartete, dann mit seinem Speer einen Satz nach vorne machte und einen Mann mit bestechender Präzision in Stücke fetzte.
    Gaborns Vater und König Sylvarresta hatten auf der Erde neben einer Lampe Schach gespielt und nicht auf die Schaukämpfe geachtet, als ein Stöhnen durch die Bäume ging, ein so entschieden seltsamer und gespenstischer Klang, daß es Gaborn kalt den Rücken hinunterlief.
    Borenson, Derrow und einhundert Gefolgsleute hielten bei dem Geräusch augenblicklich inne. Jemand rief: »Halt! Halt!
    Niemand rührt sich!« denn jeder wußte, daß es lebensgefährlich war, die Aufmerksamkeit eines Wichtes auf sich zu lenken.
    Gaborn erinnerte sich deutlich, wie Borenson lächelte, wie seine Zähne auf die ihm eigene Art tödlich blitzten, während er schwitzend dastand und den Hang am engen Wasserlauf außerhalb des Lagers hinaufblickte.
    Dort ritt eine bleiche Gestalt, ein einzelner Mann auf einem Pferd, und stöhnte wie ein seltsamer Wind, der zwischen den einsamen Felsen hindurchpeitschte. Ein grauer Lichtschein ging von ihm aus.
    Gaborn bekam den Wicht nur flüchtig zu Gesicht, und doch klopfte ihm bei diesem Anblick vor Angst das Herz. Er bekam einen trockenen Mund und kam nicht wieder zu Atem.
    Er hatte zu seinem Vater hinübergeschaut, um zu sehen, wie dieser reagierte. Sowohl sein Vater als auch König Sylvarresta blieben an ihrem Brett und spielten weiter. Keiner der beiden machte sich auch nur die Mühe, den Kopf zu heben und einen Blick auf den Wicht zu werfen. Doch sein Vater zog einen Zauberer auf dem Brett und schlug einen Bauern. Gaborns Gesicht mußte totenbleich gewesen sein, denn sein Vater lächelte schief und sagte: »Beruhige dich, Gaborn. Kein Prinz aus Mystarria muß die Wichte aus dem Dunnwald fürchten.
    Wir werden hier geduldet.«
    König Sylvarresta hatte freudlos gelacht und sich umgedreht, um Gaborn einen verstohlenen, heimlichen Blick zuzuwerfen, so als teilten sich die beiden Männer einen gemeinsamen Scherz.
    Aber Gaborn hatte gespürt, daß es stimmte, daß er irgendwie vor den Wichten sicher war. Es hieß, der König von Heredon habe in alter Zeit über diesen Wald geherrscht, und alle Geschöpfe im Wald hätten ihm gehorcht. Die Könige von Heredon hatten an Größe verloren. Trotzdem fragte Gaborn sich, ob Sylvarresta nicht doch die Wichte des Dunnwalds befehligte.
    Jetzt, da ihm die Kampfhunde und die Jäger auf den Fersen waren, hoffte Gaborn, daß es stimmte. Er gab dem Pferd die Sporen, ritt nach Westen, tiefer in den Wald hinein, und rief: »Geister des Waldes, ich bin Gaborn Val Orden, Prinz von Mystarria. Ich flehe Euch an, beschützt mich!«
    Noch während er um Hilfe bat, wußte er, wie wenig es nutzen würde. Die Geister der Toten interessierten sich nicht für die Belange Sterblicher. Wenn Gaborn ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkte, würden sie lediglich alles daransetzen, daß er ihnen im Leben nach dem Tod Gesellschaft leistete.
    Sein Pferd donnerte einen langen Hang hinab, unter den Ästen irgendeiner riesigen Eiche hindurch und in einen Sumpf hinein, wo es durch das brackige Wasser schwimmen mußte, um die Eichen am gegenüberliegenden Ufer zu erreichen.
    Gaborn hörte kein gespenstisches Stöhnen, als sein Pferd das andere Ufer hinaufkletterte, nur das Grunzen und Quieken Hunderter riesiger Schweine, die vor ihm davonrannten, als würden sie gejagt. Er war aus Versehen in ein Rudel Wildschweine geraten. Eines dieser großen, schwarzen, zotteligen Tiere, groß wie sein Pferd, starrte ihn einen Augenblick lang an. Seine elfenbeinernen Hauer waren wie Säbel nach außen gekrümmt, und Gaborn glaubte schon, es wolle sein Pferd aufschlitzen. In letzter Sekunde machte der Eber kehrt und rannte mit den anderen davon.
    Gaborn ergriff die Gelegenheit, sein Pferd unter den Bäumen wieder zu Atem kommen zu lassen, dann trieb er es härter an als je zuvor sprang durch eine Wand aus Binsen über einen steilen Damm hinweg und landete sechzig Fuß weit draußen im Wasser, bevor er an das gegenüberliegende Ufer schwamm.
    Kurz nach Mittag am nächsten Tag verließ Gaborn den Dunnwald im Galopp. Verdreckt und blutverschmiert schrie er den Wachen an den Toren der Stadt die Warnung vor dem bevorstehenden Überfall entgegen. Nachdem er seinen Siegelring gezeigt hatte, der ihm als den Prinzen von Mystarria auswies, brachten ihn die Wachen umgehend zu König Sylvarresta.
    Der

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