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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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auf meinen größten Schatz abgesehen. Vielleicht wird er einmal Euch gehören. Dennoch werde ich meiner Tochter in dieser Angelegenheit keine Vorschriften machen. Ihr müßt sie für Euch gewinnen. Im nächsten Jahr.«
    Der Winter war ihm lang und kalt erschienen, grau und einsam.
    Jetzt kam sich Gaborn dabei seltsam vor, nach Norden zu ziehen, weil er eine Frau heiraten wollte, mit der er noch nie ein Wort gewechselt hatte.
    Das Sirren einer Bogensehne riß ihn aus seinen Gedanken, gefolgt von gleißendem Brennen im Fleisch seines rechten Arms, als sich ein Pfeil hindurchbohrte.
    Gaborn preßte seinem Roß die Fersen in die Flanken. Es machte einen plötzlichen Satz nach vom, daß Gaborn nach hinten fiel und sich kaum auf dem unter den Bäumen dahinschießenden Pferd halten konnte.
    Die Welt um ihn wurde dunkel. Der Schmerz löschte all seine Gedanken. Er hatte keinerlei Vorstellung, woher der Pfeil gekommen war. Er hatte niemanden gewittert, nichts gehört, was ihn gewarnt hätte.
    Fast augenblicklich kam er unter einer dichten Baumgruppe hindurch. Ein finster mit einer Kapuze verhüllter Reiter schleuderte seinen kurzen Bogen zur Seite und zog ein Krummschwert aus der Scheide auf seinem Rücken. Im Vorüberreiten sah Gaborn nur das wütende, mörderische Funkeln in den Augen des Mannes und die Spitze seines zottigen Ziegenbarts.
    Dann schoß Gaborn an ihm vorbei, setzte über einen umgestürzten Baum hinweg und wurde zu einem undeutlichen Widerschein im Licht der Sterne. Gaborn zog sich, schwindlig vor Schmerz, im Sattel hoch, spürte, wie das Blut ungehindert aus der klaffenden Wunde an seinem Arm rann. Drei Zoll weiter links, und der Pfeil hätte seine Lunge durchbohrt.
    Hinter ihm stieß sein Angreifer ein wolfähnliches Geheul aus und machte sich daran, ihm nachzusetzen. Das Antwortgeheul der Hunde erscholl weit rechts von Gaborn – Kampfhunde, die seine Witterung aufnehmen würden.
    Eine volle Stunde ritt er über Hügel, ohne haltzumachen, um seine Wunde zu versorgen. Er hatte sich auf der Rückseite der Armee befunden und versucht, ihre Nachhut zu umgehen.
    Jetzt wollte er der Verfolgung entgehen, indem er vor der Masse des Heeres nach Westen floh und sich lief ins Herz des Waldes schlug. Während er sich weiter entfernte, wurden die Sterne unnatürlich schwächer, und er fand es schwierig, die Richtung beizubehalten. Wie er vermutet hatte, sammelten die Flammenweber das Licht der Sterne, um den Truppen den Vormarsch zu erleichtern.
    In der Hoffnung, seine Verfolger würden denken, er sei entkommen, schwenkte Gaborn daher im Bogen zurück zur Hauptstreitmacht der Armee, geradewegs hinein in die Gefahr. Denn es war ihm noch immer nicht gelungen, die Stärke und Zusammensetzung ihrer Truppen in Erfahrung zu bringen.
    Als das Licht der Sterne plötzlich strahlend hell wurde, wußte er, daß er sich der Armee zu weit genähert hatte. Sein Pferd hielt in der Nähe eines Felsenkamms an, in einer geschützten Höhle, von der aus er eine weite, mit Farn bewachsene Fläche überblicken konnte.
    In der Ferne gaben die Hunde Laut. Sie hatte seine List durchschaut.
    Gaborn richtete sich im Sattel auf und blickte hinunter in die Dunkelheit. Er hatte die Armee auf ihrer Vorderseite im Bogen umrundet. Eine Meile weiter hinten konnte er eine Lücke im Wald erkennen – eine breite, sumpfige Niederung, die sich im Winter in einen gefrorenen See verwandeln würde. Jetzt im Sommer jedoch war das Wasser zurückgewichen und hatte nur hohes Gras zurückgelassen.
    Dort entdeckte Gaborn plötzlich ein Licht, als Raj Ahtens Flammenweber aus der Deckung der Fichten hinaustraten.
    Fünf Personen, nackt bis auf die roten Flammen, die auf ihrer haarlosen Haut züngelten, marschierten in aller Offenheit durch die Niederung. Hinter ihnen und um sie herum sah Gaborn noch etwas – Tiere, die durch die Niederung sprangen, schwarze Schatten, dunkler als jene, die die Fichten warfen. Sie hatten ungefähr die Gestalt von Menschen, oft schienen sie sich jedoch auf alle viere fallen zu lassen und auf den Knöcheln zu laufen.
    Affen? rätselte Gaborn. Er hatte gesehen, wie man solche Tiere als Rarität in den Norden mitgebracht hatte. Raj Ahten hatte Frowth-Riesen und Flammenweher in seinem Gefolge, dazu Unbesiegbare und Kampfhunde. Vielleicht war es möglich, Affen Gaben zu übertragen und sie so zu Kriegern zu machen.
    Instinktiv jedoch wußte Gaborn, daß er so etwas wie diese Kreaturen noch nicht gesehen hatte. Sie waren größer als

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