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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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half ihr, indem er ihre Brust herunterdrückte.
    »Wie kann ich helfen?« fragte Iome flehentlich, aus Angst, die Amme könnte hier sterben, ohne etwas erreicht zu haben.
    »Bitte… kommt mir einfach nicht in die Quere«, erwiderte Binnesman in einem Ton, wie ihn Runenlords selten zu hören bekommen. »Ach, das hätte ich beinahe vergessen. Ein junger Mann wünscht Euch zu sprechen – dort oben. Der Prinz von Mystarria.«
    Iome sah nach oben zum Wehrgang. Eine steinerne Treppe führte zum Südturm, wo Katapulte darauf harrten, zum Einsatz zu kommen.
    Dort oben, in der Spitze des Turmes, konnte sie ihre Hofdame Chemoise erkennen, die ihr hartnäckig winkte. Ein Gardist in schwarzer Tracht folgte ihr.
    »Für solchen Unsinn habe ich keine Zeit«, sagte Iome.
    »Geh zu ihm«, befahl ihr Vater fünfzig Fuß entfernt. Er benutzte seine Stimmgewalt und sprach so, daß es klang, als hätte er ihr vertraulich ins Ohr geflüstert. Selbst hier im Burghof, bei all dem Lärm und Durcheinander, hatte er ihre leise Bemerkung mitbekommen. »Du weißt, wie lange ich unsere beiden Familien schon vereinen will.«
    Er war also gekommen, um ihr die Ehe zu versprechen. Iome hatte das richtige Alter, wenn auch noch keine würdigen Bewerber aufgetreten waren. Die Söhne einiger weniger bedeutender Lords begehrten sie, doch keiner war vermögend genug, um ihrem Vater ebenbürtig zu sein.
    Würde Prinz Orden ihr jetzt einen Antrag machen? Jetzt, wo das Königreich derart bedrängt wurde? Nein, er würde ihr keinen
    Antrag
    machen,
    sondern
    Entschuldigungen
    vorbringen.
    Eine Vergeudung wertvoller Zeit. »Ich bin zu beschäftigt«, entgegnete Iome. »Es gibt zu viel zu tun.«
    Ihr Vater starrte sie an, in seinen grauen Augen spiegelte sich Traurigkeit. Wie gut er aussah. »Du arbeitest schon seit Stunden. Du brauchst eine Pause. Nimm sie dir jetzt. Geh und unterhalte dich mit ihm, eine Stunde lang.«
    Sie wollte etwas einwenden, aber der Blick ihres Vaters schien zu sagen: Sprich jetzt mit ihm. Nichts, was du tun kannst, wird an der bevorstehenden Schlacht etwas ändern .

KAPITEL 8
Ein günstiger Nachmittag für eine Invasion
    Eine Stunde ist nicht genug, sich zu verlieben, aber mehr als eine Stunde stand ihnen an jenem kühlen Herbstabend nicht zur Verfügung.
    In besseren Zeiten wäre Iome für das kleine bißchen Zeit, einen Verehrer allein zu treffen, dankbar gewesen. Ihr Vater hatte ihr im Laufe des letzten Winters viel von Gaborn erzählt, ihn in den höchsten Tonen in der Hoffnung gelobt, sie werde ihn, wenn dieser Tag kam, bereitwillig akzeptieren.
    Unter normalen Umständen hätte Iome sich Liebe erhofft. Sie hätte ihr Herz auf die Liebe vorbereitet und diese sorgsam gehegt.
    An diesem Tag jedoch, als das Königreich ihres Vaters kurz vor dem Fall stand, diente das Zusammentreffen mit dem Sohn von König Orden keinem anderen Zweck als dem, ihre Neugier zu befriedigen.
    Hätte sie ihn geliebt? Wenn, dann würde ihr dieses Zusammentreffen nur schmerzlich verdeutlichen, was hätte sein können.
    Wahrscheinlicher war, daß sie ihn verabscheut hätte.
    Schließlich war er ein Orden. Aber mit einem Mann verheiratet zu sein, den sie verabscheute, wäre ein kleines Übel gewesen, verglichen mit dem, was ihnen, wie sie befürchtete, jetzt bevorstand. Im Augenblick war sie sich glühend heiß bewußt, daß sie Gaborn für seine Dienste an ihrem Volk etwas schuldig war, und sie beschloß, obwohl sie eigentlich nichts mit ihm zu tun haben wollte, ihn herzlich zu behandeln und das Beste daraus zu machen.
    Während Iome, dicht gefolgt von ihrer Days, die steinernen Stufen hinaufstieg und ihre Füße über die uralten Steine scharrten, kam Chemoise ihr auf halbem Weg entgegen.
    »Er erwartet Euch bereits«, empfing Chemoise sie mit einem steifen Lächeln. Dennoch war eine gewisse Aufregung in den Augen der jungen Frau unverkennbar. Vielleicht hoffte sie, daß Iome ihre Liebe finden würde, und wurde dadurch zu sehr an den Liebhaber erinnert, den sie erst einen Tag zuvor verloren hatte. Das Mädchen war ihre Spielgefährtin gewesen.
    Iome kannte selbst ihre kleinste Geste. Als Iome kurz den Kopf hob, entspannten sich Chemoises Züge und ihre Augen strahlten. Offenbar gefiel ihr der Prinz.
    Iome zwang sich zu lächeln. Ausgerechnet der heutige Tag schien ihr so unpassend, um diese Aufgeregtheit in den Augen des Mädchens leuchten zu sehen. Seit gestern war Chemoise nur noch wie im Nebel herumgelaufen. Der Tod ihres Geliebten hatte ihr einen

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