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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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hoch an einer Leine in der Luft geschwebt. Entlang des Ufers des Wye, der sich als breites Band durch dieses Gelände wand, waren in einer dunklen Reihe zweitausend Schlachtrösser angebunden, die von etwa einhundert Rittern und Knappen versorgt wurden, denen die Aussicht auf einen Angriff keine Sorge zu bereiten schien. Speerträger und zottige Frowth-Riesen standen Wache. Weiter im Inneren des Waldes konnte Iome Axtschläge hören. Raj Ahtens Männer fällten Bäume für Sturmleitern und Belagerungskatapulte. Tatsächlich erzitterte alle ein, zwei Augenblicke ein Stamm, stürzte kurz darauf um und riß ein Loch ins Blätterdach.
    So viele Soldaten, eine so gewaltige Armee kam von Süden heraufmarschiert. Iome staunte noch immer, daß sie keine Vorwarnung gehört hatten. Der Herzog von Longmot hätte die Truppenbewegungen doch bemerken müssen. Sie hoffte nur, daß Raj Ahten unbemerkt von Longmot vorgerückt war.
    Wenn ja, dann konnte er seine Ritter ihrem König zur Unterstützung senden, sobald man dort von der Belagerung erfahren hatte. Doch Iome witterte Verrat in der Luft und fürchtete, Longmot werde keine Hilfe schicken.
    Prinz Orden räusperte sich und versuchte so höflich, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. »Eigentlich hätte es eine angenehmere Begegnung zwischen uns werden sollen«, begann er. Seine Stimme klang sanft. »Ich hatte gehofft, Eurem Königreich freudige Nachrichten bringen zu können, nicht die Kunde von einer Invasion.« Als wäre sein Antrag eine freudige Nachricht gewesen! Vermutlich hätten die klügeren unter ihren Untertanen über die Heirat geklagt, auch wenn sie die Notwendigkeit erkennen würden, Heredon an Mystarria zu binden, das reichste Königreich in Rofehavan.
    »Ich danke Euch, daß Ihr so schnell geritten seid«, erwiderte Iome. »Sehr freundlich von Euch, ein solches Wagnis einzugehen.«
    Prinz Orden trat neben sie und blickte hinaus aufs Land.
    »Wie lange bleibt uns noch, meint Ihr, bis sie mit dem Angriff beginnen?« Er klang unbeteiligt, zum Denken zu müde. Ein neugieriger junger Mann, den die Aussicht auf eine Schlacht faszinierte.
    »Bei Einbruch der Dämmerung«, sagte sie, »Sie werden nicht wollen, daß jemand aus der Burg hinausschleicht, daher werden sie bald losschlagen.«
    In Anbetracht der bekannten Stärke von Raj Ahtens Truppen – den Riesen und Weisen und seinen legendären Schwertkämpfern – würde die Burg ihres Vaters wahrscheinlich am morgigen Tag fallen.
    Iome betrachtete Gaborns Rücken flüchtig aus den Augenwinkeln – ein junger Mann, der breite Schultern bekommen würde, wenn er seine volle Körpergröße erreicht hatte. Er hatte langes, dunkles Haar. Er trug ein sauberes, blaues Reisegewand, einen schmalen Degen.
    Sie wandte den Blick ab. Nach mehr war ihr nicht zumute.
    Breitschultrig wie sein Vater. Natürlich wird er blendend aussehen. Schließlich stiehlt er seinen Untertanen Anmut.
    Im Gegensatz zu Iome. Während einige Runenlords ihren Untertanen Anmut in großem Maße entzogen und sich damit einen strahlenden Glanz verschafften, um ihr mangelhaftes Äußeres zu kaschieren, war Iome mit natürlicher Schönheit gesegnet. Als sie noch ein kleines Kind war, waren zwei hübsche Mägde vorgetreten und hatten angeboten, die Prinzessin mit ihrer Anmut auszustatten, und ihre Eltern hatten in ihrem Namen zugestimmt. Iome war aber bereits alt genug, um zu begreifen, was die Gaben ihre Untertanen kosteten, und hatte weitere Geschenke abgelehnt.
    »Ich würde mich nicht zwischen die Zinnen stellen«, warnte Iome. »Ihr wollte doch nicht gesehen werden.«
    »Von Raj Ahten?« fragte Gaborn. »Was würde er hier schon erkennen? Einen jungen Mann, der sich auf einer Turmmauer mit einem Mädchen unterhält.«
    »Raj Ahten hat Dutzende Weitseher in seiner Truppe. Sie werden sicher wissen, wann sie eine Prinzessin vor sich haben – oder einen Prinzen.«
    »Eine so hübsche Prinzessin wäre unschwer zu erkennen«, gab Gaborn ihr recht, »aber ich bezweifle, ob einer von Raj Ahtens Leuten mich eines zweiten Blickes würdigen würde.«
    »Ihr tragt doch das Wappen der Orden, oder nicht?« fragte Iome. Wenn Gaborn glaubte, Raj Ahtens Leute würden einen Prinzen nicht allein an seinem Aussehen erkennen, wollte sie ihm nicht widersprechen. Trotzdem, sie mußte an den grünen Ritter denken, der auf seinen Umhang gestickt war. »Es wäre besser, den innerhalb dieser Mauer nicht zu zeigen.«
    Gaborn lachte freudlos in sich hinein. »Ich trage das Gewand eines Eurer

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