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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Eingaben vieler Gelehrter, sich weigere, nach Mystarria zu kommen, ganz gleich, welchen einflußreichen Posten man ihm bot. Er wolle seinen geliebten Garten nicht verlassen.
    Als Gaborn die exotischen Bäume sah, den Duft der seltenen Gewürze und Honigblumen im Wind schmeckte, verstand er.
    Dies war Binnesmans Lebenswerk. Dies war sein Meisterstück.
    Binnesman stieß noch einmal mit dem Fuß gegen Gaborns Stiefel. Das Dienstmädchen hatte ihre Schuhe bereits ausgezogen. »Verzeiht mir, Euer Lordschaft«, sagte Binnesman, »aber Ihr müßt Eure Schuhe ausziehen. Dies ist kein gewöhnlicher Erdboden.«
    Wie benommen tat Gaborn, was man von ihm verlangte, und zog seine Stiefel aus.
    Er stand auf und wollte nichts weiter, als einen ganzen Tag durch diese Gärten wandern, um die exotischen Düfte in sich aufzusaugen.
    Der Kräutersammler wies mit einem bedeutungsvollen Nicken auf die Eimer mit Fäkalien. Gaborn nahm seine ekelhafte Last auf, und so zogen sie los und schlenderten über einen Teppich aus Rosmarin und Minze, der einen sanften, reinigenden Duft absonderte, wenn ihre Sohlen die Blätter zerdrückten.
    Nun führte Binnesman Gaborn über die Wiese, vorbei an den Hirschen, die nur den alten Erdwächter verwundert ansahen. Sie erreichten einen besonderen Vogelbeerbaum, einen Baum, der außergewöhnlich groß war und einen perfekten Kegel bildete. Er betrachtete ihn einen Augenblick, dann sagte er: »Hier ist es.«
    Er grub ein kleines Loch in das lockere Erdreich unter dem Baum, gab Gaborn ein Zeichen, die Eimer zu bringen.
    Dann leerte Binnesman sie in die Grube. Etwas schepperte.
    Mitten im Kot entdeckte Gaborn dunkle Gegenstände aus Metall.
    Erschrocken erkannte er Sylvarrestas Zwingeisen.
    »Kommt«, meinte Binnesman, »wir dürfen nicht zulassen, daß sie Raj Ahten in die Hände fallen.« Er sammelte die Zwingeisen ein, legte sie in die Eimer zurück, ohne auf den Unrat an seinen Händen zu achten. Dann ging er fünfzig Schritte weit zum Bach, wo Forellen nach Mücken schnappten und klatschend aufs Wasser fielen. Binnesman stieg in den Bach hinein, spülte die Zwingeisen eines nach dem anderen ab und legte sie dann zusammen ans Ufer. Sechsundfünfzig Stück. Die Sonne war vor fast einer Stunde untergegangen, und die Zwingeisen sahen aus, als wären sie lediglich dunkle Schatten auf dem Boden.
    Nachdem Binnesman fertig war, riß Gaborn einen Streifen Stoff von seinem Kittel und wickelte die Zwingeisen zu einem Bündel zusammen.
    In diesem Augenblick hob er den Kopf und ertappte Binnesman dabei, wie er ihn, im Zwielicht blinzelnd, musterte.
    Der Kräutersammler wirkte gedankenverloren. Sein fleischiges Kinn war heruntergesackt. Er war nicht groß, hatte aber breite Schultern, war kräftig.
    »Danke«, sagte Gaborn, »daß Ihr die Zwingeisen gerettet habt.«
    Binnesman reagierte nicht auf seine Worte, sondern sah Gaborn nur an, als könne er hinter seine Augen blicken oder als wolle er sich jeden Zug seines Gesichts einprägen.
    »Und«, meinte Binnesman nach einer ganzen Weile, »wer seid Ihr?«
    Gaborn lachte stillvergnügt in sich hinein. »Wißt Ihr das nicht?«
    »Lord Ordens Sohn«, murmelte Binnesman. »Aber wer seid Ihr sonst noch? Welche Verpflichtungen seid Ihr eingegangen?
    Ein Mann wird durch seine Verpflichtungen bestimmt.«
    Die Art, wie der Erdwächter das Wort »Verpflichtungen«
    aussprach, erfüllte Gaborn mit kalter Furcht. Er hatte das sichere Gefühl, daß Binnesman den Eid meinte, den er Prinzessin Sylvarresta an diesem Abend geleistet hatte. Oder vielleicht meinte er auch die Versprechungen, die Gaborn dem Küchenmädchen gemacht hatte, die Versprechungen, sie zu retten, oder den stillen Eid, den er Chemoise und ihrem Vater geschworen hatte. Und irgendwie hatte er das Gefühl, daß diese Verpflichtungen den Kräutersammler kränken könnten.
    Er blickte zur Küchenmagd hinüber, die mit gefalteten Händen dastand, als hätte sie Angst, etwas anzufassen.
    »Ich bin ein Runenlord. Ein Eidgebundener Runenlord.«
    »Hmmm…«, murmelte Binnesman. »Das genügt wohl, nehme ich an. Ihr habt Euch einer größeren Sache verschrieben als Eurer Person. Und warum seid Ihr hier? Warum seid Ihr jetzt auf Burg Sylvarresta, statt nächste Woche, wenn Euer Vater erwartet wird?«
    Gaborns Antwort war einfach. »Er hat mich vorausgeschickt.
    Er wollte, daß ich das Königreich kennenlerne, mich in das Land mit seinen Menschen verliebe, genau wie er.«
    Binnesman nickte nachdenklich, strich sich durch den

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