Dunkel ueber Longmont
dem Fluß tapfer, aber halb blind kämpfend, die Stirn zu bieten. Es hieß, die Nomen hätten Angst vor Wasser.
Gaborn watete zwischen Weidensträuchern bis zur Hüfte ins Wasser hinein und blickte den Fluß hinab. Rowan verschluckte sich vor Angst.
Drei Frowth-Riesen stiegen an der Biegung des Flusses bis zu den Knien ins Wasser. Einer hielt eine brennende Fackel in die Höhe, während die anderen beiden dastanden, ihre riesigen Eichenstangen wie Speere haltend. Sie linsten ins Wasser wie Fischer und warteten nur darauf, daß jemand zu fliehen versuchte.
Der Feuerschein, der die Nomen blendete, erleichterte den Riesen das Sehen. Einen Augenblick lang nur betrachtete sie Gaborn aufmerksam. Das Wasser konnte nicht tiefer sein als drei Fuß. Ausgeschlossen, daß er und Rowan es schaffen würden.
Plötzlich keuchte Rowan gequält, krümmte sich und hielt sich den Bauch.
KAPITEL 10
Das Gesicht des Bösen
Iome stand auf dem Südturm des Bergfrieds der Übereigner, als Raj Ahten und seine Garde vor die Tore geritten kamen.
Draußen über den Feldern brach die Nacht herein, und die Flammenweber hatten sich auf den Weg in die Stadt gemacht.
Sie schritten über das trockene Gras. In ihrem Gefolge war ein kleiner
Steppenbrand
entstanden,
doch zu Iomes
Überraschung brannte er nicht unkontrolliert. Statt dessen erlosch das Feuer zweihundert Schritte hinter ihnen, so daß die Flammenweber wie Kometen wirkten, die einen Schweif aus erlöschendem Feuer hinter sich herzogen.
Gleich danach kam ein großer, mit Männern in Gewändern beladener Karren aus dem Wald und holperte über die zerfurchte Straße, die von der Burg in den Dunnwald führte.
Auch Raj Ahtens legendäre Unbesiegbare marschierten in die Stadt ein, in zwanzig Reihen zu je einhundert Mann.
Andere wiederum blieben draußen in der Ebene zurück. Die zottigen Frowth-Riesen blieben in der Nähe der Baumreihen und schlichen am Fluß entlang, während die finsteren Nomen, mit nackten Körpern, schwärzer als die Nacht, auf den Feldern hockten und die Burg umzingelten. Ihnen würden niemand entrinnen.
Man mußte den Gardisten auf dem Bergfried der Übereigner zugute halten, daß sie Raj Ahten die hölzernen Tore nicht augenblicklich öffneten. Als der Wolflord sich seinen Weg durch die Straßen der Stadt zu diesem bestbewachten Teil der Burganlage bahnte, blieben die Gardisten standhaft.
Sie warteten ab, bis König Sylvarresta mit Iome an seiner Seite, Hand in Hand, vom Turm herabstieg. Zwei Days folgten ihnen unmittelbar, Chemoise hinkte ein wenig hinterher.
Gut, dachte Iome. Soll der Wolflord getrost noch ein wenig draußen vor den Toren stehen und dem wahren Lord Sylvarresta seine Aufwartung machen. Ein kleiner Trost für das, was sich, wie sie wußte, nun ereignen würde.
Mach außen hin konnte Iome im Gesicht ihres Vaters zwar keine Spur von Angst entdecken, aber er hielt ihre Hand zu fest und drückte sie in Todesfurcht.
Kurz darauf verließen sie den Turm und standen vor den Toren des Bergfrieds. Die Gardisten hier stellten die besten Krieger des Königreiches dar, denn dies war das Heiligtum, das Herzstück von Sylvarrestas Macht. Wurde ein Übereigner getötet, schrumpfte diese.
In ihrer schwarz-silbernen Tracht sahen die Gardisten elegant aus.
Als Lord Sylvarresta forschen Schritts auf sie zuging, zogen die Männer ihre Schwerter, die Spitzen zu Boden gesenkt. Auf der anderen Seite der Mauer konnte man durch die Fallgitter Raj Ahten sehen.
»Mein Lord?« fragte Kommandant Ault. Er war bereit, bis zum Tod zu kämpfen, sollte Iomes Vater dies verlangen. Oder den König und Iome zu erschlagen, um sie vor dem qualvollen Ende zu bewahren, das Iome befürchtete.
»Steckt sie weg«, sagte Sylvarresta mit vor Unschlüssigkeit schwankender Stimme.
»Habt Ihr Befehle?« fragte Ault.
Iomes Herz klopfte. Sie hatte Angst, ihr Vater könnte ihn bitten, sie gleich jetzt zu töten, damit sie dem Feind nicht in die Hände fielen.
Es hatte unter den Lords in Rofehavan eine lange, heftiger Auseinandersetzung gegeben, wie man sich unter solchen Umständen verhalten sollte. Oft versuchte ein Eroberer denen, die er besiegt hatte, Gaben abzunehmen. Dadurch gewann er zusätzliche Kraft. Dabei war Raj Ahten schon jetzt zu mächtig.
Einige hielten es für nobler, das Ende selbst herbeizuführen, als sich der Willkürherrschaft zu unterwerfen.
Andere dagegen behaupteten, man habe die Pflicht, weiterzuleben und darauf zu hoffen, seinem Volk zu einem späteren
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