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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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rasch angesichts des behüteten und privilegierten Lebens, das sie nun führte.
    Carlisle hielt ihm noch immer den Brief hin, doch Harry machte keine Anstalten ihn entgegenzunehmen. Mit kaltem Blick und finsterem Lächeln prostete er Nell mit seinem Glas zu und leerte es in einem Zug, schüttelte dann den Kopf und winkte Carlisle hinaus.
    â€žEs tut mir leid, Miss“, meinte Carlisle, als er wieder zu ihnen in das Vorzimmer kam, „aber Mr. Hewitt ist äußerst beschäftigt, weshalb er leider keine Zeit findet …“
    â€žRichten Sie ihm aus, dass ich ihn früher oder später schon noch erwische.“ Nell schnappte sich den Umschlag aus der Hand des Sekretärs und ging.
    â€žZurück nach Hause, Miss?“, fragte Brady, während er Nell in den schwarzen Brougham half.
    Sie nahm in Fahrtrichtung Platz und drapierte sorgsam ihren Rock um sich her, wobei sie mit der Hand über die beiden Briefumschläge strich, die in ihrer Rocktasche steckten: Violas Empfehlungsschreiben und Duncans Brief.
    â€žMiss?“
    â€žJa. Nach Hause.“
    Er schloss den Verschlag, kletterte auf den Kutschbock und nahm die Zügel.
    â€žNein“, meinte sie da durch das offene Fenster.
    â€žMiss?“
    Sie holte tief Luft und atmete langsam aus. „Fahren Sie mich bitte zum Staatsgefängnis.“
    Es folgte ein Moment ungläubigen Schweigens. „Zum Staats…“
    â€žIch glaube, es ist nur eine Meile von hier.“ Sie zeigte die Straße hinunter.
    â€žWas immer Sie wünschen, Miss.“ Brady schlug kurz mit den Zügeln.
    Nell holte Duncans Brief hervor und faltete ihn auseinander. Das bräunliche Papier war billig und grob, die Schrift ungelenk, doch sehr bemüht. Kein einziges Wort war durchgestrichen und nur wenige falsch geschrieben – bemerkenswert, wenn man bedachte, dass Duncan als Kind fast keine Schulbildung genossen hatte und kaum seinen Namen schreiben konnte, als Nell mit ihm zusammen gewesen war. Sie vermutete daher, dass dieser Brief – ebenso wie die sieben anderen, die er ihr im Laufe der letzten vier Monate geschickt hatte – mit großer Sorgfalt immer wieder korrigiert und abgeschrieben worden war, im Bemühen, alles richtig zu machen.
    Charlestown Prison, 2. Sept. 1868
    Mein liebstes Mädchen (denn ich werde nie anders als so an dich denken),
    oft frage ich mich ob du diese Briefe überhaubt aufmachst, weil du mir nie zurückgeschrieben hast. Aber ich werde dir weiter schreiben in der aufrichtigen Hoffnung, dass du dir eines Tages das Herz fassen wirst mir auch zu schreiben.
    Ich erwarte nicht von dir, dass du mir vergibst was ich getan habe, aber ich bitte dich mir zu glauben, dass ich mich verändert habe. Heute bin ich ein andrer als damals. Ich war wütend und wusste nicht mal warum. Pfarrer Beals sagt, dass die acht Jahre hier mich dehmütig gemacht haben, und es ist gut gewesen, dass ich hier eingesperrt worden bin, weil Dehmut gut für die Seele ist und ich glaube, dass das stimmt. Ich glaube, dass ich jetzt näher bei Gott bin weil ich hier bin. Hättest du gedacht, dass du mich mal von Gott reden hörst?
    Pfarrer Beals ist ein episkobalischer Pastor, aber er ist ein guter Mann, genauso gut wie jeder von unsern eignen Priestern finde ich. Außerdem ist er der einzige, der hierher kommt, also müssen wir mit ihm zurecht kommen. Und ich denk mal, dass es nicht seine Schuld ist, dass er als Episkobale geboren worden ist.
    Ich habe dich sehr vermisst in den letzten acht Jahren. Ich weiß keine schönen Worte wie ich das sagen soll. Ich vermisse dich einfach. Ich weiß nicht wie ich die restliche Zeit hier überstehen soll ohne dich zu sehen. Daran darf ich gar nicht denken.
    Es überrascht mich nicht, dass du mir nicht schreiben willst nachdem was ich dir getan habe beim letzten mal. Ich gebe dir überhaubt keine Schuld. Es tut mir mehr leid als ich sagen kann, aber das weisst du wenn du meine Briefe gelesen hast. Du weisst auch, dass ich dir das wie ein Mann ins Gesicht sagen will, wie der neue Mann der ich jetzt bin und nicht wie der alte wütende. Bitte Nell, komm mich hier besuchen, nur einmal. Du musst nicht lange bleiben. Es würde mir nur guttun noch einmal dein Gesicht zu sehen und dir zu sagen wie leid es mir tut.
    Ich weiss, dass du willst, dass ich aufhöre dir zu schreiben und du deshalb nie zurück schreibst. Nell, ich schwöre bei Gott, dass ich dir

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