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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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dressiert wie ein Schoßhund und hört nur auf sein Herrchen. Bleibt noch meine Köchin, und die ist stocktaub. Schreien Sie ruhig nach Leibeskräften, wenn Ihnen das gefällt. Mir gefällt es auf jeden Fall.“
    Er nahm ihre Hand und wollte sie dorthin legen, wo sie sich seines Gefallens vergewissern sollte. Als Nell sich mit Händen und Füßen sträubte, lachte er.
    Sie trat ihm kräftig auf den Fuß, wobei sein samtener Pantoffel dem Absatz ihrer Stiefelette nur wenig Widerstand bieten konnte. Nell spürte ein weiches widerliches Knirschen.
    Harry brüllte vor Schmerz.
    Sie stieß ihn von sich.
    Fluchend taumelte er zurück.
    Sie rannte zur Tür, streckte die Hände nach den Griffen aus.
    â€žMiststück !“ Harry packte sie hinterrücks und schleifte sie zurück. Sie schlug wild um sich, doch er warf sie mit dem Gesicht nach unten auf den Tisch und trat mit dem Fuß ihre Beine auseinander. Er riss ihr den Hut vom Kopf und das seidene Haarnetz, mit dem sie ihren Chignon zusammengehalten hatte, fuhr mit einer Hand grob in ihr Haar und presste ihre Wange gegen die auf Hochglanz polierte Mahagoniplatte. Sie hieb mit den Fäusten nach ihm, doch aus ihrer misslichen Lage brachte sie nicht genügend Kraft auf, und die wenigen Schläge, die ihn überhaupt trafen, waren zu schwach, als dass sie ihm etwas anhaben konnten.
    â€žVerdammt, das ist Ihre Schuld … Sie wollten es ja so!“, fuhr er sie an und fingerte an dem Gürtel seines Hausmantels herum. „Wäre einfacher gewesen, wenn Sie zugegeben hätten, dass Sie es ganz genauso wollen wie ich.“
    â€žNein!“, schrie Nell, als sie spürte, wie er anfing, ihre Röcke zusammenzuraffen.
    Nicht in Panik geraten, bloß nicht in Panik geraten. Es musste etwas geben, das sie tun konnte … etwas, das sie verwenden konnte, um …
    Das Absinthglas. Er hatte es auf dem Tisch abgestellt, doch sie konnte es nirgends sehen – es musste hinter ihr sein. Weil sie ihren Kopf nicht drehen konnte, tastete sie blindlings mit der rechten Hand hinter sich.
    â€žDanach werden Sie mir dankbar sein“, keuchte Harry, während er sich einhändig mit dem Schnürband ihrer Unterhose abmühte.
    Ihre Fingerspitzen berührten Glas. Sie streckte sich … versuchte, danach zu greifen …
    Glücklicherweise war er zu beschäftigt – und zu betrunken –, um es zu bemerken.
    â€žSie werden mich anflehen, dass ich es noch mal mache“, sagte er. „Kenn ich doch von euresgleichen … ich weiß, was ihr braucht.“
    Einen Finger um den Stiel des Glases gelegt, angelte sie es vorsichtig zu sich hinüber, derweil sie sich den Hals verrenkte, um ein Auge auf Harry zu haben – nicht ganz einfach, da er noch immer ihren Kopf auf den Tisch drückte, und ihre Krinoline sich um ihre Hüfte bauschte. Seine Miene spiegelte höchsten Verdruss – allem Anschein nach bereitete das Schnürband ihm einige Schwierigkeiten.
    Jetzt. Mit der linken Hand packte Nell seine Krawatte und schlang sie sich einmal um die Faust, mit der rechten schmetterte sie das Glas gegen die Tischkante. Es zerbrach, nur der Stiel in ihrer Hand blieb ganz.
    Harry schaute völlig entgeistert drein – der Absinth hatte sein Reaktionsvermögen verlangsamt. Nell zog ihn an seiner Krawatte an sich, bis sein Gesicht dem ihren ganz nah war, wälzte sich herum und drückte ihm ihre gläserne Waffe ans Auge. Ganz leicht nur … gerade so viel, dass er es spürte, seine Haut jedoch unversehrt blieb. Der obere Teil des Glases war abgesplittert, ein Ring scharfer Zacken ragte über dem Stiel auf, durch den Harry sie nun ansah, als würde er durch ein groteskes, albtraumhaftes Monokel blicken.
    â€žIch würde mich an Ihrer Stelle nicht bewegen“, sagte sie. „Aber mein Haar dürfen Sie gerne loslassen.“
    Er zog seine Hand zurück, ballte sie zur Faust und holte ein wenig aus, als wolle er ihr einen Hieb versetzen.
    Nell zerrte ihn an seiner Krawatte zurück. Das Glas schnitt ihm dabei ins Augenlid, nicht tief, doch so, dass Blut aus dem kleinen Schnitt floss. „Sagte ich nicht, Sie sollten sich nicht bewegen?“
    â€žGott verdammt!“, fluchte er, als ein scharlachrotes Rinnsal den Stiel des Glases hinab und über Nells Hand lief. „Himmel Herrgott!“
    â€žSo schlimm ist es nun auch wieder nicht“, befand sie und

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