Dunkel wie der Tod
unterhaltsame Gesellschaft habe.â
âOh, ich wollte gerade gehenâ, sagte Nell, doch Speck schob die Tür nur weiter zu, als habe er sie gar nicht gehört. Sie sagte etwas lauter: âEntschuldigen Sie bitte, aber ich sagte soeben â¦â
âEr macht bloÃ, was ich ihm sageâ, lieà Harry sie wissen.
Mit einem dumpfen Klacken schloss sich die Tür. Nell machte einen Schritt darauf zu, doch Harry packte sie sofort beim Arm. âWollen Sie wirklich schon gehen? Ich dachte, wir wollten das Kriegsbeil begraben?â
Vergeblich versuchte sie, sich von ihm loszumachen. âDaran haben Sie doch ohnehin kein Interesse.â
âOh, das würde ich so nicht sagen.â Mit unverhohlenem Wohlgefallen lieà er seinen Blick über sie schweifen. âWir könnten schon zu einer Einigung finden.â
âLassen Sie mich gehen.â Das Herz pochte und stolperte ihr in der Brust. Sie bog seine Finger zurück, doch er ergriff unerbittlich ihren anderen Arm, hielt sie fest umklammert, bis es schmerzte, und drängte sie zurück an den Tisch. âMr. Speck!â, schrie sie, während sie sich aus Harrys Griff zu befreien versuchte. âHelfen Sie mir!â
âSie werden ja ganz rot im Gesicht. Ist Ihnen so warm, wie es scheint?â Er beugte sich über sie, bis sie seinen vom Absinth süÃen Atem heià auf ihrem Gesicht spüren konnte und sich immer weiter zurücklehnte, um ihm auszuweichen.
âMr. Speck! Hilfe!â Nell versuchte, sich freizukämpfen, doch Harry war ein Stück gröÃer als sie und erstaunlich stark für einen Mann, der noch keinen Tag seines Lebens richtig gearbeitet hatte. Sie musste daran denken, wie mühelos Duncan sie überwältigt hatte, wie brutal er gewesen war und was er ihr angetan hatte, und auf einmal spürte sie die lähmende Gewissheit, dass es gleich wieder geschehen würde.
Du darfst nicht in Panik geraten, sonst bist du erledigt, ermahnte sich Nell. Bewahr dir einen kühlen Kopf. Benutze deinen Verstand.
âWie ich es doch liebe, wenn Ihnen das Blut so in die Wangen schieÃtâ, sagte Harry, âwie Ihr Körper Sie verrät ⦠und das alles nur, weil ich Sie ein bisschen provoziert habe â ging doch ganz einfach. Ihre Leidenschaft ist leicht zu wecken, was? Und heià wie Lava.â Er drängte sich näher an sie, hielt sie noch fester umfasst, krallte seine Finger in ihren Arm. âAber Sie halten damit an sich, weil euer Papst das so befiehlt, nicht wahr?â
âSie wissen selbst, dass Sie das nicht ernstlich wollenâ, sagte sie und wünschte dabei, dass ihre Stimme nicht so sehr zittern würde. âEs ist nur der Absinth â¦â
âOh, ich wollte das schon ein ganzes Weilchen vor dem Absinth.â Mit einer Hand packte er ihre Handgelenke, riss ihre Jacke auseinander und schloss die andere um ihre eng in das Korsett geschnürte Brust. âIch habe das schon tun wollen, seit Mama Sie mit von Cape Cod zurückgebracht hat.â
âAber ich habe es nie gewollt. Und ich will es auch jetzt nicht, und deshalb â¦â
âKommen Sie schon ⦠oder wollen Sie wirklich unberührt ins Grab gehen, wie irgendein hässliches kleines Ding, dem gar keine andâre Wahl blieb?â Er öffnete geschwind die winzigen Knöpfe an dem hohen gestärkten Kragen ihrer Hemdbluse. âIch sagâs auch niemandem, ganz bestimmt nicht, und danach dürfte das Kriegsbeil wohl ganz und gar begraben sein â genau das, was Sie wollten, oder?â Mit vertraulich gesenkter Stimme flüsterte er: âGanz ruhig ⦠ich weiÃ, wie man ein Mädchen zur Frau macht. Und es wird viel angenehmer sein, wenn Sie mir ein wenig entgegenkommen.â
âUnd wenn ich das nicht tue?â
âDann wird es un angenehm. Aber â¦â, er grinste und bleckte die Zähne, âmanchmal gefällt es mir so.â Er zerrte an ihrer Bluse, kratzte über ihre bloÃe Haut. Der Stoff riss, die Knöpfe sprangen ab.
âHilfe!â, schrie sie und setzte sich mit erneuter Kraft gegen ihn zur Wehr. Sie versuchte nach ihm zu treten, doch ihre stahlgerippte Krinoline machte dieses Bemühen vergebens.
âSie schreien sich ganz umsonst die Seele aus dem Leibâ, lieà Harry sie wissen. âSpeck ist drauÃen und holt mir Absinth, und selbst wenn er hier wäre â er ist so gut
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