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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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erwürgt und dann auch Virgil umgebracht hatte, als dieser ihm dazwischenkam – sich nicht ganz mit denen von Will deckten.
    Detective Cook wippte eine gute Minute auf seinem Stuhl hin und her, trank in aller Ruhe seinen Tee und meinte dann: „Also wie gesagt, nachdem die Konstabler aus Salem das Geld von Ihrem Bruder bekommen hatten, war die Obduktion vom Tisch. Aber bevor sie wussten, wie rasch und erfreulich sich der Fall klären würde, hatten sie sich bereits darum bemüht, dass die Angehörigen ihnen die notwendigen Vollmachten für die Leichenöffnung unterschrieben.“
    Will horchte auf. „Und – haben die Angehörigen unterschrieben?“
    â€žDie Eltern von Virgil Hines schon – die hätten alles getan, um ihren Sohn vor der Schande des Selbstmordes zu bewahren. Aber bei den Fallons war das nicht so einfach. Sie weigerten sich, den Leichnam ihrer Tochter verstümmeln zu lassen, nur damit bewiesen wäre, dass Hines der nichtsnutzige Schuft war, für den sie ihn schon immer gehalten haben.“
    â€žNur mal angenommen“, begann Will, „die Familien hätten beide eingewilligt. Was, wenn sie die Vollmachten unterschrieben hätten und sich selbst um einen Arzt kümmerten, der die Leichenöffnung vornimmt?“
    Bedächtig nippte Cook an seinem Tee. „Ärzte sind nicht ganz billig.“
    â€žVielleicht würde ja jemand seine Dienste unentgeltlich zur Verfügung stellen. Was müsste er tun, um Zugang zu den beiden Toten zu bekommen?“
    Nell schaute Will an.
    Ãœber Detective Cooks Gesicht huschte ein Lächeln. „Die Toten befinden sich im Leichenschauhaus in Salem. Ich gehe davon aus, dass man Sie … also, den Arzt seine Arbeit machen ließe, wenn er dort die unterschriebenen Vollmachten vorzeigte.“
    â€žWie genau sind diese Vollmachten denn formuliert?“, wollte Nell wissen.
    â€žSie meinen wohl, könnten Sie sie selbst schreiben?“ Cook schüttelte den Kopf. „Tut mir leid. Die müssen von den Behörden in Salem ausgestellt werden, mit Siegel und allem. Und natürlich darf die Unterschrift der Angehörigen nicht fehlen. Mit weniger gibt man sich in keinem Leichenschauhaus zufrieden – nicht mal in Salem.“
    Will ließ sich leise fluchend in seinen Stuhl zurücksinken.
    â€žSchon eine ziemlich aufwendige Sache. Und stellen Sie sich nur mal vor“, sagte Cook, „nachdem die beiden Jungs aus Salem mit Ihrem Bruder einig geworden waren, haben sie die Vollmachten doch glatt weggeschmissen, weil sie glaubten, die bräuchten sie jetzt nicht mehr.“ Kopfschüttelnd hob er die Teetasse, trank sie langsam und genüsslich aus.
    Nell und Will blickten beide zugleich auf den Papierkorb, der neben dem Schreibtisch stand – nur eine Handbreit von Wills Füßen entfernt.
    â€žMich würde das natürlich meinen Job kosten, wenn ich derlei vertrauliche Papiere in die Hände Unbefugter gelangen ließe – und ich mag meinen Job. Sieh mal an, schon wieder leer.“ Cook warf einen betrübten Blick in seine Tasse. „Na, dann will ich mir mal Nachschub holen. Kann ich Ihnen vielleicht etwas mitbringen?“, fragte er, stand auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor.
    â€žMmh … nein. Danke“, erwiderte Will. „Wir wollten uns ohnehin gleich auf den Weg machen.“
    â€žBin gleich wieder da.“ An der Tür blieb Cook kurz stehen, ließ die Jalousie vor dem Glasfenster herunter und verschwand.
    Sowie die Tür hinter ihm zugefallen war, zog Will den Papierkorb zu sich heran. „Hier, nehmen Sie die.“ Er ließ eine Handvoll zusammengeknülltes Papier in Nells Schoß fallen und nahm sich den Rest. Sie arbeiteten zügig, strichen Papier um Papier glatt, bis Nell schließlich ein goldglänzendes Siegel entdeckte, in das die Worte „Salem, Massachusetts“ eingeprägt waren. „Will … ich glaube, das ist es.“
    Es waren zwei feinsäuberlich beschriebene Blätter, die beide mit Einwilligung in die posthume Untersuchung Verstorbener betitelt waren. Die Vollmacht für die Obduktion von Virgil Hines war mit Clement Hines unterschrieben. Die für Bridie war nicht unterzeichnet.
    Von außen wurde mit dem Türknauf gerüttelt.
    Nell faltete die beiden Vollmachten rasch zusammen und steckte sie in ihren Handbeutel, derweil Will den Papierkorb ordentlich zurückstellte.

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