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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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nämlich verloben wollen.“
    Evie errötete bis zu den Haarwurzeln, und ihre Augen funkelten wie Silbermünzen. „Luther!“ Sie schlug ihn mit der flachen Hand fest auf den Arm. „Warum hast du das denn gesagt?“ Ohne Nell oder Will anzusehen, meinte sie zu den beiden: „Er weiß ja gar nicht, was er da sagt. Er ist wie ein großes Kind. So war er schon immer, seit …“
    â€žBin ich nicht!“, schrie Luther. „Und ich weiß, was ich sage. Du hast selbst gesagt, dass du und er …“
    â€žDas war doch nur ein Spaß“, erwiderte Evie mit bebendem Kinn und glänzenden Augen, die hektisch zwischen Nell und Will hin und her huschten. „Sei endlich ruhig, Luther.“
    â€žDu hast ‚Gott sei Dank‘ gesagt, als der Pfarrer gerade gesagt hat, dass Bridie tot wär. Ganz leise hast du’s gesagt, aber ich hab’s ganz genau gehört.“
    â€žHabe ich nicht!“, rief Evie mit schriller Stimme.
    â€žHast du doch, und ich weiß auch ganz genau, was du gemeint hast. Du bist nämlich froh, dass die …“
    â€žDu sollst ruhig sein!“ Evie packte ihren Bruder am Ärmel seiner Jacke und zog ihn mit sich fort. „Wir müssen jetzt gehen. Er weiß gar nicht, was er da überhaupt redet. Manchmal denkt er sich einfach irgendwas aus.“
    Und so eilten sie davon, die kleine Evie mit dem schwerfälligen Luther im Schlepptau, der noch eine Weile jammerte und sich vergeblich gegen sie sträubte.
    â€žEnttäuschte Liebe?“, fragte Will, während er und Nell den beiden nachblickten, bis sie hinter der nächsten Straßenecke verschwunden waren.
    â€žSieht so aus. Deswegen wird sie auch in der Fabrik gehänselt, was Luther ziemlich aufregt. Sein Auftritt gerade mag das nicht vermuten lassen, aber er hält sich für ihren großen Beschützer. Letztes Jahr hätte er beinah einen Mann umgebracht, der Evie gegenüber ausfallend wurde.“
    â€žDas ist ja allerhand“, meinte Will, bevor sich sein Blick dann auf einmal anderem zuwandte. „Nell … Könnten sie das sein?“
    Nell drehte sich um und sah Mr. und Mrs. Fallon in Begleitung eines muskulösen jungen Mannes mit aschblondem Haarschopf – vermutlich Jimmy Sullivan, Bridies nun verwitweter Ehemann – aus der Kirche kommen. „Das sind sie.“ Von Mrs. Fallons Hut einmal abgesehen, einem altmodischen schwarzen Haubenhut, schien das Paar dieselben Kleider zu tragen wie vor einer Woche in Violas Salon – nun allerdings schwarz eingefärbt. Mrs. Fallons Augen waren verquollen, ihre Nase stark gerötet. „Das wird nicht einfach“, murmelte Nell.
    â€žSie können gut mit Leuten umgehen“, meinte Will zuversichtlich, nahm sie beim Arm und ging mit ihr zu den dreien hinüber.
    â€žGuten Morgen“, sagte Nell.
    Mrs. Fallon und die beiden Männer blieben stehen. „Miss … Sweeney, nicht wahr?“
    â€žGanz richtig.“ Sie stellte Will vor, und die Fallons machten sie mit Jimmy Sullivan bekannt, der beide Hände tief in den Hosentaschen vergraben hatte und in Gedanken ganz woanders schien, vielleicht aber auch nur gelangweilt war. Er war kein hochgewachsener Mann, aber dafür hatte er beeindruckend muskulöse Arme, die sich unter dem Stoff seiner verblichenen Seemannsjacke spannten. Sein an sich recht gutes Aussehen wurde ein wenig durch seine knollige, mehrfach gebrochene Nase beeinträchtigt und einen sich bereits grünlich verfärbenden Bluterguss über dem rechten Auge, der fünf oder sechs Tage alt sein mochte.
    â€žIch kann Ihnen kaum sagen, wie sehr es mir um Ihre Tochter leidtut, und möchte Ihnen mein aufrichtiges Beileid aussprechen“, sagte Nell. „Ich hatte so sehr gehofft, dass wir sie wohlbehalten finden würden.“
    Mrs. Fallon nickte schniefend. „Das ist nett von Ihnen. Sie haben Ihr Bestes versucht. Aber meine Bridie ist jetzt bei unserm Herrn.“
    Nell hatte keine genaue Vorstellung, wie sie das Thema taktvoll zur Sprache bringen sollte, nur musste es ja sein. Unsicher begann sie: „Der Grund, weshalb wir gekommen sind, Mrs. Fallon, ist der … also …“
    â€žBitte nennen Sie mich doch Moira.“
    â€žGut, Moira … Ich habe erfahren, dass Sie gestern gebeten wurden, eine Vollmacht für die Obduktion von Bridies Leichnam zu unterzeichnen. Sie haben sich dagegen entschieden, und

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