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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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ihm. Wie gesagt, Bridie hat angefangen. Ihr hat das auch keinen Augenblick leidgetan. Hat zwar immer so getan, als würd’ sie wegen ihrer Mutter so’n Geheimnis drum machen, aber ich weiß, dass sie einfach was gegen den Alten in der Hand haben wollte, so für alle Fälle. Sie hat schon immer geguckt, dass sie nicht zu kurz kommt, die Bridie. Ich hab gehört, dass sie versucht hat, Geld aus Harry Hewitt rauszuholen.“
    â€žHat Sie derlei auch mal bei Ihnen versucht?“, fragte Nell.
    â€žNee“, erwiderte er grinsend und nahm einen tiefen Zug, die Zigarette fest in seiner kampferprobten Boxerhand. „Da hätt’ sie schön blöd sein müssen.“
    â€žSie können ihn jetzt wieder in den Kühlraum bringen“, sagte Will zu dem Assistenten im Leichenschauhaus, nachdem Nell auch über den Leichnam von Virgil Hines ein kurzes Gebet gesprochen hatte. Sie zogen sich ihre besudelten Schürzen aus, wuschen sich die Hände und sahen sich dann noch einmal die Notizen an, die Nell während der beiden Autopsien gemacht hatte.
    Es war für sie wie eine Offenbarung gewesen, William Hewitt dabei beobachten zu können, wie geschickt er zu Werke ging mit Skalpell und Knochensäge, Rippenschere und Pinzette … und all das so sicher und souverän, obwohl er die letzte Operation vor vier Jahren durchgeführt hatte – als er sich auf der Flucht aus Andersonville selbst eine Gewehrkugel aus dem Bein geholt hatte. Ebenso lange war es her, dass Nell bei einer Autopsie assistiert hatte; glücklicherweise war ihr alles recht schnell wieder eingefallen. Will hatte sie sogar dafür gelobt, wie gut sie mit der Schädelzange umzugehen verstand, und seine Worte hatten sie mit einem warmen Gefühl des Stolzes erfüllt.
    Sie war ihm jedoch nicht nur bei der Untersuchung zur Hand gegangen, sondern hatte auch ihre Beobachtungen in ein kleines Notizbuch geschrieben, das sie wohlweislich mitgebracht hatte – keine ganz leichte Aufgabe, wie sich zeigen sollte, denn ihre Hände waren dick mit Talg eingeschmiert, um zu verhindern, dass Keime oder Krankheitserreger durch kleine Risse und Kratzer in der Haut eindringen konnten.
    â€žLassen Sie uns mit Virgil anfangen“, sagte Will, sobald sie sich in dem leeren Besucherzimmer einander gegenüber an den Tisch gesetzt hatten.
    Nell blätterte vor zu der fettbefleckten Seite, wo unter der Überschrift „Virgil Hines, 20. September 1868“ Folgendes geschrieben stand:
    - 24-jähriger Mann
    - 1,95 m groß, schlank, muskulös
    - dunkelbraunes Haar, blaue Augen
    - Gebiss vollständig
    - Tätowierung (Sterne) auf der Stirn, keine größeren Narben
    - Schädel: Tabula externa intakt; frontal lineare Fraktur der Tabula interna mit starken Einblutungen zwischen Knochen und Dura mater; schwere zerebrale Ödeme mit braun-grüner Verfärbung und Aufweichung des Hirgewebes nahe der Fraktur
    â€žVirgil ist entweder selbst gestürzt, oder er wurde gestoßen“, wiederholte Will noch einmal das Ergebnis, zu dem sie bereits während der Obduktion gelangt waren. „Er schlug mit dem Kopf auf einen Stein auf und zog sich einen Bruch des inneren Knochenblattes zu, der zu einer extraduralen Blutung und einer starken Schwellung des Gehirns führte.“
    Er lehnte sich zurück und sah Nell gespannt an. „Was glauben Sie, hat wohl letztlich zu seinem Tod geführt – die Blutung, die Schwellung, oder ist er doch ertrunken?“
    Nell drehte nachdenklich ihren Stift zwischen den Fingern. „Bei einer extraduralen Blutung kann es Stunden dauern, bis der Druck im Gehirn so stark wird, dass man den Verletzungen erliegt, aber schwere zerebrale Ödeme, wie wir sie bei Virgil gefunden haben, können sehr schnell zum Tode führen. Ich denke, dass es die Ödeme waren.“
    â€žKein Tod durch Ertrinken?“
    â€žErtrunken ist er ganz gewiss nicht – das wissen Sie ebenso gut wie ich. Weder im Magen noch in der Lunge war Wasser, auch keine Spuren von Algen oder Wasserpflanzen. Die Lungenflügel waren nicht erweitert, das Herz nicht vergrößert, es fanden sich keine blasigen Schleimablagerungen in den Atemwegen, keine Blutung im Gehörgang … ganz anders ja bei Bridie.“
    â€žDie mit hundertprozentiger Sicherheit ertrunken ist.“
    â€žWährend oder nachdem sie vergewaltigt worden war“, fügte Nell hinzu, „und das auf

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