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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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zweimal in einer einzigen Woche verprügelt worden bin.“
    Mühsam stemmte er sich aus seinem Sessel, verzog dabei das Gesicht wie ein vom Rheumatismus geplagter alter Mann, schnappte sich seinen Spazierstock und schlurfte leicht vornübergebeugt davon.
    Nell nahm einen Schluck von ihrem Sherry und spürte, wie die Anspannung langsam nachließ. Nach einem weiteren Schluck ließ sie sich in ihren Sessel sinken und seufzte leise. „Jemand verfolgt mich“, sagte sie.
    Will runzelte die Stirn. „Noch jemand?“
    â€žMuss wohl – Virgil Hines kann es nun ja kaum sein.“
    â€žSind Sie sich denn sicher?“, fragte Adam. „Was Sie in letzter Zeit erlebt haben, war ja …“
    â€žNein, ich bilde es mir nicht ein. Seit Tagen schon habe ich wieder dieses Gefühl, dass mich jemand beobachtet. Und dann am Sonntag, als wir aus Salem zurückgekommen waren und gerade die Dämmerung einsetzte, bin ich noch ein wenig allein im Park spazieren gegangen – weil das Wetter so schön war, und nach den Stunden im Leichenschauhaus … Ich wollte einfach draußen sein, in Ruhe nachdenken, meine Gedanken sortieren. Während ich dort spazieren ging, sah ich ihn. Immer wenn ich mich umdrehte, war er auch da – ungefähr hundert Meter hinter mir.“
    â€žSie haben ihn nicht erkannt?“, fragte Adam.
    â€žNein, er war zu weit weg, und es wurde auch langsam schon dunkel. Manchmal wandte er mir rasch den Rücken zu, wenn ich mich umschaute, dann wieder huschte er hinter einen Baum am Wegesrand, um sich zu verstecken. Ich habe eine Abkürzung genommen und bin zurück nach Hause gegangen. Seitdem versuche ich mir einzureden, dass ich es nicht weiter ernst nehmen sollte – in einer großen Stadt treiben sich eben auch allerhand seltsame Männer herum. Doch heute, als ich mit Lady Viola und Gracie einkaufen war, habe ich ihn wieder gesehen. Zumindest meinte ich das. Ein paarmal sah ich zumindest irgendjemand hastig in einem Hauseingang oder hinter einem Mauervorsprung verschwinden, und mir war stets, als ob er das gewesen sein könnte.“
    Sie nahm noch einen Schluck. „Ich musste mit jemandem darüber reden, aber hätte ich Ihrer Mutter davon erzählt, würde sie sich nur unnötig um mich sorgen. Eigentlich wäre ich auch schon viel früher hierhergekommen, aber ich musste warten, bis Gracie im Bett war. Oje, ich bin völlig durcheinander. Vielleicht sollte ich Dr. Drummond doch um ein Beruhigungsmittel bitten.“
    â€žSie brauchen kein Beruhigungsmittel“, stellte Will klar, „sondern die Polizei.“
    â€žDa kann ich Will nur zustimmen“, meinte Adam. „Irgendjemand verfolgt sie. Vielleicht ist er gefährlich. Bis das geklärt ist, sollten Sie die Polizei um Schutz bitten.“
    â€žWenn Sie Ihren Sherry ausgetrunken haben, begleite ich Sie zur City Hall“, sagte Will. „Ich bin mir sicher, dass Detective Cook die Sache ernst nehmen wird. Vielleicht kann er jemanden zu Ihrem persönlichen Schutz abbeordern.“
    â€žDienstags hat er frei“, sagte Nell.
    â€žDann eben morgen. Wann hätten Sie Zeit?“
    â€žNicht vor neun oder halb zehn am Abend. Ich muss Gracie ins Bett bringen und warten, bis sie eingeschlafen ist.“
    â€žDann morgen Abend. Ich nehme mir eine Mietkutsche und treffe Sie um halb zehn an der Tremont Street Ecke Winter. Bis dahin sollten Sie das Haus möglichst nicht verlassen.“
    â€žEs soll morgen ohnehin regnen“, meinte sie. „Ich werde mir etwas einfallen lassen, um Gracie drinnen zu beschäftigen.“
    â€žMacht die Polizei denn so etwas überhaupt?“, fragte Adam zweifelnd.
    â€žMeiner Erfahrung nach ist die Bostoner Polizei zu nahezu allem bereit, solange sie dabei nur auf ihre Kosten kommt.“
    Als sie aufstanden, bemerkte Adam zu Will: „Wir sind jetzt gar nicht dazu gekommen, Duncans vorzeitige Entlassung zu erörtern.“
    Und so verabredeten sie sich für den kommenden Donnerstag zum Abendessen im Durgin-Park’s, und Will versprach, seine Spielkarten mitzubringen, damit er Adam in die Geheimnisse des Pokerspiels unterweisen könne.
    â€žNatürlich beabsichtige ich nicht, wirklich einmal zu spielen – keineswegs“, versicherte Adam ihm. „Bei allem Respekt, aber das Glücksspiel zersetzt einen seelisch als auch moralisch, weshalb man ihm widerstehen

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