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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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sehr brutale Weise, wie die Blutergüsse an ihren Beinen vermuten lassen.“
    Sie schwiegen beide einen Moment. Bridie war zum Zeitpunkt ihres Todes im dritten Monat schwanger gewesen. Nell hatte nicht erwartet, dass diese Entdeckung ihr schier das Herz brechen würde. Aber so war es.
    â€žIch will unbedingt herausfinden, wer ihr das angetan hat“, sagte sie.
    Will nickte. „Ich weiß.“

18. KAPITEL
    â€žTut mir leid, Miss“, sagte der junge Kellner, der in der Tür stand und ihr den Einlass verwehrte, als Nell am Dienstagabend in die Bar des Revere House wollte. „Nur für Gentlemen.“
    â€žIch suche nur jemanden – Dr. William Hewitt.“
    Der junge Mann schüttelte den Kopf und zuckte die Schultern.
    â€žGroß, schwarzes Haar …“ Nell versuchte an dem Kellner vorbei in die Bar zu spähen. Es war einer jener dunkel getäfelten Clubräume mit in kleinen Gruppen beisammen stehenden Ledersesseln mit hohen Lehnen. In dem dämmerigen Licht konnte Nell keinen einzigen Gast ausmachen. „Er wollte sich hier mit einem Geistlichen treffen.“
    â€žEin Geistlicher? Wüsste nicht, dass einer hier wäre.“
    â€žKönnte ich bitte kurz selbst nachsehen?“, bat sie ihn mit vor Anspannung etwas schriller Stimme. „Sie müssen beide hier sein. Ich war dabei, als sie verabredeten, sich hier …“
    â€žNell?“ Will trat aus dem Dunkel der Bar. „Ist alles in Ordnung?“
    â€žJa. Oder … nein.“ Nell atmete tief durch. „Ich muss mit Ihnen sprechen.“ Sie hatten sich seit Sonntag – seit der Obduktion – nicht mehr gesehen. Gestern hatte Will bei seinem „Pokerspiel mit außergewöhnlich hohen Einsätzen“ sein müssen, und Nell wiederum war heute unabkömmlich gewesen, denn sie hatte Viola versprochen, sie und Gracie auf einen ganztägigen Ausflug zu Schneider, Schuhmacher, Hutmacher und Kürschner zu begleiten, um ihrer aller Wintergarderobe zu bestellen.
    â€žIch habe ihr schon zu erklären versucht, dass hier nur Gentlemen Zutritt haben“, sagte der Kellner zu Will.
    â€žGewiss kann man da doch mal eine Ausnahme machen“, meinte Will und zückte zwei goldene Dollarstücke.
    â€žGewiss“, erwiderte der junge Mann, als er das Geld einsteckte, „aber nur, wenn sie sich irgendwo hinsetzt, wo man sie nicht gleich sehen kann.“
    â€žDas ist äußerst entgegenkommend von Ihnen. Und wenn Sie der Dame bitte einen Sherry bringen könnten – wenn es nicht zu viel der Mühe ist?“ An Nell gewandt fügte er hinzu: „Sie sehen aus, als könnten Sie einen gebrauchen.“
    Will führte sie zu vier Sesseln, die im Halbkreis vor dem prasselnden Kaminfeuer standen. Zwei der Sessel waren bereits besetzt – in dem einen saß Adam, der sich erhob und sein Haar glatt strich, als er Nell kommen sah, und in dem anderen lümmelte Harry, der Will mit einem wütenden Blick bedachte. „Nicht die schon wieder“, grummelte er mit schwerer Stimme, offensichtlich schon nicht mehr ganz nüchtern. „Oh verdammt, dann wäre der Abend ja wohl gerettet.“
    Will wies seinen Bruder zurecht: „Harry, mittlerweile fürchte ich zwar, dass du einfach nicht anders kannst, aber könntest du zumindest versuchen, in der Gegenwart von Damen und Geistlichen das Fluchen zu unterlassen?“
    Nell nahm seine Worte kaum wahr, so sehr entsetzte sie der Anblick von Harrys Gesicht. Zu der gebrochenen Nase und dem blauen Auge waren nun noch ein paar neue Schwellungen und Abschürfungen gekommen – ziemlich schlimme, wie es aussah – sowie eine aufgeplatzte Lippe und ein Verband um die Stirn. Sein linker Arm lag in einer Schlinge, zwei Finger waren geschient. Mit unverhohlenem Hass schaute er Nell finster an.
    â€žWas ist Ihnen denn zugestoßen?“, fragte sie.
    â€ž Sie sind mir zugestoßen, Sie …“
    â€žHarry.“ Will sagte es leise, doch mit einem unverkennbar drohenden Unterton, der seine Wirkung nicht verfehlte. Harry ließ sich in seinen Sessel zurücksinken, stöhnte und hielt sich die Seite.
    â€žImmer schön sachte – denk an deine Rippen“, riet ihm Will, schlug die Beine übereinander und griff nach seiner Zigarette, die er in dem marmornen Aschenbecher neben sich abgelegt hatte. „Die zehnte, elfte und zwölfte links“, vertraute er Nell an, als

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