Dunkel wie der Tod
Ihrer Frau so ruhig und gefasst sein können.â
âIch war schon immer einer von den Ruhigen.â
âDa hat uns Liam Fallon aber etwas anderes erzähltâ, meinte Nell.
Jimmys Zigarette verharrte reglos in der Luft. âWas zum Teufel hat dieser verdammte Mistâ¦â Er verkniff sich den Rest und fuhr etwas ruhiger fort: âWas hat er über mich gesagt? Er denkt, ich hättâ was zu tun mit dem, was Bridie passiert ist, nicht wahr?â
Nell wählte ihre Worte sorgfältig: âSo deutlich hat er sich nicht ausgedrückt â¦â
âWenn dieser â¦â Jimmy fluchte leise vor sich hin, warf die Zigarette auf die StraÃe und ballte die Fäuste. âWenn er mir querkommen will, kann ich auch anders.â
âIch hätte besser nichts gesagt ⦠Es tut mir leidâ, log Nell.
âSie wissen bestimmt, warum er das immer so betont, dass Bridie nicht seine richtige Tochter ist, oder?â
âNein â¦â sagte Nell, wenngleich ihr so einige Vermutungen kamen.
Jimmy sah beiseite, die Kiefer grimmig gespannt. âSagen wir mal so â ich weià ein paar Sachen, von denen er nicht weiÃ, dass ich sie weiÃ.â
âSachen, die Bridie Ihnen erzählt hat?â
Er nickte abwesend. âDieser verdammte Schweineâ¦â
âHaben er und Bridie ⦠Waren sie â¦?â Nell wusste kaum, wie sie es sagen sollte.
Jimmy stieà einen abgrundtiefen Seufzer aus. âIch hab nie was davon sagen wollen. Bridie hat es mich versprechen lassen.â Er rieb sich seine groÃen, schwieligen Hände an seiner Hose, runzelte mit leerem Blick die Stirn.
âMöchten Sie noch eine Zigarette?â, fragte ihn Will.
âÃhm, ja.â
âHierâ, meinte Will, als er ihm ein weiteres Mal die Dose nach hinten reichte. âKönnen Sie behalten.â
âWirklich? Danke.â Bevor er sie aufmachte, drehte und wendete er sie staunend.
âIch finde jaâ, sagte Nell, als er sich eine Zigarette anzündete, âdass Ihr Versprechen Bridie gegenüber mit Ihrem Tod erloschen ist. Wenn die Wahrheit natürlich so kompromittierend für Mr. Fallon ist, sollten Sie vielleicht besser nicht â¦â
âSoll er doch in der Hölle schmoren! Ich will verdammt sein, wenn ich ⦠âTschuldigungâ, murmelte er mit einem Seitenblick auf Nell.
âSchon gut.â
âWenn er mir was anhängen will, kann ich ihm auch was anhängen. Er und Bridie, sie â¦â
âHatten ein Verhältnis?â, versuchte Nell ihm auf die Sprünge zu helfen.
âUnd wie. Da war sie gerade fünfzehn, ging ein halbes Jahr. Ich kannte sie da ja noch gar nicht, deshalb habe ich mich auch nicht sonderlich drüber aufgeregt, aber sie hat mich angefleht, dass ich niemand was davon sagen soll, weil er und Ma Fallon da schon verheiratet gewesen waren.â
âWissen Sie, wer von beiden Schluss gemacht hat?â, fragte Nell.
âEr. Pfarrer Dunne hat ihn dazu gebracht. Aber sie warâs, die angefangen hat.â
Will meinte skeptisch: âEs mag verständlich sein, dass Sie das glauben, bloà in dem Alter â¦â
âSie hat es mir doch selbst gesagt! Hat sich eines Tages toll zurechtgemacht und sich ihm dann an den Hals geworfen. Und wenn sieâs erst mal drauf angelegt hatte, gabâs niemand, der da Nein gesagt hätte.â Er schüttelte den Kopf. âVerdammtâ, flüsterte er.
âHat sie Ihnen auch erzählt, warum sie das getan hat?â, fragte Nell.
âWeil sie in ihn verliebt war. Ich hab sie gefragt, wie das denn gehen soll â in ihren eigenen Vater verliebt sein! â, und da hat sie gesagt, er wär ja nicht ihr Vater. Ihr richtiger Vater ⦠also, alles was ich von dem weiÃ, ist, dass er nichts taugte und an ihrem elften Geburtstag den ganzen Tag gesoffen hat und ihr gesagt hat, ihm wärs lieber, wenn sie nie geboren worden wär, denn dann säà er jetzt nicht da mit Frau und Kind, die er beide nicht ausstehen kann. Abends, wie er dann ausgegangen ist, hat ihn ein Pferdewagen totgefahren. Tolles Geburtstagsgeschenk, was?â
Nell und Will sahen sich an.
âWahrscheinlich ist das der Grund, weshalb Mr. Fallon so schlecht auf Bridie zu sprechen istâ, meinte sie dann. âEr hat Schuldgefühle, weil er seine Frau mit deren Tochter betrogen hat.â
âSchön blöd von
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