Dunkel
ich, aber als man ihnen eine Zwangsräumung ankündigte, verhielten sie sich extrem.«
»Was taten sie? Verbarrikadierten sie sich?«
»Nein«, erwiderte Miss Kirkhope milde, »sie brachten sich um.«
Bishop spürte, wie seine Muskeln sich spannten und in Jessicas Gesichtsausdruck las er, daß auch sie verwirrt war.
»Aus irgendeinem Grund«, fuhr die alte Dame fort, »wollte danach niemand in Beechwood einziehen. Dafür sorgten Geschichten, Gerüchte, die sich in der Nachbarschaft verbreiteten. Leute zogen ein, blieben vielleicht ein paar Monate und zogen dann aus. Meine Mutter starb, die Gesundheit meines Vaters verschlechterte sich, und ich mußte mich noch mehr um sein Geschäft kümmern. So verloren wir Beechwood aus den Augen. Wir hatten Hausverwalter, die sich um unsere Anwesen kümmerten, und sie behelligten uns nur, wenn es besondere Probleme gab. Ich muß zugeben, daß ich im Lauf der Jahre nicht viel an Beechwood gedacht habe.«
»Was war mit Ihrem Bruder?« forschte Jessica. »Ist er je zu dem Haus zurückgekehrt? Abgesehen vom ... letzten Mal?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht. Wahrscheinlich. Wie gesagt, Beechwood übte eine besondere Faszination auf ihn aus. Das einzige Mal, wo ich nach dem Skandal Kontakt mit Dominic hatte, war bei Vaters Tod. Lassen Sie mich überlegen, das war ... 1948. Er kam wegen seines Erbteils. Er verzichtete gern auf sämtliche Rechte an dem zukünftigen Familiengeschäft, war aber verärgert darüber, nichts Reales geerbt zu haben. Vater hatte sehr weise alles mir vermacht. Ich erinnere mich, daß mein Bruder Beechwood von mir kaufen wollte, aber das lehnte ich ab, da ich wußte, was dort in der Vergangenheit vorgefallen war. Er war sehr erbost darüber, wie ein störrischer kleiner Junge, der seinen Willen nicht durchsetzen kann.« Sie lächelte, aber es war doch eine traurige Erinnerung.
»Danach sah ich ihn nicht oft und wollte das auch nicht. Mir gefiel nicht, was aus ihm geworden war.«
»Was war das, Miss Kirkhope?«
Sie schaute Bishop fest an, das Lächeln noch immer auf dem Gesicht. »Das ist mein Geheimnis, Mr. Bishop. Ich habe nur Geschichten von anderen Leuten gehört und hatte keinen Beweis, daß sie wahr waren; aber ob es so ist oder nicht, ich möchte nicht darüber sprechen.« Ihre dünnen weißen Hände umschlossen das Glas. »Das Haus blieb viele Jahre lang leer, bis ich beschloß, es mit anderen Anwesen zum Verkauf anzubieten. Ich konnte das Geschäft nicht mehr effizient führen und legte die Verantwortung in fähigere Hände. Ich habe noch immer einen Sitz im Aufsichtsrat, aber keinen Einfluß auf das Unternehmen. Die Immobilien verkaufte ich zu einer Zeit, als das Unternehmen schnell Bargeld brauchte, aber das half leider nur kurzzeitig. Dennoch geht es mir gut, ich habe kaum finanzielle Sorgen. Das ist einer der Vorzüge des Alters — man muß sich weniger um seine Zukunft sorgen.«
»Aber Sie haben Beechwood nicht verkauft.«
»Ich konnte nicht, Mr. Bishop, ich konnte nicht. Das war die Ironie — das Anwesen, das ich los werden wollte, wollte niemand kaufen!« Sie schüttelte belustigt den Kopf. »Man könnte es die Kirkhope-Torheit nennen. Oder den Kirkhope Fluch. Ich ließ es sogar völlig renovieren, aber dennoch wollte es niemand. Die Verwalter führten das auf die schlechte Atmosphäre< zurück. Offensichtlich gibt es so etwas gelegentlich auf dem Immobilienmarkt. Darum nahm man Ihre Dienste in Anspruch, Mr. Bishop, um das Haus offiziell >zu reinigen<, wenn Sie so wollen.«
»Ich sagte Ihren Verwaltern, daß ich kein Exorzist bin.«
»Und Sie glauben auch nicht an Geister. Darum entschied man sich ja gerade für Sie. Die Verwalter informierten mich, daß unerklärbare Störungen in einem Haus oft auf einen unterirdischen Fluß, auf Bodenverwerfungen oder Erdeinbrüche zu rückzuführen seien.«
»Viele seltsame Ereignisse können durch eine genaue Untersuchung erklärt werden, Miss Kirkhope. Klopfen, Türen, die sich grundlos öffnen, Knarren, Stöhnen, plötzliche Pfützen, kalte Stellen - für gewöhnlich gibt es logische Erklärungen dafür.«
»Nun, die Verwalter waren sicher, Sie würden die Ursache finden.«
»Unglücklicherweise hatte ich die Gelegenheit nicht.«
»Nein. Aber jetzt wollen Sie es nochmal versuchen.«
Er nickte. »Mit Ihrer Erlaubnis.«
»Aber Ihre Motive sind nicht ganz dieselben wie die von Miss Kulek und ihrem Vater.«
»Nein. Jacob Kulek und Jessica glauben, daß etwas Böses in Beechwood ist. Ich
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