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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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ihren Erwartungen entsprochen.
    »Mr. Kulek?« In Pecks Stimme schwang Ungeduld mit.
    »Verzeihung, ich war in Gedanken woanders.«
    »Sie haben eine Theorie?« fragte Peck. Kuleks tote Augen schienen ihn zu durchdringen, und er hätte schwören können, daß das Innerste seines Verstandes erforscht wurde.
    »Es ist schwer, Kommissar. Sie sind ein Mann der Praxis, der mit beiden Beinen auf der Erde steht, der nicht an Geister glaubt. Aber ich denke, Sie sind sehr gut in Ihrer Arbeit und deshalb dürften Sie etwas Phantasie haben.«
    »Danke«, entgegnete Peck trocken.
    »Lassen Sie mich damit beginnen, daß ich Ihnen von einem eigenartigen Erlebnis erzähle, das Edith vor zwei Nächten hatte. Oder vielleicht erzählt sie es Ihnen selbst?« Er wandte sich an das Medium.
    »Als Sensitive — Medium, Spiritistin sind wahrscheinlich Worte, die Ihnen vertrauter sind, Kommissar - als Sensitive bin ich empfänglicher für Kräfte und Einflüsse, die nicht zu unserem täglichen Leben gehören. Kräfte aus einer Welt, die nicht die unsere ist.«
    »Die Geisterwelt?«
    »Falls man sie so nennen kann. Ich bin mir nicht mehr sicher. Es mag sein, daß wir eine falsche Vorstellung von dem haben, was wir als >Geisterwelt< bezeichnen. Es gibt andere in meinem Beruf, die beginnen, die gleichen Zweifel zu haben.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß es so etwas wie, äh, Geister nicht gibt?«
    Roper hatte den Raum wieder betreten und warf Peck einen amüsierten Blick zu. Er nickte seinem Vorgesetzten zu, um anzudeuten, daß seine Anweisungen ausgeführt wurden, nahm dann Platz auf dem Stuhl und griff wieder nach dem Glas zu seinen Füßen.
    »Vielleicht nicht so, wie wir sie immer gesehen haben«, erwiderte das Medium. »Wir haben sie immer für individuelle Geister gehalten, die in einer anderen Welt existieren, die der unseren nicht unähnlich ist, aber auf einer höheren Ebene liegt. Näher bei Gott, wenn Sie so wollen.«
    »Und das ist alles falsch.«
    »Das sage ich nicht.« Ein Spur von Verärgerung lag in ihrer Stimme. »Wir wissen es einfach nicht. Wir haben Zweifel. Es kann sein, daß diese Geisterwelt gar nicht so weit von unserer entfernt ist, wie wir glaubten. Und es kann sein, daß sie nicht aus Einzelwesen besteht, sondern als Ganzes existiert. Als eine Art Kraft.«
    Peck runzelte die Stirn und Roper schluckte geräuschvoll seinen Drink.
    »Ich werde später versuchen, das zu erklären«, unterbrach Kulek. »Ich denke, Edith sollte Ihnen jetzt einfach erzählen, was vor zwei Nächten geschah.«
    Peck nickte zustimmend.
    »Ich lebe allein in einem kleinen Haus in Woodford«, erzählte Edith. »Am Dienstagabend - es war spät, zwischen zehn und elf, glaube ich - hörte ich Radio. Ich mag diese Anrufprogramme, müssen Sie wissen. Es ist gut, gelegentlich zu hören, was normale Menschen vom Zustand der Welt halten. Aber das Gerät knackte dauernd, als ob jemand in der Nähe eine nicht entstörte Maschine in Betrieb hätte. Ich versuchte, schärfer einzustellen, aber die Störung kam wieder. Erst in kurzen Intervallen, dann in längeren. Am Ende war ein dauerndes Rauschen zu hören, so daß ich das Radio ausschaltete. Als ich dann in der Stille dasaß, bemerkte ich eine Veränderung der Atmosphäre. Ich nehme an, daß meine Aufmerksamkeit zu sehr auf die Radiostörung gerichtet gewesen war, deshalb hatte ich sie vorher nicht bemerkt. Daran war nichts Beunruhigendes — Erscheinungen hatte ich in der Vergangenheit oft unangekündigt —, deshalb lehnte ich mich in meinem Sessel zurück und machte mich bereit. Ich brauchte nur ein paar Sekunden, um zu merken, daß etwas Unwillkommenes sich anmeldete.«
    »Moment mal«, unterbrach Peck. »Gerade haben Sie mir erzählt, daß Sie nicht sicher sind, ob diese Kräfte Geister sind.«
    »Nicht so, wie wir glauben, Inspektor. Das bedeutet nicht, das etwas Anderes, das wir nicht sehen oder fühlen, nicht existiert. Sie können die unglaubliche Fülle von psychischen Erfahrungen nicht ignorieren, die schon erfaßt worden sind. Ich muß betonen, daß ich in diesem Augenblick verwirrt war, und nicht wußte, was durch mich kommunizieren wollte.«
    »Fahren Sie bitte fort.«
    »Ich spürte, daß mein Haus umgeben war von einem... einem ...«, sie suchte nach dem Wort, »... einem dunklen Leichentuch. Ja, als ob eine Schwärze um mein Haus schliche und sich gegen die Fenster preßte. Und ein Teil von ihr hatte mich bereits erreicht. Ein Teil davon war in meinem Verstand, wartete darauf, sich

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