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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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auszubreiten, wartete darauf, mich zu verschlingen. Aber dazu mußte es mich überwältigen, und etwas hielt es zurück.«
    »Ihre Willenskraft?« fragte Peck, Ropers Grinsen
    ignorierend.
    »Zum Teil ja. Aber noch etwas Anderes. Ich spürte, daß die Dunkelheit sein Verbündeter war, wenn Sie so wollen. Ich weiß nicht, was mich dazu veranlaßte, aber ich schaltete alle Lichter im Haus an.«
    Daran ist nichts Ungewöhnliches, dachte Peck. Ihm persönlich war keine alleinlebende Frau bekannt, die sich nicht vor dem Dunkel fürchtete. Es gab auch viele Männer, wenngleich die es nie zugeben würden.
    »Ich hatte das Gefühl, als sei ein Druck von mir genommen«, sagte das Medium, und Peck konnte an ihrem Gesichtsausdruck sehen, daß sie alles wieder erlebte. »Aber es war noch draußen ... wartete. Ich mußte meinen Verstand dagegen versperren, dem Zwang widerstehen, es mich durchfließen zu lassen. Es war, als ob etwas versuchte, mich zu verschlingen.« Sie erschauerte, und Peck selbst spürte eine gewisse Kälte in seinem Nacken.
    »Ich muß in Trance verfallen sein - ich kann mich an nichts mehr erinnern. Nur an die Stimmen. Sie riefen mich. Verspotteten mich. Aber sie lockten mich auch.«
    »Was sagten diese Stimmen? Können Sie sich daran erinnern?«
    »Nein. Nein, nicht an die Worte. Aber ich spürte, daß sie wollten, daß ich alle Lichter ausschaltete. Ein Teil von mir wußte irgendwie, daß ich verloren wäre, wenn ich das tat. Ich glaube, am Ende zog ich mich in mich zurück, floh in einen Winkel meines Gehirns, wohin sie mir nicht folgen konnten.«
    Das wäre ein schöner Trick für dann, wenn der Commissioner mich fragt, was ich bisher herausgefunden habe, dachte Peck, wobei er ein mattes Lächeln unterdrückte.
    Sie spürten seinen Zynismus, verstanden ihn aber. »Edith war in diesem Zustand, als Chris und ich sie fanden«, sagte Jessica. »Als wir Sie an diesem Abend verließen, hatten wir plötzlich Angst, daß ihr etwas zustoßen könnte. Chris, mein Vater und Mrs. Kirkhope waren angegriffen worden; wir hatten Edith vergessen.«
    »Und was haben Sie in Mrs. Metlocks Haus gefunden? Einmal abgesehen von der werten Dame selbst?«
    »Wir haben nichts gefunden. Wir fühlten eine — Atmosphäre. Eine kalte, bedrückende Atmosphäre. Ich hatte Angst.«
    Peck seufzte schwer. »Führt uns das wirklich irgendwohin, Mr. Kulek?«
    »Es könnte Ihnen helfen, meine Theorie zu verstehen...«
    »Vielleicht können wir dann jetzt dazu kommen?«
    Der blinde Mann lächelte geduldig. »Glauben Sie mir, wir verstehen, wie schwer das für Sie ist. Wir können Ihnen keine greifbaren Beweise geben, keine harten Fakten. Aber Sie dürfen uns nicht als Verrückte betrachten. Es ist lebenswichtig, daß Sie ernsthaft über das nachdenken, was wir Ihnen erzählen.«
    »Ich versuche es, Mr. Kulek. Sie haben mir bisher wenig erzählt.«
    Kulek neigte bestätigend seinen Kopf. »Meine Tochter und Chris Bishop brachten Edith hierher — sie glaubten, sie sei hier sicherer. Wie sie wissen, war ich im Krankenhaus, kehrte aber später an diesem Tage zurück. Erst gestern Abend begann Edith von dem zu erzählen, was geschehen war. Als man sie fand, hatte sie sich in einem extremen Schockzustand befunden, und es dauerte einige Zeit, bis sie sich aus diesem Zustand löste. Die einzigen Worte, die sie vorher gesagt hatte, waren: >Haltet das Dunkel fern<. Es scheint, als ob die Dunkelheit irgendwie das symbolisiere, was sie fürchtete. Ich bin sicher, daß es Ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen ist: Alles, was sich unlängst in der Willow Road ereignete, geschah nachts.«
    »Denken Sie an die Frau, die Sie in Beechwood angegriffen hat. Das war am Tage.«
    »Sie hatte Ihren Arbeitgeber in der Nacht zuvor ermordet, und ich glaube, daß der Wahnsinn sie da überkam. Vergessen Sie nicht, sie versteckte sich im Keller von Beechwood. Im Dunkel.«
    »Der Mord an Agnes Kirkhope und ihrer Haushälterin? Der nächste Angriff auf Sie? Das angebliche Attentat auf Bishop? Das alles geschah während des Tages.«
    »Ich bin der Überzeugung, daß die Täter Anhänger von Boris Pryszlak waren. Es gibt eine andere Art von Wahnsinn. Ich glaube, sie waren eine physische Wache, die von Pryszlak zurückgelassen wurde, um gewisse Aufgaben zu erfüllen. Beschützer, so Sie wollen.«
    »Warum sollte er Schutz brauchen, wenn er tot ist?«
    »Nicht zu seinem Schutz. Sie wurden als Beschützer für seinen Plan zurückgelassen. Vielleicht als reale Kraft, um seine

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