Dunkel
verdammter, dreckiger Kerl...!«
Der Mann versuchte aufzustehen, er winselte jetzt voller Angst, wollte schnell weg. Der Junge würde ihn verletzten und die Polizei hörte vielleicht den Tumult.
»Laß mich! Nimm mein Geld!« Es gelang dem Mann, in seine Innentasche zu greifen, und er warf dem Angreifer seine Brieftasche zu. »Nimm es, nimm es, du Mistkerl. Aber laß mich in Ruhe!«
Ed ignorierte die Brieftasche und fuhr damit fort, Schläge und Tritte auf die gekrümmte Gestalt zu seinen Füßen hageln zu lassen, bis seine Arme und Beine schwer wurden und sein Ärger nachzulassen begann. Er wankte gegen die Haltestellenwand zurück und stand dann an sie gelehnt, seine Brust hob und senkte sich und seine Beine waren schwach. Er konnte den verletzten Mann schreien hören, aber aus irgendeinem Grund konnte er ihn dort nicht mehr auf dem Boden liegen sehen. Die Dunkelheit der Nacht war irgendwie dichter geworden.
»Vin! Wes!« rief er, als er wieder bei Atem war. »Wo seid ihr denn, verflucht?«
»Hier sind wir, Ed.«
Der Junge zuckte zusammen, weil ihre Stimmen so nah waren - fast so, als ob sie in seinem Kopf seien. Er konnte nur ihre dunklen Umrisse sehen, als sie an der Ecke der Bude standen.«
»Ihr habt euch Zeit gelassen, ihr Bastarde. Ich mußte ihn allein fertigmachen. Nehmen wir sein Geld und verschwinden.«
»Nee, denk' ich nich', Ed.« Es war die Stimme von Vince.
»Gönnen wir uns mal 'n bißchen Spaß.« Er hörte Wesley kichern.
Das ist verrückt, dachte Ed. Wäre besser, zu verschwinden..., aber es war' auch schön, diesem Mistkerl was anzutun... etwas Gemeines... Er war hilflos... niemand war in der Nähe... etwas, das ihm richtig wehtun würde...
Jetzt waren andere Stimmen in seinem Kopf, nicht nur seine eigene. Etwas kroch durch die Korridore seines Verstandes, kalte Finger, die sondierten und suchten, Finger, die zu ihm sprachen und mit ihm lachten. Und er selbst führte sie weiter, leitete sie. Die Kälte war alles umhüllend, als sie plötzlich zusprang und ihn mit eisigem Griff faßte. Doch er war froh darüber, und das Entsetzen wandelte sich zu Freude, als ob eine plötzliche Injektion wirke. Er war nicht mehr allein. Die Stimmen waren bei ihm und sie sagten ihm, was zu tun sei.
Vince und Wes hatten bereits angefangen ...
Die Tankstelle stand am Rande der Gemeinde, eine Oase von Licht in der umgebenden Dunkelheit. Der gelbe Ford Escort fuhr hinein und hielt an einer Zapfsäule. Der Fahrer stellte den Motor ab und lehnte sich zurück, während er darauf wartete, daß der Tankwart aus seinem Büro kam. Die Wageninsassen wußten nicht, daß der diensthabende Mann, der Besitzer selbst, zwanzig Minuten vorher zur Rückseite des Gebäudes gegangen war, um die Toiletten abzuschließen; er wollte um diese späte Stunde keine Kunden mehr, die lange blieben. Mit Bedauern hatte er seinen Mitarbeiter vorher gehen lassen; der Mann bekam offensichtlich eine böse Erkältung, und der Besitzer wollte sich nicht anstecken lassen. Seine Verdienstspanne war ohnehin schon klein genug, auch ohne daß er krank war und es dem Personal überließ, den Betrieb zu führen. Bei ihren Betrügereien wäre er in wenigen Wochen pleite gewesen.
Eigentlich war es nicht gut, wenn ein Mann nachts allein in einer Tankstelle blieb, weil das Kriminelle geradezu anzog. Deshalb hielt er die Tür des Büros, die auf den Vorplatz führte, auch ständig verschlossen und musterte jeden Kunden genau, der zum Tanken kam, bevor er aufschloß. Wenn ihm jemand nicht gefiel, drehte er das GEÖFFNET-Schild einfach auf GESCHLOSSEN und ignorierte die gedämpften Flüche. Es war weit nach zwölf gewesen, als ihm einfiel, daß die Toiletten nicht abgeschlossen waren.
»Bist du sicher, daß hier offen ist?« fragte die Frau neben dem Fahrer forschend. »Es scheint niemand da zu sein.«
»An der Einfahrt steht >geöffnet<«, erwidert ihr Mann. »Und sieh mal da, an der Kassentür. Da steht auch >geöffnet<.«
»Ich würde mal hupen, George«, sagte der Schwiegervater des Fahrers vom Rücksitz.
»Ich geb' ihm eine Minute. Vielleicht ist er hinten.« George hatte es nicht eilig.
Seine Frau, Olwen, zog den Saum ihres Kleides fest über die Knie. Eine große Plastiktüte war über den Beifahrersitz gestreift, um ihr aufwendig gearbeitetes Ballkleid aus Chiffon und die Pelzstola vor Schmutz zu schützen. Ihr hochfrisiertes Haar streifte gegen das Wagendach, als sie durch die Windschutzscheibe starrte, und ihr Mund bildete eine schmale
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