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Dunkelerde: Gesamtausgabe

Dunkelerde: Gesamtausgabe

Titel: Dunkelerde: Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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keiner Weise helfen können.”
    „Das brauchst du nicht!”, sagte Pet warmherzig und klopfte seinem Vater beruhigend auf die Schulter.
    Es ist völlig absurd!, sagte er sich dabei: Sieht ja so aus, als würde ich jetzt ihn trösten, anstatt er mich!
    Aber wenn er seinen Vater anschaute, wusste er, dass er es umgekehrt von ihm nicht erwarten konnte. Seine Eltern hatten beide keinerlei Kraft mehr. Sie sahen aus, als könnten sie jederzeit vor Sorge sterben.
    Bin ich nur dumm oder ist es wirklich die Macht des Buches, dass ich mich nicht genauso sehr fürchte?, fragte sich Pet unwillkürlich.
    Zu weiteren Überlegungen kam er nicht mehr, denn es klingelte.
    Jule und ihre Eltern!, vermutete Pet und seine Vermutung war richtig. Sie kamen gemeinsam herein. Jule wirkte... fröhlich! Aber es war nur Fassade, was allerdings nur Pet klar wurde.
    Ich beneide sie!, gestand er sich ein. Wie schafft sie das überhaupt, so stark zu erscheinen? Ein wirklich tolles Mädchen. Und ich dagegen...?
    Er brach an dieser Stelle den Gedankengang lieber ab und eilte seiner Freundin entgegen. Sie fielen sich in die Arme und hielten sich gegenseitig fest. Nur ganz kurz, aber das tat unendlich gut.
    Als sie sich wieder voneinander trennten, spürte Pet regelrecht Schwindelgefühle und von da an war er ganz sicher, dass es keineswegs die Macht des Buches war, die ihn tapferer machte als er gemeinhin gewesen wäre, sondern es war... Jule! Sie gab ihm Kraft, genauso wie er umgekehrt ihr Kraft gab. Sie gehörten zusammen, nicht nur in diesem Abenteuer, das sie sich in keiner Weise selber ausgesucht hatten, sondern überhaupt. Nur gemeinsam konnten sie das alles überstehen. Sogar die Schule unter dem Eindruck von Dunkelerde. Ansonsten hätte er sich zumindest von seinem Vater eine Entschuldigung für die Schule schreiben lassen. Der hätte das mit Sicherheit bedenkenlos getan - angesichts der Situation. Aber nein, dann hätte er hier stundenlang Trübsal geblasen - bis zum frühen Nachmittag, wenn die richtige zeit gekommen war. Pet wollte stattdessen durchhalten, genauso wie Jule. Niemand sollte wissen, was war - noch nicht einmal ahnen. Das waren sie sich gegenseitig schuldig - und sie ermöglichten es sich gegenseitig, das zu schaffen: mit ihrer gemeinsamen Liebe!
    „Wir müssen uns beeilen”, sagte Pet in die entstehende Stille hinein, die sich sehr unangenehm auf ihrer aller Gemüt zu legen begann. „Ich spüre, dass die Zeit reif ist.”
    „Zu was ist die Zeit reif?”, fragte Jule.
    „Es ist nur ein Gefühl, Ich weiß nichts Konkretes”, wich Pet aus und nahm sie bei der Hand.
    Leichtfüßig wie völlig unbeschwerte Teenager liefen sie zur Treppenleiter. Doch sie waren dabei alles andere als unbeschwert.
    Beide Eltern schauten ihnen nach. Die Frauen hatten dicke Tränen in den Augen, die Männer schafften noch das Kunststück, ihre eigenen Tränen zu unterdrücken. Sie sahen aus, als hätten sie ihre Kinder soeben das letzte Mal lebend gesehen.
    Dabei ahnten sie nicht einmal, dass ihre Kinder ähnliche Befürchtungen hatten, es sich nur nicht anmerken ließen. Pet ging sogar noch einen Schritt weiter: Gab es denn Schlimmeres noch als den Tod? Nun, vielleicht würde er es bald schon am eigenen Leib erfahren - sehr bald sogar?
    Mit solchen negativen Gedanken beladen, folgte er seiner Jule hinauf auf den Dachboden.
    Inzwischen war auch sie ungewöhnlich ernst. Sie gingen zur offenen Truhe und setzten sich davor.
    „Jetzt!”, sagte Pet und nahm das Buch aus der Truhe. „Wochen sind vergangen!”
    „Wochen?”
    „Spürst du es nicht selber, Jule?”
    Sie nickte unwillkürlich. „Ja, seltsam, ich spüre es ebenfalls! Für uns verging nur ein Tag, aber für Dunkelerde waren es Wochen. Aber die Zeit ist nicht immer in der gleichen Weise unterschiedlich. Selten passiert es, dass ein Tag auf Hellerde der selbe Tag ist wie auf Dunkelerde. Und dann geht alles so schnell wie diesmal...”
    Pet betrachtete sie, während sie redete und als sie endete, nickte er ihr zu. „Siehst du, dass wir beide die Richtigen sind?”
    „Zumindest sind wir die sogenannten Auserwählten!”, schränkte Jule ein. „Ob wir dafür aber auch wirklich die Richtigen sind, das wird sich wohl noch erweisen müssen.”
    Allzu optimistisch klang das zwar nicht, aber Pet ließ sich dadurch nicht beirren. Er schlug das Buch auf und blätterte darin. Erst blieb er schweigsam. Dann sagte er: „Wir schauen hinüber. Lass mich die Worte sprechen. Es sind die Schaltworte

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