Dunkelerde: Gesamtausgabe
Männer an Bord und erlaubst ihnen keinen Landgang”, erklärte Barasch-Dorm.
Koschna nickte. Er hatte von der Strenge gehört, mit der die Bewohner Kreitskas bisweilen ihren Glauben mit dem seltsam anmutenden Namen „HELL-DUNKEL” pflegten. Nach der Lehre, der sie folgten, stand dem Lichtgott HELL der Herr der Finsternis DUNKEL gegenüber. Auf Dunkelerde wusste niemand mehr, aus welcher Sprache die Worte Hell und Dunkel stammten - und wie treffend sie dabei waren! Wobei beide einander brauchten, sowohl Hell als auch Dunkel, um das Gleichgewicht der Welt aufrecht zu erhalten. Mit teilweise drakonischen Strafen mussten auch Ausländer rechnen, sofern sie die Gebote des Hell-Dunkel nicht beachteten.
Unwissenheit schützte hier vor Strafe nicht.
„Sag deinen Männern jetzt schon vorsorglich, dass sie niemals ein Herd- oder Lagerfeuer löschen sollen, vor allem, wenn wir später auf dem Festland unterwegs sind”, wandte sich Barasch-Dorm noch einmal an den Kapitän. „Der Lichtgott Hell ist auch der Gott des Herdfeuers und wer so etwas tut, begeht einen schweren Frevel, für den man sterben kann. Und auf die Spitzfindigkeit, ob diese Gesetze auch an Bord eines darscha-doschen Schiffes anzuwenden sind, wollen wir uns besser gar nicht erst einlassen.”
„Ich werde es den Männern sagen”, versprach Koschna ungerührt. Sein Blick suchte und fand Jule und Pet, aber die hatten sich in Deckung geduckt, um nicht von Einheimischen gesehen zu werden, obwohl ihnen ansonsten nichts entging.
Zufrieden wandte sich Koschna wieder von ihnen ab.
*
Nur einige kleine Schiffe aus Scho-Lahn, Valurema und den Küstenstaaten lagen in dem Hafen von Dahn-Al-Quaddisch.
Koschna begleitete Barasch-Dorm an Land.
Barasch-Dorm grinste.
„Du hast Angst, dass ich mich einfach aus dem Staub mache, Darscha-Dosch”, stellte er fest.
„Ist diese Angst denn unbegründet?”
„Ich bin froh, dass ich ein Schiff habe und sofern du mich bei dieser Unternehmung als Partner betrachtest und nicht länger als Gefangener, habe ich keinen Grund, dich zu betrügen.”
Koschna reichte dem Magier die Hand.
„Also gut”, sagte er, „wir sind Partner.”
„Aber mein Wort gilt trotzdem”, erwiderte Barasch-Dorm. „Du kannst das gesamte Gold haben, das wir finden. Ich bin nicht daran interessiert. Nur an jener gewissen Kleinigkeit, die ich für meine Studienzwecke brauche.”
„Ich hoffe, du erinnerst dich noch an dieses Wort, wenn wir die Schätze an Bord der SEEWOLF laden.”
„Ich vergesse nie etwas”, erwiderte Barasch-Dorm.
„Ich will es hoffen. Andernfalls...”
„Andernfalls wirst du mir drohen, mich zu töten, ich weiß”, sagte Barasch-Dorm. Ein zynisches Lächeln umspielte seine Lippen. „Ich schätze den Optimismus bei euch Darscha-Dosch.”
„Optimismus?”, echote Koschna.
„Ja, in zweifacher Hinsicht: Erstens gehst du davon aus, dass du mich so einfach töten kannst - Dank dieser beiden Kinder.”
„Und zweitens?”
„Zweitens hast du Angst davor, dass ich, den du gefangen genommen hast, dir entfliehen könnte, aber vielleicht ist es auch genau umgekehrt und du bist mein Gefangener, ohne es zu merken und meine Magie hat dir die Sinne vernebelt - trotz dieser Kinder?”
„Ich schätze deinen Humor nicht, Magier. Allerdings hast du mich da auf eine gewisse Idee gebracht.” Koschna schürzte nachdenklich die Lippen. Dann warf er einen verstohlenen Blick in die Richtung, wo er Jule und Pet vermutete. Sie zeigten sich nicht.
„Was meinst du?”, fragte der Magier alarmiert. Als wüsste er es nicht längst schon.
„Nun, ich bin dir sozusagen ausgeliefert ohne die beiden Grünschnäbel. Nicht wahr, das schwebt dir vor? Also wäre es dumm von mir, sie zurück zu lassen, wenn wir gemeinsam an Land gehen.”
„Warum sollte ich was unterwegs gegen dich tun? Sind wir nicht Partner?”
„Ja, das sind wir, in der Tat: Zweckpartner! Aber ich traue dir genauso wenig wie du mir.”
„Das Risiko ist größer als der vermeintliche Vorteil, wenn du sie mit nimmst, Darscha-Dosch!”, gab der Magier zu bedenken.
Koschna nickte. „Also gut, überredet: Lassen wir sie hier, ehe wir noch mehr Aufsehen erregen als ohnehin schon...”
Der Magier zeigte sich nicht erleichtert, als hätte er sowieso nichts anderes erwartet.
Jule und Pet, die trotz der Entfernung alles sehr genau mit bekommen hatten, eilten indessen freiwillig in ihr Gefängnis, damit sie dort ungestört blieben. Denn sie waren von einer
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