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Dunkelerde: Gesamtausgabe

Dunkelerde: Gesamtausgabe

Titel: Dunkelerde: Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Und ich bin im Übrigen auch kein Anhänger dieser Lehre, auch wenn sie in ihren Grundzügen einiges für sich hat. Was glaubst du wohl, wieso man unsere Welt 'Dunkelerde' nennt? Vielleicht gibt es ja sogar auch noch eine... Hellerde?” Nach diesen für Koschna geheimnisvollen Andeutungen ging er einfach weiter.
    Koschna folgte dem Magier durch das Labyrinth der Kasbah von Dahn-Al-Quaddisch und hatte dabei einige Mühe, nicht den Anschluss zu verlieren. Deshalb fiel es ihm nicht ein, nach diesen Andeutungen nachzuhaken. Es kam ihm auch nicht besonders wichtig vor. War nicht schon die Rede davon gewesen, dass die beiden Grünschnäbel, wie er sie nannte, von Hellerde stammten - was immer damit auch gemeint war...?
    Schließlich traten sie in eine dunkle Wohnung, die im dritten Geschoss eines Sandsteinhauses lag. Im Inneren herrschte ein Halbdunkel. Es drang kaum Licht herein. Die Fenster waren nur winzige Öffnungen. Es gab keine Tür, nur einen verblichenen Teppich, der vom Sturz der Tür herunter hing.
    „Finde ich hier Der-Große-Helle?”, rief Barasch-Dorm in baschidischer Sprache. Nach allem, was Koschna über die Religion mit dem seltsamen Namen Hell-Dunkel wusste, kam ihm ein solcher Name fast schon wie Ketzerei vor, war doch der Name des Gottes Hell Bestandteil des Namens. Aber das schien außer ihm niemand so zu sehen. Und überhaupt: Welcher Sprache waren diese Worte entliehen? Es gab auf ganz Dunkelerde keinen Menschen, der eine solche Sprache sein Eigen nannte, außer vielleicht... Verblüfft hielt er inne: Die Darscha-Dosch, also sein eigenes Volk. Das Wort Hell war genauso wie das Wort Dunkel... Bestandteil der längst vergessenen Sprache seiner Vorväter!
    Aber auch diesbezüglich hatte es doch schon einmal eine Andeutung gegeben. Die erste Begegnung mit den Grünschnäbeln, die Worte aus ihren Mündern, die wie Beschwörungen geklungen hatten aus der Sprache der Vorväter...
    Verwirrt unterbrach Koschna an dieser Stelle seine Gedankengänge und konzentrierte sich wieder auf die Wirklichkeit.
    Barasch-Dorm indessen wartete nämlich eine Antwort gar nicht erst ab. Mit einer kräftigen Armbewegung zog er den Teppich zur Seite und trat ein.
    Koschna folgte ihm, blickte sich vorher noch einmal um. Ein Bettler beobachtete ihn, sprach ihn auf Scharidisch an, aber so undeutlich, dass der Darscha-Dosch kein Wort davon verstand.
    Ein ziemlich schmutzig wirkender Junge - auch für ihre Begriffe schmutzig, die sie an unsäglichen Schmutz auf Dunkelerde längst gewöhnt waren - starrte die beiden Männer in dem Raum an, in den sie gelangten. Er rief etwas auf Scharidisch, genauso undeutlich, als hätte er keinen einzigen Zahn im Mund. Ein Mann trat aus einem Nebenraum, dessen Eingang ebenfalls durch einen Teppich verdeckt war.
    Er bedachte Koschna und Barasch-Dorm mit einem misstrauischen Blick. Seine dunklen Augen lagen tief.
    Das weite Gewand, das er trug, täuschte darüber hinweg, dass er ziemlich dürr war, aber seine knochige Hand ließ keinen Zweifel daran. Ein schwarzer Bart bedeckte den größten Teil des Gesichtes. Stirn, Ohren und Hinterkopf wurden von einem Turban bedeckt.
    „Was wollt ihr?”, fragte der Mann ziemlich unwirsch.
    „Du bist Der-Große-Helle, der Lotse”, stellte Barasch-Dorm fest - mit gedämpfter Stimme, weil er keinerlei Interesse daran hatte, dass Koschna irgend etwas von der Unterhaltung mitbekam. Aber Koschna war sowieso viel mehr damit beschäftigt, die für ihn anscheinend eher bedrohliche Umgebung im Auge zu behalten.
    „Gelobt sei Hell, ja, der bin ich”, sagte der Mann.
    „Ich habe einen Auftrag für dich. Im Hafen liegt eine darscha-dosche Fregatte. Du sollst sie durch das Delta führen und zwar so, dass wir möglichst weder von Straßenräubern noch von Untiefen in unserem Fortkommen gehindert werden.”
    Der-Große-Helle wandte sich an den Jungen.
    „Verschwinde!”, zischte er.
    Der Junge sah ihn fragend an.
    „Nun geh schon. Was hier gesprochen wird, ist nicht für deine Ohren”, wies Der-Große-Helle ihn zurecht. „Und nimm den Fremden hier gleich mit!”
    Koschna merkte auf. War etwa er gemeint? Und schon nahm ihn der Junge bei der Hand und zerrte ihn hinaus. Er hätte dem Jungen weh tun müssen, um es zu verhindern und das traute er sich nun doch nicht in dieser Umgebung. Welche Chance hätte er hier gehabt - als ein Mann, dem jeder ansehen konnte, wie fremd er war? Beide verschwanden hinter einem Teppich. Der Junge blickte noch einmal herein.
    „Du

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