Dunkelerde: Gesamtausgabe
vorübergehend: Bis sie ihre Aufgabe erfüllt hatten nämlich!
Und da regte sich der Geist des Magiers stärker. Sie spürten, welche Macht in ihm steckte, obwohl er jetzt im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode erschöpft war. Er bemerkte ihre Anwesenheit und packte seinerseits zu. Die beiden mussten es ihm erlauben. Sie durften sich nicht zurückziehen, sonst verloren sie ihn.
Jule ächzte unwillkürlich. Sie merkte, dass die Kräfte, die auf den Magier von ihr über gingen, sie schwächten. Wenn sie nicht auf passte, war am Ende sie in diesem Zustand knapp vor dem endgültigen Tod.
Pet erging es genauso. Sie bemerkten es beide und wurden sehr achtsam, damit es nicht geschah, damit der Magier bei seinem Erwachen nicht zu weit ging und dabei letztlich über ihren Tod triumphierte.
Da tauchte in Pet ein schlimmer Verdacht auf: Hatte sich der verruchte Magier denn absichtlich in Todesgefahr begeben, damit sie beide ihn zu retten versuchten - und er bei dieser Gelegenheit sie vernichten konnte, weil sie sich ihm zwangsläufig ganz öffneten?
Er brauchte sich mit Jule nicht zu verständigen, nicht in dem Zustand, in dem sie beide sich befanden. Ihre Gedanken bewegten sich im Gleichklang. Sie gaben Kräfte frei, die den Magier beseelten. Bis dieser die Augen aufschlug. Es waren keine normalen Augen, sondern sie wurden von Schwärze erfüllt: Der Magier erkannte die Situation und wollte sie für seine hinterhältigen Zwecke nutzen: Also doch! Aber die beiden waren gewappnet, was er nicht vorausgesehen hatte: Gleichzeitig nämlich brachen Jule und Pet den Kontakt ab. Erschöpft, aber siegreich und nicht mehr länger gefährdet sanken sie auf die Schiffsplanken zurück und blieben erst mal mit geschlossenen Augen liegen.
Koschna kümmerte sich besorgt um sie.
„Sie leben!”, rief er erleichtert. Erst dann kümmerte er sich um den Magier.
Dieser erhob sich gerade. Er tat es taumelnd. Seine Augen wirkten wieder normal. Missbilligend schaute er auf die beiden Jugendlichen hinab.
„Du wolltest sie umbringen, während sie dich zurück ins Leben gerufen haben!”, klagte Koschna ihn an.
„Für einen Barbaren bist du gar nicht mal so dumm”, bemerkte der Magier gehässig. „Aber keine Bange, du hast ja selber feststellen können, dass es ihnen gut geht. Zwar sind sie ein wenig erschöpft, aber ansonsten...”
Er fügte einen deutlichen Gedanken hinzu, der von den beiden leicht aufgenommen werden konnte, aber von dem sonst niemand was mit bekam: „Ihr hofft, dass ihr durch mich nach Hause zurückkehren könnt? Also habe ich richtig vermutet. Aber verlasst euch nur nicht zu sehr darauf!”
Pet dachte: „Willst du es uns ausreden oder was? Wenn ja, sehen wir keinen Grund mehr, dich länger am Leben zu lassen!” Gleichzeitig öffnete er die Augen und schaute ihn ernst an.
Es entging ihm nicht, dass der Magier zusammen zuckte. Also hatte er diesen Gedanken sehr wohl aufgenommen.
Pet schaute nach Jule. Diese hatte zwar Pets Gedanken nicht mitbekommen, aber sie ahnte, was passiert war. Sie brauchten sich nicht extra darüber zu unterhalten.
Jule richtete sich auf, obwohl es ihr noch schwer fiel. Aber auch dem Magier ging es noch lange nicht so gut wie vorher. Er sah um Jahrzehnte gealtert aus, nach wie vor und bewegte sich auch so schwach wie ein uralter Greis.
„Ich hoffe, wir haben keinen Fehler gemacht!”, bemerkte sie gehässig.
Koschna schüttelte den Kopf darüber: „Bestimmt nicht. Zumindest nicht so lange wir den Kerl brauchen.”
Jule schaute ihn überrascht an. Koschna schien auf ihrer Seite zu sein, aber das durfte sie nicht zuviel hoffen lassen. Für Koschna waren sie Mittel zum Zweck. Dass er sie mochte, war dabei eher zweitrangig. Wenn es für ihn und seine Besatzung besser gewesen wäre, hätte er sich von den beiden getrennt - egal, in welcher Form.
Er würde uns sogar töten lassen, wenn er es für besser halten würde!, erkannte Jule voller Entsetzen. Aber dann schlug sie die Augen nieder, damit Koschna es ihr nicht ansehen konnte und raunte zu Pet gewandt: „Komm, wir gehen in unser Gefängnis zurück und ruhen uns aus.”
„Richtig”, pflichtete ihr Pet bei: „Dann brauchen wir wenigstens nicht mehr den Anblick von diesem Oberkrassen zu ertragen...”
*
Ein ganzer Tag noch verging, ohne dass Wind wehte, aber dann veränderte sich das Wetter. Dunkle Wolken zogen am Horizont auf und der Wind begann, seine gewohnte Kraft zu entfalten. Die Wellen ließen das Schiff schaukeln.
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