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Dunkelerde: Gesamtausgabe

Dunkelerde: Gesamtausgabe

Titel: Dunkelerde: Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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unbändigen Neugierde erfüllt: Was würde an Land passieren? Und sie brauchten volle Konzentration, damit ihnen das nicht entging. Jedenfalls würden sie mit von der Partie sein, wenn auch nur mit ihrer Magie. Allerdings so, dass es dem Magier nicht auffiel. Sie durften sich nur auf Koschna konzentrieren.
    Kaum waren sie allein und hatten die Augen geschlossen, wussten sie: Tatsächlich, es klappte!
     
    *
     
    Koschna und der Magier gingen durch die engen Gassen zwischen den Sandsteinhäusern von Dahn-Al-Quaddisch. Die Stadt war voller Geschäfte und Händler. Die Geschäfte und Stände gehörten fast ausschließlich Einheimischen, was einfach damit zu tun hatte, dass Ausländern und Ungläubigen die Eröffnung eines Gewerbes nur dann erlaubt war, wenn sie zuvor die Einwilligung der örtlichen Würdenträger eingeholt hatten. Selbstverständlich ließen sich diese eine solche Erlaubnis teuer bezahlen, so dass sich die Aufnahme der Geschäftstätigkeit kaum lohnte.
    Koschna fühlte die Blicke, die auf ihn gerichtet waren.
    „Es gibt hier viele Vorurteile gegen euch Darscha-Dosch”, kommentierte Barasch-Dorm diese Situation. „Viele Bewohner Kreitskas sind der Meinung, dass Darscha-Dosch ihre erstgeborenen Kinder verspeisen.”
    „Pah, sollen sie denken, was sie wollen”, erwiderte Koschna. „Hauptsache, keiner dieser Turbanträger kommt mir in die Quere.”
    „Du glaubst vielleicht, dass du alle Probleme mit dem Schwert lösen kannst, Kapitän”, sagte Barasch-Dorm. „Aber in einer baschidischen Stadt solltest du das nicht versuchen. Die örtlichen Fürsten und Würdenträger sind auch gleichzeitig Richter und vor allem hier oben im Norden können sie bei der Rechtsfindung mehr oder weniger völlig frei entscheiden.”
    „Ein angeblich so hoch zivilisiertes Volk kennt keine Gesetze?”, fragte Koschna verächtlich. Er schüttelte den Kopf. „Kaum zu fassen”, meinte er.
    „Oh, es gibt schon Gesetze, wenn auch nicht so verfeinerte wie im alten Reich Parasch-Tschu-Dra, dessen Tage lange vorbei sind und dessen Ruinen du hier und da am Flussufer sehen wirst, Darscha-Dosch. Vor allem gibt es die Bestimmungen des Hell-Dunkel, der Religion der 'Zweiheit der Gegensätzlichkeiten'.”
    „Du kennst dich gut in Kreitska aus”, stellte Koschna fest. „Ist dieses Land deine Heimat?”
    „Nein”, erklärte Barasch-Dorm.
    Immer wieder kam es vor, dass aufdringliche Händler sie in baschidischer Sprache - mehr ein verkauderwelschter Dialekt der Hauptsprache - anredeten und Barasch-Dorm antwortete ihnen dann. Er schien die Sprache Kreitskas ebenso gut zu beherrschen wie er reines Valuremisch sprach.
    Auch Koschna konnte sich einigermaßen in ihr verständlich machen, wenn auch lange nicht so gut wie Barasch-Dorm.
    Sie bogen in eine enge Gasse, kamen dann schließlich in die Altstadt von Dahn-Al-Quaddisch, die einem verwinkelten Sandsteinlabyrinth glich.
    Handwerker und Händler residierten hier auf engstem Raum. Kaum irgendwo lebten die Menschen so gedrängt wie in einer baschidischen Kasbah. Die Häuser hatten oft mehrere Geschosse. Innenhöfe boten Schatten.
    Hier und da sah man Männer mit Wasserpfeifen gemütlich beieinander sitzen. Natürlich handelte es sich um Wasserpfeifen, die Hell geweiht waren, ansonsten galt jegliche Form des Rauchens nämlich als Frevel gegen die Lehre des Hell-Dunkel.
    Barasch-Dorm sprach einige der Männer an, unterhielt sich einige Augenblicke mit ihnen in baschidischer Sprache.
    Koschna war natürlich von diesen Unterhaltungen ausgeschlossen.
    Dem Darscha-Dosch begegneten misstrauische Blicke.
    „Ich weiß jetzt, wo wir einen Lotsen finden, der uns durch das Delta des Üruschil bringt”, verkündete Barasch-Dorm schließlich.
    Koschna folgte ihm in eine weitere Gasse. Es ging eine Treppe hinauf, dann durch einen dunklen Rundgang hindurch, an dessen Ein- und Ausgängen Bettler saßen und die Hand aufhielten. Abwechselnd in allen Hauptdialekten versuchten sie, an das Geld der Passanten zu kommen.
    Barasch-Dorm beachtete sie nicht weiter.
    Auf der anderen Seite des Rundganges führte eine Treppe wieder hinab. Frauen mit wallenden Gewändern und Gesichtsschleiern trugen Krüge auf den Köpfen.
    Plötzlich bückte sich Barasch-Dorm. Er hob einen Stein vom Boden auf, einen unscheinbaren Kieselstein.
    „Der bringt Glück”, sagte er.
    „Gehört das auch zur Lehre des Hell-Dunkel?”, fragte Koschna-Perdoschna Wolfsauge und es klang leicht anzüglich.
    Barasch-Dorm lachte. „Nein.

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