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Dunkelerde: Gesamtausgabe

Dunkelerde: Gesamtausgabe

Titel: Dunkelerde: Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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an.
    Ein Beamter des Sultans erschien schon sehr bald im Hafen und verlangte von Kapitän Koschna-Perdoschna Wolfsauge zu wissen, was diesen so tief ins Land Kreitska hinein geführt hätte.
    Es kam hin und wieder vor, dass darscha-dosche Segler Gefangene, die sie auf ihren Raubzügen gemacht hatten, in die Häfen des Üruschil-Deltas brachten, um sie dort als Sklaven zu verkaufen. Bis Tschubat kamen allerdings die Wenigsten von ihnen.
    Die SEEWOLF hatte augenscheinlich keine Sklavenfracht an Bord und führte auch sonst nichts mit sich, was man als eine Ladung hätte bezeichnen können. Das erregte offenbar das Misstrauen dieses Mannes.
    „Ich habe den Verdacht, dass hier ein Gewerbe eröffnet werden soll, ohne die dafür nötige Erlaubnis eingeholt zu haben”, erklärte der Beamte, der sich nicht einmal namentlich vorgestellt hatte. „Die andere Möglichkeit wäre, dass euch irgendwelche räuberischen Absichten so tief in unser Land geführt haben”, fuhr der Beamte dann fort.
    „Das eine wie das andere ist absurd”, entgegnete Koschna.
    „Warum sollte das absurd sein?”, entgegnete der Beamte, in dessen Begleitung sich ein halbes Dutzend Bewaffneter befand.
    Diese hochgewachsenen Krieger mit ihren Pluderhosen und den schlanken Säbeln machten keinen großen Eindruck auf Koschna. Seine Männer waren ihnen an Kampfkraft sicher um einiges überlegen, aber selbstverständlich konnte der Beamte im Handumdrehen weitere Kämpfer mobilisieren und hierher beordern.
    Sich mit der geballten Macht des Sultans anzulegen, danach stand Koschna-Perdoschna Wolfsauge nun wirklich nicht der Sinn. Die eine Lektion, die sie hinter sich hatten, war absolut ausreichend gewesen. Er wollte es nie mehr darauf ankommen lassen.
    Also hoffte er, die Angelegenheit so gut und so glimpflich regeln zu können wie es der bürokratische Starrsinn dieses Beamten zuließ. Nicht zu vergessen seine Habgier, denn Koschna wurde den Verdacht einfach nicht los, dass es ihm einzig und allein darum ging, die nötige Gebühr einzutreiben, von der ihm mit Sicherheit ein gewisser Anteil zustand.
    „Warum sollte ich hier ein Gewerbe eröffnen wollen?”, fragte Koschna-Perdoschna Wolfsauge. „Das würde keinen Sinn machen. Weiter im Süden werde ich vielleicht Fracht an Bord nehmen. Das ist alles, was ich vorhabe.”
    „Und diese Fracht werdet Ihr nicht im nominellen Einflussbereich des Sultans von Tschubat veräußern?”, erkundigte sich der Beamte spitzfindig.
    Koschna zog sich vorgeblich zur kurzen Beratung zurück und wandte sich an Barasch-Dorm. „Ich glaube, ich brauche deine Hilfe, Magier”, erklärte er leise, in der Hoffnung, dass der Baschide davon nichts mitbekam.
    „Bis wir unseren Zielhafen erreicht haben, werde ich alt und grau aussehen - noch älter und noch grauer als ohnedies schon”, maulte Barasch-Dorm. „Daran werden auch die Heilkräfte dieser beiden Kinder nichts mehr ändern können, fürchte ich.”
    Dann intonierte er ein paar zwar leise, aber aus seiner Kehle guttural klingende Worte in einer Sprache, die niemand der Anwesenden verstand, obwohl sie fast den Eindruck erweckten, als wären sie der Hauptsprache entliehen:
    „Karschin-Tinschu-Peschtannitschen!”
    Barasch-Dorm hatte seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Keiner der Anwesenden sah daher, dass für einen kurzen Moment seine Augen vollkommen schwarz wurden und jegliches Weiß aus ihnen verschwand.
    „Karschin-Tinschu-Peschtannitschen”, wiederholte er.
    Auf dem Gesicht des Beamten erschien eine Art seliges Lächeln und dasselbe galt für die Bewaffneten, die ihn begleiteten.
    „Eure Erklärungen haben meine Einwände zerstreut”, sagte der Beamte plötzlich.
    Mit einer ruckartigen Bewegung drehte er sich herum, machte seinen Leuten ein Zeichen und ging mit ihnen davon.
    „Ich frage mich langsam, wie man in diesem Land ohne Magie durchs Leben kommt”, murmelte Koschna. „Zumindest gegen diese verfeinerte Form der Straßenräuberei dürfte man fast chancenlos sein.”
     
    *
     
    Tage vergingen. Tage, in denen die Hitze den Männern zu schaffen machte. Unbarmherzig brannte die Sonne vom Himmel. Keine Wolke stand dort und unterbrach das Blau.
    Aber nicht nur die Hitze machte Jule und Pet zu schaffen. Mit ihrer hier auf Dunkelerde wirksamen Magie konnten sie die Auswirkungen auf ein erträgliches Maß senken. Genauso wie sie es schafften, das übliche Ungeziefer von sich fern zu halten. Sogar die Ratten mieden sie, als hätten sie Angst vor der magischen

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