Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
und als Vanessa öffnete, sah sie als Erstes einen riesigen Strauß langstieliger gelber Rosen in einer hübschen rosafarbenen Vase. Sie nahm der lächelnden Botin die Blumen ab und lehnte sich an die Wand der Diele. Eine ganze Weile blieb sie so stehen, während ihr ein schreckliches Déjà-vu die Kehle zuschnürte.
Die rosa Vase und das gleichfarbige Geschenkband harmonierten perfekt mit den blassrosa Rändern der zarten gelben Blütenblätter. Versöhnungsrosen. Wie oft hatte sie in ihrer Ehe exakt den gleichen Strauß bekommen? Zu oft, um sich an die genaue Zahl erinnern zu können.
Jim.
Sein Name hallte in ihrem Kopf wider. Jim hatte ihr immer solche Rosen geschickt, wenn sie sich gestritten hatten. Einen verrückten Moment lang wollte sie die Vase einfach auf den Boden fallen lassen. Sie bekam Gänsehaut. Es war, als hätte Jim ihr die Blumen direkt aus seinem feuchten Grab geschickt.
Obwohl sie den Drang verspürte, die Vase fallen zu lassen, hielt sie sie fest. »Jim ist tot«, flüsterte sie. »Er hat die Rosen nicht geschickt. Er kann sie nicht geschickt haben.« Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen, und ging langsam zurück in die Küche.
Mit jedem Schritt ließ der anfängliche Schreck ein wenig nach, und allmählich konnte sie wieder klar denken. Christian musste die Blumen geschickt haben. Er konnte ja nicht wissen, welche Bedeutung gelbe Rosen für sie hatten. Wahrscheinlich hatte er sie einfach schön gefunden.
»Wow!« Scott riss die Augen auf, als Vanessa in die Küche kam. »Von wem sind die denn?«
»Keine Ahnung, aber ich hätte da so eine Vermutung.« Sie stellte die Vase auf den Tisch und suchte nach einer Karte. »Keine dabei«, murmelte sie vor sich hin.
»Hm, die Zeichen mehren sich. Anscheinend hat hier jemand einen heimlichen Verehrer.«
Vanessa setzte sich wieder Scott gegenüber an den Tisch und rang sich ein Lächeln ab. »Es ist nicht gerade ein heimlicher Verehrer. Ich habe Freitagabend eine Verabredung und nehme an, die Blumen sind von ihm.«
Scott zog eine Augenbraue hoch. »Soso, eine Verabredung. Erzähl mal. Wie heißt er denn? Was macht er beruflich? Wo hast du ihn kennengelernt? Hast du dich schon nach seiner Familie erkundigt?«
Sie lachte. »Er heißt Christian Connor, und ich habe ihn auf der Vernissage kennengelernt. Er war ein enger Freund von Andre.«
»Der große Blonde mit den breiten Schultern und den sexy Augen?«
Sie nickte. »Er ist auf der Suche nach einem Haus, also bin ich ein paarmal mit ihm rumgefahren und habe ihm ein paar Objekte gezeigt. So kam eins zum anderen, und jetzt gehen wir am Freitag zusammen aus.«
»Das freut mich für dich. Es wird auch langsam Zeit. Allerdings bin ich ein bisschen neidisch, dass du so einen Adonis aufgegabelt hast.«
Sie musste erneut lachen. »Wenn Eric hören würde, wie du redest, würde er dir die Ohren langziehen.«
»Eric kennt alle meine Fehler und liebt mich trotzdem.« Scott stand vom Tisch auf und schenkte sich eine zweite Tasse Kaffee ein. »Oh, was ich dir noch erzählen wollte. Rate mal, wen ich die letzten Tage zufällig getroffen habe. Gary Bernard!«
»Gary?« Vanessa lehnte sich überrascht zurück. »Ist er zu Besuch in Kansas City?«
»Nein, er lebt wieder hier. Er wohnt zur Miete in den Willow Hills Apartments und sucht Arbeit in einer Galerie.«
»Er hat doch geschworen, nie mehr zurückzukommen«, sagte Vanessa nachdenklich. Gary, ein Künstler mit indianischer Abstammung, war ein Freund von Jim und nach dessen Tod in seine Heimat Arizona gezogen, um dort seine Werke zu verkaufen.
»Er hat mir erzählt, dass er genug von roten Felsen und Staub hatte.« Scott tippte auf die Antragsformulare. »Wir sollten die noch zu Ende ausfüllen. Ich muss sie morgen abgeben.«
Vanessa starrte auf die Papiere und fragte sich, warum sie so zögerlich war. Johnny freute sich auf den Wettbewerb. Er hatte sogar schon mit einem Bild angefangen, das er einreichen wollte. Sie nahm den Kuli in die Hand und drehte ihn zwischen den Fingern.
»Was ist los?«, fragte Scott sanft. Er legte seine Hand auf die von Vanessa. »Worüber denkst du nach, Mädchen?«
Sie blickte in seine sanften blauen Augen. Er kannte sie so genau, war ihr so ein guter Freund. »Ich weiß nicht. Manchmal mache ich mir Sorgen.«
»Du machst dir zu viele Sorgen«, sagte er. »Ist es wegen Matt McCann?«
Vanessa zog ihre Hand unter seiner weg, ließ den Kuli auf den Tisch fallen und lehnte sich zurück. Sie hatte am Tag zuvor vom
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