Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
fragte Detective King. Er und seine Partnerin sowie zwei weitere Detectives hatten sich in einem Besprechungsraum versammelt, der seit ein paar Tagen der kleinen Sonderkommission als Büro diente.
Andre Gallaghers Tod hatte eine Menge Staub aufgewirbelt. Der Galerist war ein Freund des Bürgermeisters gewesen und ein Philanthrop, der diverse Organisationen großzügig mit Spenden unterstützte. Hatte der Mord an Gallagher die Detectives unter heftigen Erfolgsdruck gesetzt, so hatte der Mord an McCann Tyler King richtig Feuer unter dem Hintern gemacht, wobei der Polizeichef von Kansas City, Sam O’Dell, derjenige war, der King im Nacken saß.
»Wir haben jeden befragt, der auf der Gästeliste steht, mit Ausnahme von vier Personen«, erklärte Mike Mason und klappte einen Block auf, der vor ihm auf dem Tisch lag. »Mr. und Mrs. Devon Chancellor sowie Mr. und Mrs. Ward Samson sind seit dem Abend verreist. Die Chancellors kommen voraussichtlich morgen zurück, die Samsons Ende nächster Woche.«
»Sie bleiben an denen dran, Mason. Und Sie, James, nehmen sich sämtliche Künstler vor, die McCann vertreten hat. Hier hat es offenbar jemand auf die Kunstszene abgesehen, und wer immer das ist, stand sowohl zu Gallagher als auch zu McCann in irgendeiner Beziehung.«
Clint James nickte. Er war ein guter Polizist, akribisch bis zur Pingeligkeit. Wenn es über das Offensichtliche hinaus irgendeine Verbindung zwischen Gallagher und McCann gab, würde er sie finden.
»Und was soll ich machen?« Kings Jungspund-Partnerin bedachte ihn mit einem wütenden Blick. Er hielt sie an der kurzen Leine, was ihr gehörig gegen den Strich ging. Aber es gab eine richtige und eine falsche Art, in einem Mordfall zu ermitteln, und King hatte sich vorgenommen, aus Jennifer Tompkins eine klügere und vor allem geduldigere Polizistin zu machen.
»Ich dachte, Sie sind berühmt dafür, dass Sie mit den Toten reden können. Wieso erzählen Gallagher und McCann Ihnen denn dann nicht, wo wir den verdammten Mörder suchen sollen?«
Clint James und Mike Mason hielten die Luft an. Tyler King fixierte Jennifer Tompkins und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wenn Sie noch einmal in dem Ton mit mir reden, kriege ich Sie wegen Insubordination dran. Und ehe Sie sich’s versehen, verteilen Sie wieder Strafzettel an Falschparker.«
Jennifer Tompkins war klug genug, zu erröten und eine Entschuldigung zu murmeln, doch King wusste, dass er nicht gerade Punkte bei ihr gemacht hatte, indem er sie vor den anderen abkanzelte. Aber es gab nun mal Grenzen, und sie hatte die Angewohnheit, diese ständig zu übertreten.
»Wir beide reden noch mal mit Carrie Sinclair. Vielleicht fällt ihr irgendjemand ein, der sowohl mit Gallagher als auch mit McCann eine Rechnung offen gehabt haben könnte.«
King wandte sich wieder an James. »Haben Sie den Schläger überprüft?«
»Die Sorte kriegt man in jedem Kmart und Wal-Mart. Ich habe die Leiter sämtlicher Filialen im Umkreis von zwanzig Meilen um McCanns Haus gebeten, mir eine Aufstellung aller in den letzten sechs Monaten verkauften Baseballschläger zu machen. Die Ergebnisse erwarte ich Anfang nächster Woche.«
King nickte zufrieden, auch wenn er nicht davon ausging, dass diese Informationen sie groß weiterbringen würden. Schließlich hatten sie es mit einem Mörder zu tun, der nicht nur brutal, sondern auch intelligent war. »Was ist mit der Farbe?«, fragte er Mason.
Der korpulente Detective schüttelte seufzend den Kopf. »Das Labor sagt, es handelt sich um gewöhnliche Ölfarbe, die man überall kaufen kann, wo es Künstlerbedarf gibt. Sie haben die Pigmente bestimmt und herausgefunden, dass es sich um Zinnoberrot handelt. Daraufhin habe ich mit zwei Läden gesprochen, die Künstlerbedarf führen, und sie haben mir übereinstimmend versichert, dass Zinnoberrot zu den meistverkauften Farben gehört.«
»Was ist mit der Mordwaffe im Fall Gallagher?«, erkundigte sich Tyler King nun wieder bei Detective James. »Gibt’s was Neues?« Die Skulptur, mit der Andre Gallagher erschlagen worden war, hatte man ein paar Straßen von seiner Galerie entfernt in einem Müllcontainer gefunden.
»Nichts. Keine Fingerabdrücke. Die Skulptur heißt übrigens ›Schicksal‹.« James schüttelte den Kopf. »Ganz schön makaber, wenn man bedenkt, wofür sie benutzt wurde. Der Künstler, ein gewisser Jay Johnson, lebt in den Ozark Mountains und stellt in verschiedenen Galerien im Mittleren Westen aus. Sein Alibi für die
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