Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
Tatzeit haben wir überprüft.«
King seufzte frustriert. Zwei Morde. Zwei Tatwaffen. Und keine Spur. »Jetzt machen wir erst mal Mittagspause. Um zwei geht’s weiter.«
Detective James und Detective Mason erhoben sich und verließen den Raum.
»Wollen Sie sich nicht einen Hamburger holen?«, fragte King seine Partnerin.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab mir heute was zu essen mitgebracht.« Sie stand von ihrem Stuhl auf, ohne King direkt anzusehen. »Tut mir leid wegen vorhin. Manchmal gehen meine Gefühle einfach mit mir durch.«
»Das können Sie sich in diesem Beruf nicht leisten«, sagte King freundlich. »Wenn Sie bei der Mordkommission arbeiten wollen, müssen Sie verstehen, wie Mörder ticken.«
Sie blickte ihn gequält an. »Ich will aber etwas tun, verstehen Sie? Etwas bewirken. Ich will diesen Mörder finden und hinter Gitter bringen.«
»Das wollen wir alle«, antwortete King. »Jennifer, dies ist Ihr erster Mordfall. Ich weiß nicht, was Sie erwartet haben, aber der Großteil unserer Arbeit ist langweilig und zeitraubend. Bei einer Mordermittlung hängt man stundenlang am Telefon oder liest dieselben Berichte immer und immer wieder. Bei der Aufklärung von Mordfällen ist kein Platz für Helden. Wenn Sie darauf aus sind, eine Heldin zu werden, ist dies definitiv der falsche Job für Sie.«
Sie biss sich auf die Unterlippe, wie um zu verhindern, dass ihrem Mund etwas entschlüpfte, das King aufs Neue verärgern würde. Er zeigte zur Tür. »Nehmen Sie Ihr Mittagessen mit nach draußen und seien Sie in einer Stunde wieder hier.«
Jennifer Tompkins drehte sich um und ging. King blieb am Tisch sitzen und starrte auf die Tatortfotos, die an einer Magnettafel an der Wand hingen.
Zwei Männer waren brutal ermordet worden. Beide gehörten der Kunstszene an, und in beiden Fällen deutete nichts auf einen Raubüberfall hin. Auf einer Kommode in Matt McCanns Schlafzimmer hatten zweitausend Dollar in bar gelegen. Hätte es sich um einen Raubüberfall gehandelt, wären sie wohl kaum noch da gewesen.
Die Opfer hatten keinerlei Verletzungen, die auf einen Kampf schließen ließen. Das legte die Vermutung nahe, dass beide Angriffe überraschend erfolgt waren. Die Auswertung der Blutspuren im Fall Gallagher hatte ergeben, dass der Schlag ihn von vorne getroffen haben musste. Matt McCann wurde in dem Moment angegriffen, als er die Haustür öffnete.
King zog die Augenbrauen zusammen. Er hatte Kopfschmerzen und massierte sich mit zwei Fingern die Stirn. Was sie über den Täter wussten, passte auf eine kleine Karteikarte. Er war offensichtlich intelligent und ging planvoll vor. Der rote Pinselstrich deutete auf einen rituellen Aspekt hin.
Das Geschlecht des Täters stand noch nicht fest. Die Schläge, mit denen die beiden Männer getötet worden waren, mussten mit großer Kraft ausgeführt worden sein, aber möglicherweise konnte auch eine Frau, die vor Wut außer sich war, die Morde begangen haben.
Tyler King lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schloss die Augen. Es steckte etwas Persönliches dahinter. Der Täter oder die Täterin hatte den Tod der Männer gewollt. Sprich mit mir . King versuchte, die Opfer und die wenigen Hinweise, die sie bisher hatten, dazu zu bringen, in einer verständlichen Sprache mit ihm zu reden.
Der Detective hatte sich den Ruf erworben, einen direkten Draht zu den Toten zu haben, weil seine Aufklärungsrate außergewöhnlich hoch war. Und im Department war es ein Running Gag, dass Tyler King mit den Toten redete.
Aber er war kein Hellseher. Er konnte niemandem verraten, wo Tante Ruby ihren Ring verloren oder wo der selige Onkel Albert seine gesamten Ersparnisse gebunkert hatte.
Er hörte keine Stimmen und träumte nicht von sprechenden Toten. Er hatte auch keine Erscheinungen. Alles, was er tat, war, sich in seinen Fall hineinzu knien, für alles offen zu bleiben und die Beweise zu sich sprechen zu lassen. Bei jedem Mordfall hielt er erst mal alles für möglich, und das erlaubte ihm, in Richtungen zu ermitteln, die andere für Zeitverschwendung hielten.
Die Sorgfalt, mit der die rote Farbe auf die Brust der Opfer gepinselt worden war, hatte etwas Rituelles, und das beunruhigte King. Ritualmörder hörten fast nie von selbst auf. Der Polizei war es gelungen, die Sache mit der Farbe aus den Medienberichten herauszuhalten. Das diente einzig und allein dem Zweck, die verrückten Trittbrettfahrer vom wirklichen Mörder unterscheiden zu können.
Im Moment sprach nichts
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