Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
Filet-Steak wäre wunderbar.« Sie schlug die Speisekarte zu und legte sie zur Seite. »Abgesehen von dem Ärger heute, wie war deine Woche?« Das Einmaleins des Datings: Fragen stellen. Irgendwo hatte sie gelesen, dass die meisten Männer gern über sich selbst redeten.
»Alles in allem gut. Und deine?« Er kehrte den Spieß so mühelos um, dass sie sich fragte, ob er denselben Artikel gelesen hatte.
»Ganz okay. Ich habe im Moment ein Ehepaar als Kunden, die machen mich wahnsinnig. Seit einem Monat treffe ich mich mehrmals die Woche mit ihnen, um ihnen Häuser zu zeigen, und die Frau hat immer irgendwas auszusetzen.«
»Passiert das öfter?«
»Oft genug. Es scheint Leute zu geben, die sich zum Zeitvertreib Häuser angucken. Die haben eigentlich gar nicht vor, etwas zu kaufen. Sie haben einfach nur Spaß. Wir nennen sie Looky-Dos, Häuser-Gucker.«
»Zu der Sorte gehöre ich zwar nicht, aber ich muss dir trotzdem etwas gestehen.« Er beugte sich vor, und seine Augen schimmerten im Kerzenlicht. »Das erste Haus, das du mir gezeigt hast, hat mir ziemlich gut gefallen, aber ich wollte nicht so schnell zugreifen. Sonst hätte ich ja keinen Grund gehabt, dich noch öfter zu sehen.«
In dem Moment trat der Kellner an ihren Tisch, und es blieb Vanessa erspart, etwas zu erwidern. Aber trotzdem bekam sie eine Gänsehaut.
»Möchtest du ein Glas Wein?«, fragte Christian, während der Kellner auf ihre Bestellung wartete.
»Nein danke. Ich hätte gern eine Cola light.«
»Bist du sicher? Du musst doch heute Abend nicht mehr fahren.«
Sie nickte. »Ganz sicher.«
Christian bestellte für sich ein Glas Rotwein, und dann nannten sie dem Kellner ihre Wünsche.
In den nächsten paar Minuten brachte Christian Vanessa mit Geschichten aus seinem Job zum Lachen, er erzählte von exzentrischen Leuten, die für ihn gearbeitet hatten, und von den Kämpfen, die er am Anfang seiner Selbständigkeit auszufechten hatte.
Es tat ihr gut zu lachen, und sie fand seinen Humor genauso sexy wie seine Ausstrahlung. Gemeinsam zu lachen hatte etwas Magisches. Als der Kellner die Salate brachte, unterbrachen sie ihre Plauderei.
Während sie aßen, sprachen sie über ihr derzeitiges Leben und über die Einsamkeit, die ihnen beiden zu schaffen machte.
»Ich habe morgens meinen einsamsten Moment«, sagte Christian und spießte eine Karottenscheibe auf. »Wenn ich in der Küche sitze und meine erste Tasse Kaffee trinke.«
»Und ich abends nach dem Essen, wenn das Geschirr abgeräumt ist und Johnny sich allein beschäftigt. Dann sitze ich mit einer Tasse Tee am Küchentisch und schalte ab. Das ist mein einsamster Moment.«
Das war nur die halbe Wahrheit. Zwar empfand sie diese Zeit des Tages, in der es draußen allmählich dunkel wurde, tatsächlich oft als schwierig, doch am schmerzhaftesten war die Einsamkeit nachts, wenn sie allein in ihrem breiten Bett lag.
Ein Teil des Schmerzes rührte daher, dass ihr der Sex fehlte, aber noch mehr als nach Sex sehnte sie sich nach einer tiefen, inneren Verbindung. Sie wollte sich einem Mann nicht nur körperlich, sondern auch seelisch und geistig ganz hingeben.
»Vielleicht sollte ich dich abends anrufen und dir über diese einsame Zeit hinweghelfen«, sagte er sanft.
Sie lächelte. »Und ich könnte dich in der Früh anrufen. Dann würdest du allerdings merken, dass ich nicht gerade ein Morgenmensch bin.«
»Ah, eine von der Sorte. Ich wette, du kannst Leute, die morgens lächeln, nicht ausstehen.«
»Ich hasse sie.«
»Und Leute, die bei Sonnenaufgang singen?« Er zog eine Augenbraue hoch, und in seinen Augen blitzte der Schalk.
»Sind mir ein Greuel.«
»Das merke ich mir wohl besser, man weiß ja nie, wofür man so eine Information noch mal brauchen kann«, antwortete er.
In dem Moment wurden ihre Steaks gebracht. Während des Essens plauderten sie miteinander, als würden sie sich schon seit Ewigkeiten kennen. Sie redeten über ihre Schulzeit und über die Zeit auf dem College, über peinliche Situationen und glückliche Momente.
Jedes Mal, wenn Christians Blick über die brennende Kerze hinweg auf ihr ruhte, lief Vanessa ein wohliger Schauer über den Rücken.
Als sie mit dem Essen fertig waren und gerade Kaffee bestellt hatten, fing die Band an zu spielen. Kurze Zeit später tummelten sich die ersten Paare auf der Tanzfläche.
Die meisten Gäste waren etwas älter als Christian und Vanessa, und einige der Paare tanzten offenbar seit vielen Jahren miteinander. Sie bewegten sich in
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