Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
nachgab, aber für den Moment beschloss sie, die Vorsicht in den Wind zu schlagen. Zweifelnd sah sie ihn an. »Sagtest du nicht, dass du gar nicht kochen kannst? Dass du dich von Fertiggerichten ernährst?«
»Ich werde schummeln. Ich lasse das Essen kommen, serviere es auf meinen eigenen Tellern, und du tust so, als wäre ich ein ausgezeichneter Koch.«
»Abgemacht«, sagte sie.
Er begleitete sie zur Haustür. Insgeheim hoffte sie, dass er sie nicht bat, noch mit hineinkommen zu dürfen. Sie fürchtete, alle guten Vorsätze zu vergessen, ihn hineinzubitten und dann vollständig die Kontrolle zu verlieren.
»Ich habe mich heute Abend sehr wohl gefühlt, Vanessa«, sagte er, als sie vor der Tür standen. Er berührte ihre Wange. »Andre hatte recht. Du bist nicht nur schön, du bist auch klug und witzig und stark.«
Seine Stimme klang heiser, und er stieß ein kleines Lachen aus. »Mit dir fühle ich mich, als wäre ich wieder siebzehn. Das ist das schrecklichste, wundervollste Gefühl, das man sich vorstellen kann.«
Seine Worte und die Verletzlichkeit in seinem Blick berührten sie. »Ich möchte nicht, dass du dich meinetwegen schrecklich fühlst«, sagte sie sanft und legte ihre Hand auf seine.
Sie wusste, dass er sie küssen würde, konnte es in seinen Augen sehen, während er näher kam, immer näher. Sie ließ die Hand sinken, als er die Arme um sie legte und sie an sich zog, bis sie seinen Herzschlag spürte. Oder war es ihr eigener?
Sein Mund ergriff von ihrem Mund Besitz, so fordernd, so hungrig, dass ihr ganzer Körper bis zu den Zehenspitzen erbebte.
Als sie die Arme um seinen Hals legte, zog er sie noch näher an sich heran und küsste sie noch leidenschaftlicher.
Seine Zunge spielte mit ihrer, und eine Welle der Lust riss Vanessa mit sich fort. Sie fuhr mit den Fingern durch das samtweiche Haar in seinem Nacken und stöhnte leise auf.
Dann bewegten sich seine Hände von ihrer Taille zu ihren Hüften, und er drückte Vanessa so fest an sich, dass sie seine Erregung spürte.
Mit einem Anflug weiblichen Machtgefühls stellte sie fest, dass sie seine Erektion verursacht hatte. Dass er sie so sehr begehrte.
Und sie begehrte ihn. Der Kuss ließ ihre Knie zittern, und die Berührung seiner Hände drohte, sie ihre Prinzipien vergessen zu lassen. Doch sie wollte keinen Fehler machen, sie wollte nicht, dass ihr Verlangen ihr Handeln bestimmte. Mit einem bedauernden Seufzer schob sie ihn von sich.
Er ließ sie sofort los, trat einen Schritt zurück. Sie lehnte sich gegen die Haustür und versuchte, ruhig zu atmen. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, holte tief Luft.
»Ich brauche jetzt unbedingt eine eiskalte Dusche«, sagte er leise mit belegter Stimme.
»Ich würde dich ja hineinbitten, aber …«
»… du möchtest nichts überstürzen.« Er steckte die Hände in die Hosentaschen und lächelte. »Ich habe gehört, dass demjenigen, der wartet, Gutes widerfährt. Du wirst sehen, ich kann sehr geduldig sein.«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. »Gute Nacht, Christian. Ich erwarte dich Mittwochmorgen bei Wallace Realty.« Sie holte den Schlüssel aus ihrer Handtasche und öffnete die Tür, dann fielen ihr die Blumen ein, und sie drehte sich noch einmal zu Christian um. »Ich habe dir noch gar nicht für die Rosen gedankt.«
»Rosen? Offensichtlich habe ich einen Konkurrenten. Ich habe dir keine Rosen geschickt.«
Vanessas Herz setzte einen Schlag aus. Wenn Christian die Rosen nicht geschickt hatte, wer dann?
11
Wer hatte ihr die Rosen geschickt? Über diese Frage zermarterte sie sich den Kopf, bis sie endlich einschlief, und es war das Erste, woran sie dachte, als sie am nächsten Morgen aufwachte.
Sie saß am Küchentisch, trank Kaffee und starrte auf die voll erblühten Rosen in der Vase. Trotz der schlechten Erinnerungen, die sie in ihr weckten, hatten ihr die Blumen gefallen, solange sie dachte, Christian hätte sie geschickt.
Hatte er aber nicht.
Von wem waren sie dann?
Vanessa trank den letzten Schluck Kaffee und spülte die Tasse aus, dann nahm sie die Blumen aus der Vase und warf sie in den Mülleimer. Sie wollte sie nicht mehr sehen; sie konnte den Anblick der gelben Blütenblätter mit den rosa Rändern nicht genießen, wenn sie den Absender nicht kannte.
Vanessa mochte keine Geheimnisse. Sie wollte keinen heimlichen Verehrer. So etwas hatte sie schon immer eher unheimlich als romantisch gefunden. Wenn ein Mann sich für sie interessierte,
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