Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
Wurstsoße bedeckten Brötchen ab.
»Steve hat seit einem Monat Migräne«, sagte Bethany. »Er arbeitet einfach zu viel und kann sich nicht entspannen. Ich sage ihm dauernd, dass es schön wäre, wir würden uns mehr als eine Stunde am Tag sehen.«
»Wenn man erfolgreich sein will, muss man Opfer bringen«, erwiderte er. An seinem Unterkiefer zuckte ein Muskel. Von den Abbott-Brüdern war er der unruhigste. Dauernd war er in Bewegung, und bei den diversen Familientreffen war er immer der Erste, der wegmusste.
»Ich mache mir Sorgen um die beiden«, sagte Annette kurze Zeit später, als Steve und Bethany gegangen waren. »Sie kriegt ihn nicht dazu, etwas kürzerzutreten, und ich bin sicher, dass das ihre Ehe belastet.«
»Johnny, geh dir doch bitte Gesicht und Hände waschen«, sagte Vanessa. Er brauchte nicht unbedingt dabei zu sein, wenn über die Ehe seines Onkels und seiner Tante geredet wurde.
»Bethany glaubt, dass Steve womöglich eine Affäre hat«, meinte Dana, als Johnny den Raum verlassen hatte.
»Niemals«, widersprach Vanessa. »Das glaube ich einfach nicht.«
Dana zuckte mit den Schultern. »Ich sage nur, was Bethany mir gesagt hat. Sie meint, sie kann Steve nie erreichen, wenn er unterwegs ist. Zu manchen Tages-und Nachtzeiten geht er überhaupt nicht ans Handy.«
»Wenn man nicht ans Handy geht, heißt das noch lange nicht, dass man eine Affäre hat«, sagte Annette. Sie setzte sich zu den anderen an den Tisch, und eine Sorgenfalte stand senkrecht auf ihrer Stirn. »Ich werde mit Steve reden und ihm sagen, dass Ehrgeiz okay ist, aber nicht, wenn er zu Lasten der Familie geht.«
Während der nächsten paar Minuten redeten alle über die kommende Woche und über ihre Pläne für Weihnachten. Als Vanessa ihren Teller leer gegessen hatte, stand sie auf und spülte ihn ab.
In der Zwischenzeit war Johnny in die Küche zurückgekehrt. »Bist du so weit, dass wir nach Hause fahren können, Sportsfreund«, fragte Vanessa ihn.
»Ja, ich hole nur schnell die Tasche.« Er lief hinaus, und Vanessa wandte sich an Annette. »Ich möchte deine Großzügigkeit nicht überstrapazieren, aber könnte Johnny nächsten Freitag vielleicht noch mal bei euch übernachten?«
»Das nächste Date?«, fragte Dana neugierig. »Es ist also etwas Ernstes?«
Vanessa lachte. »So würde ich es nicht nennen. Wir hatten nur gestern einen schönen Abend, und er hat mich gefragt, ob ich nächsten Freitag wieder mit ihm ausgehe.«
Annette streckte den Arm aus und ergriff Vanessas Hand. »Du weißt, dass Johnny bei uns jederzeit will-kommen ist. Er ist so ein lieber Junge, und er erinnert mich so sehr an seinen Daddy.« Sie seufzte, und Vanessa wusste, dass ihre Schwiegermutter an den Sohn dachte, den sie verloren hatte, den Menschen, den sie alle verloren hatten.
Vanessa drückte Annettes Hand und stand auf. »Ich muss jetzt wirklich los. Heute ist der erste Samstag seit langem, an dem ich nicht arbeite, und zu Hause hat sich so einiges angesammelt, was dringend erledigt werden muss.«
Als sie kurz darauf mit Johnny im Auto saß, kehrten ihre Gedanken für einen Moment zu Christian zurück. Während Jim einer starken Familie entstammte, in der sich jeder um den anderen kümmerte, nahm sie an, dass Christian nicht gerade ein enges Verhältnis zu seinen Eltern hatte. Dennoch wirkte er so normal, so wunderbar stabil.
»Was willst du heute machen?«, fragte sie Johnny, als sie in ihre Einfahrt bog. »Hast du Lust, ins Kino zu gehen?«
»Nee, ich muss mein Bild für den Wettbewerb weitermalen. Nächste Woche ist schon der Abgabetermin.«
»Möchtest du dir nicht lieber den neuen Disney-Film anschauen?«
»Besser nicht. Der Wettbewerb ist sehr wichtig.« Er schenkte ihr ein kindliches Entschuldigungslächeln. »Ist es okay, wenn wir nicht ins Kino gehen?«
Sie beugte sich lächelnd zu ihm hinüber und zerzauste ihm das Haar. »Natürlich ist es okay.« Dann sah sie ihn mit ernster Miene an. »Ich möchte nur, dass du weißt, es gibt noch anderes im Leben als Zeichnen und Malen, Johnny.«
»Das weiß ich doch, Mom.« Er kletterte aus dem Wagen, und sie folgte ihm nachdenklich.
Alle sagten, sie brauche sich keine Sorgen zu machen, Johnny entwickle sich normal, er sei ein stabiler, aufgeweckter Junge. Aber alle anderen waren nicht seine Mutter, und wenn sie nachts wach lag, gab es Momente, da hatte sie Angst, dass er so werden könnte wie sein Vater, da fürchtete sie, Jims psychischer Defekt könnte sich auf seinen Sohn
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