Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
werden, die sie zu verschlingen drohte.
»An die Arbeit.« Vanessa stand auf. »Um zehn habe ich einen Termin mit dem Ehepaar Worth, und wenn heute nichts dabei ist, was ihnen gefällt, können sie sich einen anderen Makler suchen. Ich habe jedenfalls genug Zeit mit den beiden verschwendet.«
Helen grinste. »Dann mal los, Mädchen.«
Vanessa trank den letzten Schluck Kaffee, ging an ihren Schreibtisch zurück und würdigte Alicia keines Blickes, während sie auf ihre Kunden wartete.
Scott Warren war deprimiert, seit Vanessa ihm erzählt hatte, dass Johnny eine Weile nicht malen wollte. Den Jungen zu unterrichten, war für ihn fast so gewesen, als wäre Jim noch am Leben. Zu sehen, wie Johnnys Talent sich entwickelte, hatte ein wenig den Schmerz über Jims Tod gelindert.
Scott liebte Eric sehr, aber Eric verstand nichts von Kunst. Er konnte die Leidenschaft, die Besessenheit von Künstlern nicht nachvollziehen. Bei Jim war das anders gewesen.
Scott zog die gehäkelte Wolldecke fester um seinen Körper und streckte die Hand nach der Box mit den Taschentüchern aus. Zu allem Überfluss hatte er sich in den letzten Tagen auch noch eine starke Erkältung zugezogen.
Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal wegen Krankheit nicht zur Arbeit gegangen war, doch als er heute früh aufgewacht war, hatte sich sein Kopf angefühlt, als wäre er mit Watte ausgestopft, und er fror so erbärmlich, dass er sich kaum warm halten konnte.
»Ich muss los.« Eric kam ins Wohnzimmer, wo Scott auf dem Sofa lag.
Scott entging nicht, wie gut Eric aussah in seinem schicken dreiteiligen Anzug. »Du siehst zum Anbeißen aus«, sagte er krächzend.
Eric lächelte mitleidig. »Und du siehst zum Fürchten aus.«
»Dabei bin ich mir ziemlich sicher, dass ich noch deutlich besser aussehe, als ich mich fühle«, erwiderte Scott und putzte sich die Nase. Das Taschentuch ließ er in einen Papierkorb fallen, den er sich neben das Sofa gestellt hatte. »Bringst du mir aus der Apotheke was gegen die Erkältung mit?«
»Ja, und Orangensaft«, sagte Eric. »Ich versuche, gegen Mittag vorbeizukommen, falls ich nicht bei Gericht festgehalten werde.«
Scott nickte und nahm sich ein neues Taschentuch. »Hab einen schönen Tag.«
Eric ging aus dem Haus, und kurz darauf hörte Scott, wie das Garagentor geöffnet wurde. Er machte es sich auf dem Sofa so gemütlich wie möglich und griff lustlos nach der Fernbedienung des Fernsehers. Besonders angetan war er nicht von der Aussicht, den Vormittag mit Niesen, Naseputzen und Soaps zu verbringen.
Eric war erst ungefähr fünfzehn Minuten weg, als die Haustür geöffnet und schnell wieder geschlossen wurde. »Eric?«
Keine Antwort. »Was zum Teufel?« Scott rappelte sich auf, die Wolldecke um die Schultern gelegt. »Hallo?«
In der Diele war niemand. Scott war sich aber sicher, die Haustür gehört zu haben, es musste also jemand hereingekommen sein. »Eric?« Er spähte in den Flur Richtung Schlafzimmer. Ob Eric etwas vergessen hatte und noch einmal zurückgekommen war?
Scott war kaum zwei Schritte den Flur entlanggegangen, als ihn ein Schlag an der Schläfe traf. Der Schmerz explodierte in seinem Kopf, und Scott taumelte rückwärts. Die Wolldecke rutschte ihm von den Schultern, als der Angreifer vor ihm stand.
Verblüfft erkannte Scott, wer da mit dem Baseball-schläger ausholte. Doch noch bevor er fragen konnte, warum, bevor er irgendetwas sagen konnte, traf ihn der Schläger an der Brust und warf ihn zu Boden. Scott knallte mit dem Kopf gegen den Türrahmen und verlor das Bewusstsein.
Der Angreifer holte erneut aus, er wollte …, nein, er musste zerstören, bestrafen, töten. Doch bevor er noch einmal zuschlagen konnte, hörte er, dass die Haustür geöffnet wurde.
»Hi, Scott. Ich dachte, ich bringe dir den Saft und die Medikamente lieber gleich, dann brauchst du nicht bis Mittag zu warten.« Schritte hallten in der Diele, und der Angreifer erstarrte, den Schläger erhoben, während jemand in der Küche den Kühlschrank öffnete.
Er ließ den Schläger fallen und rannte durch die Diele aus dem Haus. Rannte, ohne sich auch nur einmal umzusehen, und atmete Luft ein, die kalt genug war, um seine Lunge zu zerschneiden. Schluchzer ließen seinen Körper erbeben, tiefe, verzweifelte Schluchzer.
Lass ihn tot sein, schrie er innerlich. War der Schlag auf Scotts Kopf fest genug gewesen, um ihn umzubringen? Hatte er seinen Schädel heftig genug an den Türrahmen geschmettert, dass sein
Weitere Kostenlose Bücher