Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
Geist sich dauerhaft verwirrt hatte?
Verdammt, er hatte ihn noch nicht mal rot malen können. Verdammte Scheiße. Er rannte immer weiter, bis zu seinem Auto, das er ein paar Straßen entfernt abgestellt hatte.
Er stieg ein, ließ den Motor an und fuhr sofort los. Er hatte es versaut. Komplett versaut. Wenn Scott Warren nicht tot war, konnte er einpacken. Scott hatte ihn erkannt.
»Lass ihn tot sein. Lass ihn tot sein. Lass ihn tot sein«, tönte es wieder und wieder in seinem Kopf, bis die Worte mit manischer Energie ineinanderflossen.
»Lassihntotseinlassihntotseinlassihntotsein.«
Allmählich fing sein Adrenalinspiegel an zu sinken. Es durfte nicht vorbei sein. Noch nicht. Er durfte nicht geschnappt werden, bevor sie gebüßt hatte. Erst musste er dafür sorgen, dass Vanessa büßte.
24
Vanessa saß in dem stillen Krankenzimmer an Scotts Bett, lauschte auf seinen Atem und kämpfte gegen die Flut von Gefühlen an, die in ihr hochstiegen.
Als sie von der Arbeit nach Hause gekommen war, hatte Eric angerufen, um ihr zu sagen, dass Scott überfallen worden war und im Krankenhaus lag. Sie hatte sofort Christian benachrichtigt, damit er auf Johnny aufpasste, während sie zu Scott fuhr.
Ihr Freund lag auf der Intensivstation und hatte das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt. Sein Kopf war verbunden, und unterhalb des Verbands hatte er an Schläfe und Wange einen Bluterguss und eine dicke Schwellung. Sein Gesicht war so weiß wie das Laken, das ihn bedeckte.
Scott. Ihr Herz krampfte sich zusammen, nicht nur aus Angst um ihn, sondern aus schlechtem Gewissen. Sie hatte ernsthaft in Erwägung gezogen, dass er hinter der ganzen Sache steckte. Sie hatte sich gefragt, ob er womöglich der Mörder war, und nun rang er mit dem Tod.
Eric war kurz hinausgegangen, um etwas zu essen, doch vorher hatte er ihr berichtet, sie müssten damit rechnen, dass Scott, falls er denn überlebte, einen bleibenden Hirnschaden davontrug. Die Ärzte sagten, das Ausmaß der Verletzungen lasse sich erst absehen, wenn der Patient wieder bei Bewusstsein sei.
»Wach auf, Scott«, flüsterte Vanessa. »Wach auf und werde wieder gesund.« Ihr traten die Tränen in die Augen.
Auf einmal spürte sie jemanden in ihrem Rücken und drehte sich um.
In der Tür stand Detective King. Vanessa erhob sich und ging zu ihm hinüber. »Bitte sagen Sie mir, dass Sie den Täter gefasst haben.«
King machte einen gehetzten Eindruck. Er hatte dunkle Ringe unter den tiefliegenden Augen, und an seinem Unterkiefer zuckte es nervös. »Ich wünschte, ich könnte es.«
Vanessa schlang die Arme um ihren Körper. »Sein Lebensgefährte sagt, wenn er nicht noch mal nach Hause zurückgekommen wäre, wäre Scott jetzt tot.«
»Ich brauche eine Liste mit den Namen aller Personen, mit denen Ihr Mann befreundet gewesen war.« Kings Stimme klang forsch, es war die Stimme eines Mannes, der unter Druck stand. »Ich muss wissen, mit wem er Kontakt hatte – Freunde, andere Künstler, wer immer Ihnen einfällt.«
»Glauben Sie immer noch, dass er tot ist?«, fragte Vanessa, und das Blut pochte ihr in den Schläfen.
King raufte sich die kurzgeschnittenen dunklen Haare. »Um ehrlich zu sein, Mrs. Abbott, mittlerweile weiß ich selbst nicht mehr, was ich glauben soll. Ich weiß nur, dass es zu viele Tote gibt, dass da drinnen ein Mann um sein Leben kämpft und dass all diese Menschen irgendetwas mit Ihrem Mann und Ihnen zu tun hatten.«
»Es ist keiner mehr übrig«, sagte Vanessa nachdenklich. Andre, Matt, Gary und Scott hatten eine wichtige Rolle in Jims Leben gespielt, aber darüber hinaus hatte er keine engen beruflichen oder privaten Kontakte gehabt. »Jim brauchte nicht viele Freunde, dafür hatte er seine Familie, seine Brüder.«
Waren Brian, Steve und Garrett womöglich auch in Gefahr? Als Vanessa dem Detective die Namen von Jims Brüdern genannt hatte, kam Eric zurück.
»Ich schicke einen Beamten vorbei, der hier im Flur Wache hält, bis Mr. Warren wieder bei Bewusstsein ist«, teilte King ihm mit.
Eric griff sich erschrocken an die Kehle. »Glauben Sie, der Täter könnte hier auftauchen?«
Die dunklen Augen des Detective verengten sich. »Wer weiß? Auf jeden Fall ist Mr. Warren im Moment unsere größte Hoffnung bei der Suche nach dem Mörder. Beten Sie, dass er aufwacht und uns einen Namen nennen oder wenigstens eine Beschreibung geben kann.«
»Ich bete nur, dass er aufwacht«, erwiderte Eric.
Auf einmal hatte Vanessa das dringende Verlangen, nach Hause
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