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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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verzerrt. Abscheu vor ihr. Der Moment, in dem er fassungslos vor Zorn vor ihr steht und sich schließlich mit grenzenloser Verachtung abwendet, um den Raum zu verlassen, ist der schrecklichste, den Sanara je erlebt hat.
    Der Geist lachte wieder.
    Eine kleine, dreckige Dunkelmagierin, hört sie ihn , die sich in einen Fürsten der Elben verliebt hat!
    Das Lachen erklang nicht nur in ihrem Ohr, sondern auch ganz tief in ihrem Inneren.
    Mit einem zornigen und zugleich enttäuschten Laut sprang Sanara aus dem Bett, griff nach der Filzdecke und ging zum Fenster hinüber. Dort war es ein wenig heller. Der Geist blieb zurück, doch seine Stimme hörte sie auch hier im blassen Licht der letzten Sterne der Nacht so deutlich, als stünde er neben ihr.
    Willst du wissen, was geschehen ist? , fragte er, als er sich ein wenig beruhigt hatte. Telarion Norandar ist ein großer Meister d er Magie des Lebens. Du wolltest dich dieser Magie verweigern, indem du dir einen qasarag in die Brust jagtest. Doch seine Macht ist unendlich viel stärker als deine. Er holte dich ins Leben zurück. Dazu musste er eine Bindung zu dir herstellen – und du reimtest dir an der Schwelle des Todes diese lächerliche Vision zusammen.
    Sanara kauerte sich auf dem Marmorboden neben dem Fenster in die Filzdecke. Tränen der Scham stiegen in ihre Augen. Das Gespenst hatte recht. Es musste recht haben.
    Wie so oft in den letzten Stunden kehrte sie ihren Blick nach innen, richtete ihn auf das Feuer ihrer Magie. Immer noch waberte die Flamme bernsteingelb, immer noch wirbelten samtig dunkle Schlieren darin umher. Doch auch jetzt, wie alle vorigen Male, waren diese Schlieren von silbrigen und grünen Fäden durchzogen, die das so vertraute Dunkel wie stilisierte Wolken aussehen ließen.
    Ich sehe es auch , hauchte der Geist in ihr Ohr. Die Heilung vermischte deine Dunkle Magie mit der Kraft des Fürsten, zum Zeichen, dass sie ihm gehört und nicht mehr dir. Du weißt, dass ich die Wahrheit spreche. Du wolltest dich töten, um dich der Strafe zu entziehen, die die Königsbrüder über dich verhängten. Doch nun gehörst du ihnen nur umso mehr. Jeder wird erfahren, dass eine Amadian sich ihnen unterworfen hat – und sie werden auch wissen, warum: Denn die Verräterin liebte den Fürsten.
    Wieder erklang das unerbittliche Lachen.
    Sanara erinnerte sich an die Heilung und berührte unwillkürlich die Stelle unter der linken Brust. Sie erinnerte sich an die Wunde, die Qual, die sie empfunden hatte, als Telarion Norandar ihre Lunge gezwungen hatte, wieder zu atmen, an den Schmerz in der Brust, als er den qasarag herausgezogen und ihr Herz wieder hatte schlagen lassen.
    Er mochte die Wunde geheilt haben. Die Seele und ihre Magie waren von diesem Vorgang so befleckt, dass sie nicht mehr glauben konnte, das habe Ys getan.
    Der Fürst hatte recht gehabt: Ihre Worte waren falsch gewesen. Sanara schämte sich wie noch nie in ihrem Leben.
    Es war eine Tatsache: Der Bruder des Königs hatte ihre Magie stigmatisiert und geschwächt und sie damit für immer von ihrem Volk getrennt. Nicht jeder würde es auf den ersten Blick sehen können, doch sie wusste es und fragte sich, wie sie je wieder einem Menschen in die Augen sehen sollte.
    Sie wusste, es gab einige wenige, die sowohl das Erbe ihres Volkes als auch das der Elben in sich trugen. Doch sie waren selten, und immer mussten sie sich entscheiden, welchem Volk sie angehören wollten. Man begegnete ihnen mit scheelen Blicken, die Magie beider Monde war in ihnen verwässert.
    Und nun gehörte auch sie dazu.
    Der Geist lachte, als habe er ihre Gedanken gelesen.
    Die Strafe dafür, dem verräterischen Haus anzugehören, hat begonnen, flüsterte er in ihr Ohr, obwohl er in den Schatten hinter dem Bett blieb. Der Fürst hat mit der Strafe begonnen, indem er in dir das Begehren nach ihm weckte. Ein Begehren, dass nie Erfüllung finden kann, denn wer wollte schon eine, deren Magie verwässert wurde und nun unrein ist? Hast du nicht bemerkt, wie er dich ansah, bevor er ging?
    Sanara schwieg und verkroch sich tiefer in die Filzdecke, die sie mitgenommen hatte. Sie wärmte nur unzureichend, doch als sie ihre Wange an den Stoff schmiegte, glaubte sie einen Hauch der Sanftheit zu spüren, mit der der Heermeister sie im Heiligtum der Ys berührt hatte.
    Wieder lachte der Geist in den Schatten hinter dem Bett. Dann begann er, Worte zu murmeln. Worte, die Sanara noch nie gehört hatte. Es spielte keine Rolle. Sie hörte nicht auf die

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