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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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unter dem nassen, weißen Stoff erkennbar wurde, dass Sanara kein Brustband trug.
    Doch Sanara hörte es nicht. Ihr wurde plötzlich warm, regelrecht heiß. In ihr schien ein Feuer zu brennen, so gleißend wie die Rote Sonne. Sie sah es nicht, doch der Wasserwirbel, der nun auch sie zu erfassen drohte und der von dem Soldaten ausging, der links von ihr und Mehtid stand, wurde auf einmal schwächer. Ein lautes Zischen erfüllte die Luft, dann waren die drei in dichte Nebelschwaden gehüllt. Der Wasserwirbel verschwand und löste sich in nichts auf.
    Einen Augenblick später war auch der Nebel wie Dunst im Morgenlicht gewichen. Die Ranke, die Mehtid gehalten hatte, verwelkte, schrumpfte und fiel von dem Jungen ab. Doch bevor die Überreste auf dem Boden aufkamen, waren sie bereits zu grauer Asche geworden, die von Mehtids geschwächtem Körper fortgeweht wurde.
    Sanara ging in die Knie und fing Mehtid auf, der nun, da ihn die Ranke nicht mehr hielt, stolperte und erschöpft zu Boden sank. Der Soldat, der links von ihr gestanden hatte, der Wassermagier, schrie vor Wut auf. Bevor sie ausweichen konnte, war er heran und hatte ihr die flache Hand ins Gesicht geschlagen. Danach erst wurde er von seinen Kameraden zurückgehalten.
    Die Wange schmerzte, und halb betäubt hob Sanara die nasse Bluse ans Gesicht, um es zu kühlen.
    Die Kameraden hatten den rasenden Soldaten mit vereintenKräften zurückgezerrt. Es kam selten vor, dass ein Wachsoldat mit bloßen Händen auf ein Kind des Akusu losging; wenn es nicht der Kraftübertragung diente, galt eine solche Berührung unter Elben als unschicklich und sogar schmutzig. Doch in seinem Zorn hatte der Soldat das vergessen. Hektische rote Flecken hatten sich auf seinen Wangen gebildet. Er wollte sich erneut auf sie stürzen und streckte schon die linke – die magische – Hand nach ihr aus. In den dunklen, schrägen Pupillen loderte eine bernsteinfarbene Flamme, die das Blau seiner Iris fast überstrahlte. Seine glatten, blonden Haare fielen ihm wirr ins Gesicht und klebten auf der Stirn, als würde er schwitzen.
    Panik erwachte in Sanara, als sie begriff, dass sie ihre Feuermagie auf ihn übertragen hatte. Das hatte sie nicht gewollt. Sie umklammerte Mehtid und versuchte, den halb Bewusstlosen aus der Reichweite des Wütenden zu bringen. Doch bevor er sie erreichen konnte, schoben sich zwei Männer zwischen sie und die Wachen.
    Menschen.
    »Lasst sie in Ruhe!«, brüllte der eine, »Los! Macht sie fertig!«, der andere.
    Einen Augenblick herrschte Stille, dann brach Lärm aus, als sich die Menschen, die bisher furchtsam dagestanden hatten, auf die fünf Wachsoldaten und ihren Hauptmann stürzten.
    Sanara versuchte, aufzustehen und Mehtid mit sich zu reißen. Taumelnd kamen sie auf die Beine, während sich die Menschen ringsum mit den Elben eine Schlägerei lieferten. Es war, als habe Sanaras Eingreifen ihnen klargemacht, dass Elben zwar stärker als Menschen sein mochten, die Kinder des Akusu jedoch eindeutig in der Überzahl waren.
    Sanara wusste nicht, wie genau sie es schaffte, doch es gelang ihr, Mehtid aus der immer mehr ausufernden Schlägerei und dem Getümmel herauszuzerren. Sie nahm den Gemüsekorb, den sie hinter dem Stapel aus Stoffballen abgestellt hatte, in die eine und den Sohn der Wirtsleute an die andere Hand, und rannte los.
    Sanara hastete durch die Gassen und spürte kaum, wie Mehtid immer wieder stolperte. Er war noch geschwächt, und es fiel ihm schwer, mit ihr Schritt zu halten. Sie hörte auch nicht, was er sagte.
    Nur fort von den Wachen, fort von den Elben!
    Wie hast du dich nur so vergessen können. Wie konntest du nur!
    Sie verlangsamte ihren Schritt erst, als sie in den kleinen Hof der Taverne einbogen, der von einer hohen Mauer umgeben war, welche die Mittel- von der Oberstadt Bandothis trennte.
    »… uns nicht länger gefallen lassen! Sanara! Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Ich lasse mir nicht noch einmal gefallen, dass ihr so spät kommt!«, empfing eine strenge Stimme die beiden. Die Wirtin stand breit und bedrohlich vor dem Herdfeuer, über dem bereits ein großer Kupferkessel hing.
    Sanara wich ihrem forschenden Blick aus, ging in die Küche und fing an, Rüben, Lauch und Spinat auf der Schnittfläche der Tischplatte zu verteilen. Sie warf Mehtid einen warnenden und Ondra einen entschuldigenden Blick zu.
    »Es war nicht unsere Absicht, Ondra. Wir gerieten in der Webergasse in eine Menschenmenge. Ein Weber wurde verhaftet. Er hat sich nicht beim

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