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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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hielt.
    Telarion sah der Gespielin des Bruders nicht dabei zu, wie sie aufstand und das schlichte Kleid überstreifte. Er kannte das Verlangen Tarinds, sich mit der Kraft der Dunklen Magie zu stärken und dabei zugleich sein Vergnügen zu haben – eine Leidenschaft, die er nicht teilte. Der Gedanke, die erdige Schwerfälligkeit oder das hitzige Feuer der Menschen könnten den reinen Luftwirbel seiner Seele berühren, war ihm zuwider.
    Er nahm seinem Bruder gegenüber Platz und sah ihn an.
    Tarind blickte zu der jungen Frau, die nun angezogen hinter dem Wandschirm hervorkam und einen Knicks vor dem König machte. Er reagierte nicht auf die Geste.
    Als sie auch Telarion ihre Ehrerbietung erweisen wollte, lachte Tarind auf.
    »Das kannst du dir sparen, Berennis! Mein Bruder schätzt weder die Referenz noch die Wärme von einer wie dir.«
    »Meine Magie wird von Vanar selbst gespeist«, sagte Telarion schärfer, als er beabsichtigt hatte. »Sie ist kraftvoll, weil ich sie rein halte.«
    Die Röte im Gesicht des Mädchens wurde bei seinen Worten stärker, doch ihr Rücken straffte sich mit einem Ruck. Stolz und Trotz lagen in ihrem Blick, als sie den Kopf hoheitsvoll und doch mit Achtung vor dem Bruder des Königs neigte.
    Aus irgendeinem Grund fühlte Telarion sich an den Blick des Schmieds erinnert, als dieser begriffen hatte, welchen Dienst der Heermeister der Elben von ihm verlangte. Telarion kannte die Drohungen nicht, die das Mädchen veranlasst haben mochten, das Lager mit seinem Bruder zu teilen, aber er erinnerte sich sehr gut an die, die er damals dem Schmied mit auf den Weg gegeben hatte.
    Ebenso wie ihm hatte man ihr wohl keine Wahl gelassen.
    »Auf der Lichtung sind der Schmied und der Musikant aus deinem Volk«, hörte Telarion sich plötzlich sagen. »Du kannst das Zelt nach hinten hinaus verlassen, wenn du nicht willst, dass sie dich sehen.«
    Überraschung blitzte im Blick des Mädchens auf. Dann knickste sie tiefer vor dem Heermeister, als sie es vor dem König getan hatte und verließ nach einem letzten, zornigen Blick auf ihn das Zelt durch den vorderen Eingang.
    Belustigt sah Tarind ihr hinterher. »Du solltest eigentlich wissen, dass bei diesem Volk Freundlichkeit und Gnade verschenkt sind, Bruder. Mir scheint, der Feldzug macht dich sentimental! Erst beauftragst du einen dahergelaufenen Schmied damit, dir einen Ersatz für das Schwert Vakarans herzustellen, dann bist du freundlich zu einer Hure und tust, als hätte sie Gefühle.«
    »Wenn sich jemand mit diesem Sklavenvolk gemeinmacht, dann bist du es doch, Bruder!«, gab Telarion zurück. Tarind sprach eine Wahrheit aus, die Telarion längst kannte, und er ärgerte sich, dass er der jungen Frau wider besseres Wissen eine Freundlichkeit hatte erweisen wollen. »Eine ihrer Huren in dein Lager zu nehmen! Schon die Vorstellung, eine von ihnen zu berühren, widert mich an – selbst die Quellen von Darkod würden nicht ausreichen, um mich danach ausreichend zu reinigen!«
    Tarind schien der Zorn seines Zwillings nicht zu berühren. »Es befriedigt mich, ihnen die Hitze und damit die Kraft zu nehmen. Erst ihre Gaben verleihen meiner goldenen Magie die nötige Kraft, sie für den Tod unseres Vaters zu bestrafen. Und du? Du tust ihnen Gutes, wo du kannst.«
    »Du argumentierst falsch«, sagte Telarion. »Es geht nicht darum, dass dieses Volk nicht jede Verachtung verdient. Ihr Wunsch danach, die Erde mit Feuer und Tod zu überziehen, verdient nichts anderes, als ausgelöscht zu werden. Doch selbst wenn dem so ist, sie wurden wie alles Lebendige von den vier Schöpfergeistern geschaffen. Ich muss sie mit Respekt behandeln, denn nur so erweise ich Ys und Vanar, dem Herrn allen Lebens, den ihnen gebührenden Respekt.«
    Tarind lachte auf. »Oh, ich vergesse immer wieder, dass du der nächste Abt im Kloster der Stürme geworden wärst, hätte ich nicht versprochen, nur mit dir an meiner Seite zu regieren. Ein Mann der Religion! Wirst du diesen Respekt auch dem Feuermagier erweisen, der auf dem Zaranthenthron von Solife sitzt? Oder kann ich mich darauf verlassen, dass du auf meiner Seite stehst?«
    In der Stimme des Königs lag Spott, doch seine Augen blieben ernst.
    Telarion schnaubte. »Du ziehst meine Loyalität in Zweifel? Wir sind nicht nebeneinander aufgewachsen, sondern du am Hofe und ich im Palast der Stürme. Und doch sind wir von einer Mutter am gleichen Tag und zur gleichen Stunde geboren worden. Ich lasse dich nicht im Stich. Und ich werde alles

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