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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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zierte, festzuhalten. Doch vergebens, sie stürzten über ihm ein. Er versuchte aufzustehen, doch die Stangen behinderten ihn. Die Plane segelte durch die Luft und drohte, sich über ihn zu legen.
    Für einen Augenblick wusste er selbst nicht mehr, wo oben und unten war, dann hatte er die Plane hinter sich gelassen. Doch er prallte mit der Schulter auf eine Wurzel, rollte ab und blieb liegen. Nur langsam kehrte sein Gleichgewichtssinn zurück. Die Schulter seines Schwertarms schmerzte.
    Mit zittrigen Knien stand er auf und sah die Soldaten, die sich erschrocken aus ihren zusammenbrechenden Zelten im Wald auf die Lichtung geflüchtet hatten und in heller Panik aufschrien, als sich die Erde sich unter ihnen erneut schüttelte und dann mit lautem Grollen aufbrach. Nicht ganz zwei Klafter tief, doch ein paar stürzten in den Spalt, weil sie sich an den freigelegten Wurzeln nicht festhalten konnten.
    Telarion zürnte, als er die Unordnung in der Schlachtreihe sah,und rief Iram, der gemeinsam mit Tarind aus dem ethandin des Königs gestürmt war, Befehle zu.
    Ein paar der Elben – Nisan vom östlichen Meer – ließen auf Tarinds Befehl hin Meerwasser in den Erdspalt fließen, der sich unversehens vor dem Heermeister und dem Gefährten des Königs geöffnet hatte. Doch das bewirkte das Gegenteil von dem, was beabsichtigt war. Nicht alle Elben hatten wie der König Macht über das Wasser. So waren sie den plötzlichen Fluten, auf denen sie hätten schwimmen sollen, hilflos ausgeliefert. Viele gurgelten, rangen in immer neuen Wasserfällen, die aus dem Nichts auf sie herabstürzten, nach Luft und gingen unter. Der Spalt schüttelte sich, als wolle er das salzige Wasser der Nisan wieder ausspeien, und schloss sich dann mit donnerndem Getöse. Beinahe wäre Telarion erneut gestürzt.
    Die Unglücklichen, die in dem Spalt gefangen waren, konnten sich nicht mehr befreien. Hier und da hörte Telarion Angstrufe, als sich dicht neben dem geschlossenen Spalt ein weiterer auftat.
    Er versuchte, seine Männer zu halten, dafür zu sorgen, dass sie Ruhe bewahrten, doch wieder grollte und erzitterte der Boden wie ein bockiges Pferd, das seinen Reiter abwerfen wollte. Telarion stolperte und wäre beinahe in die Erdspalte gestürzt, die sich so unversehens vor ihnen geöffnet hatte. Er konnte sich im Fallen gerade noch drehen und an einer Wurzel festhalten. Jäher Schmerz zuckte durch seine geprellte Schulter, als sie das Gewicht seines Körpers aus freiem Fall verkraften musste.
    Dennoch griff er nach einem Soldaten, der neben ihm hing und keine so feste Wurzel wie der Heermeister zu fassen bekommen hatte. Doch Telarion konnte die von Angstschweiß feuchte Hand des Mannes mit der Schildhand kaum halten. Erde, Steine, aber auch Holz und ganze Büsche, die das Erdbeben entwurzelt hatte, regneten auf ihn herab, sodass er das Gleichgewicht zu verlieren drohte und die Augen abwenden musste. Die Hand des Soldaten entglitt ihm.
    Aus den Augenwinkeln sah er, dass das Beben immer mehr Elben in den Erdspalt schüttelte, als ertrage der Boden nicht länger, dass die Kinder des Vanar ihn berührten, und trachte danach, sie alle zu vernichten. Die Erschütterungen waren so stark, dass viele Elben es nicht mehr schafften, nach den rettenden Äste, und Lianen zu greifen.
    »Halt dich fest, jetzt!«, schrie er den Soldaten vor sich an. Doch als dieser mit angstgeweiteten Augen nach seiner Hand griff, verfehlte er sie. Telarion bekam nur die schmutzverkrusteten Fingerspitzen zu fassen, die ihm sofort wieder aus der Hand rutschten. Der Soldat fiel und verschwand kreischend in der grollenden Tiefe. Entsetzt sah Telarion ihm hinterher.
    Ein neuer Erdstoß wurde ihm selbst noch fast zum Verhängnis, während er sich an der Wurzel hochzuziehen versuchte. Dann packte eine feste, kühle Hand zu und zerrte ihn über den Rand des Spalts, wo er aber nicht imstande war, sich aufzurichten. Er und sein Retter glitten auf dem matschigen Boden aus, denn die Nisan hatten in ihrer Panik wieder versucht, den Spalt mit Wasser zu füllen, damit die Ihren sich schwimmend daraus retten konnten. Doch vergeblich. Das Wasser, von goldener Magie erzeugt, schien der Erde, die dem Akusu untertan war, ein Gräuel, und so spülte es den Abgrund nur noch mehr aus und weichte seine Ränder auf, wie es das Hochwasser am Steilufer des Lithon getan hatte.
    Wieder bebte die Erde, doch Telarion rappelte sich auf und riss den Mann, der ihn gerettet hatte und der erschöpft liegen geblieben

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