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Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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verschwanden und ihn in Ruhe ließen. Und das, was er fand, sollte >die ganze Geschichte ändern<. Ich nehme an, wir haben es hier mit Archäologie zu tun.«
    Hjelm lächelte. Zwei gute Polizisten können noch so verschieden sein, aber sobald es um Spürsinn geht, sind sie sich gleich.
    »Aber das ist jetzt weg«, sagte Hjelm. »Was?«
    »Genau. Was ist weg? Das ist die Kernfrage.«
    »Was ändert die Geschichte?«, sagte Äkesson und zuckte mit den Schultern.
    Die Zeltbahn war gelb und lag fast auf Höhe des Straßenniveaus. Eine frühsommerliche Brise wehte darüber und ließ sie Wellen werfen wie ein Rapsfeld im böigen Wind. Paul Hjelm parkte vorschriftswidrig an der Kreuzung zu Tyska Brinken und sprang geschmeidig aus dem Dienst-Volvo. Äkesson war ebenso schnell draußen. Sie waren exakt gleichzeitig bei der gelben Plane und hoben sie an.
    Es gab natürlich nichts zu sehen.
    Rille und Berra hatten zwei Arbeitstage Zeit gehabt, um sämtliche Reste möglicher Beweise zu vernichten. Es gab nichts dort unten in dem Durcheinander von Schlamm und Kabeln und Leitungen und Rohren, das auch nur im Geringsten als geschichtsverändernd gedeutet werden konnte.
    Paul Hjelm streckte den Rücken und blickte sich in der Stora Nygata um. Die Fassaden waren glitzernd schön auf diese mittelalterliche, immer wieder renovierte Art von Gamla Stan. Die Zahl der Geschäfte war Legion, neu eröffnete Cafes und hippe Ladenlokale mischten sich mit alten Tabakläden und Antiquariaten. Auf der anderen Straßenseite lag ein anscheinend neu eingerichtetes Immobilienmaklerbüro. Und im Schaufenster, schräg oben hinter den Annoncensäulen, die mit Wohnrechtverträgen für renovierte Luxuswohnungen warben, saß etwas, das Paul Hjelms Interesse weckte. Er überquerte die Straße und trat näher. Bengt Äkesson folgte ihm zögerlich.
    Gemeinsam betrat das ungleiche Duo ein Immobilienbür o, das förmlich nach Nouveau Ric he stank. Hier drinnen herrschte eine kühle, leicht parfümierte Atmosphäre, und aus den prächtigen Räumen aus dem 1 5. Jahrhundert war ein leichtgewichtiges Boudoir in blauen Nuancen und Achtzigerjahrechrom geworden. Paul Hjelm trat an den Empfangstisch, an dem eine ansehnliche junge Frau in einem Sommerkleid in passendem Blau mit einem Headset über ihrer wohlgeformten Frisur saß und ihm entgegenlächelte. Er lächelte zurück und drehte einen ihrer drei Flachbildschirme zu sich. Ihre Proteste waren sanft, aber deutlich. Während er ihr seinen Polizeiausweis hinhielt, beobachtete er den Bildschirm.
    »Geh zurück zur Tür«, sagte er.
    »Ich?«, stieß Bengt Äkesson aus und bewegte sich unsicher durch den Raum.
    »Nein, Sigmund Freud«, sagte Paul Hjelm.
    Äkesson schlurfte in seinen ewigen Jeans zurück zur Tür und erschien auf der Mitte des Bildschirms. Hjelm drehte den Monitor noch ein Stück weiter in seine Richtung.
    »Machen Sie meinen Monitor nicht kaputt«, sagte die Empfangsdame erschrocken.
    Hjelm betrachtete das Bild mit Äkesson im Zentrum. »Jetzt komm her«, sagte er.
    »Ich?«, fragte Äkesson.
    Doch diesmal erhielt er keine Antwort. Hjelm war ganz auf den Bildschirm fixiert. Unten rechts an der Stelle, die Äkesson verlassen hatte, leuchtete es gelb.
    Gelb wie ein Rapsfeld im Wind.
    Hjelm trat ans Schaufenster, stellte sich auf die Zehenspitzen und klopfte leicht an die gut versteckte kleine Videokamera an der Decke über dem Schaufenster. »Läuft die Kamera die ganze Zeit?«
    Die Empfangsdame drehte ihren Monitor wieder zu sich, ganz vorsichtig, als ob ihre weitere Anstellung mit dessen Winkel stehe und falle, und antwortete spitz: »Je mehr Über wachung, desto günstiger die Versicherung.«
    »Und Sie speichern die Aufnahmen?«
    »Sie werden eine Woche lang auf einer separaten Festplatte gespeichert, ja. Danach werden sie überspielt.«
    Paul Hjelm nickte und kehrte an den Empfangstisch zurück. »Wo ist diese Festplatte?«
    »Ein Stockwerk höher, im Safe«, sagte die Empfangsdame.
    »Wir müssten sie mal ausleihen. Mein Kollege hier wird die Aufnahmen des ganzen Wochenendes durchsehen. Und missverstehen Sie bitte meinen entgegenkommenden Ton nicht als Anfrage.«
    Die Empfangsdame nestelte das Headset aus ihrer Frisur, während sie ihn beobachtete und zu überlegen schien, wie sie seine letzte Äußerung interpretieren sollte. »Ich spreche mit meinem Chef«, sagte sie und verschwand im Inneren des in kühlem Blau schimmernden Lokals.
    Als sie allein waren, sagte Bengt Äkesson mit grimmigem, in

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